Diese Auslegung von Epheser 2,1-10 ist nicht ausgearbeitet bis in jedes Detail – aber sie ist ein weiteres Beispiel dafür, daß sich „unsere“ Deutung des Neuen Testamentes auch anhand ganzer Abschnitte bewährt. Los gehts!

Eph 2,1 Auch euch hat er auferweckt, die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden,

Wir waren tot, als wir Jesus nicht kannten. Und wir waren es nicht DURCH unsere Vergehungen und Sünden – sondern diese waren eine Nebenwirkung unseres Tot-Seins. Deshalb ist es auch ein Riesenunterschied, ob tote oder lebendige Menschen sündigen: die einen tun, was ihrer Natur entspricht – die anderen nicht. Das Sündigen kann uns nicht töten oder tot halten, denn wir sind lebendig geworden und unser Neues Leben in Jesus ist unzerstörbar. Wenn wir als Christen sündigen, dann ist das etwas anderes als bei „toten“ Menschen: ES – IST – ANDERS!

Und was für eine Lüge, daß wir in unserem Sündigen nicht besser dran wären als „tote“ Nicht-Christen! Vielleicht sogar schlimmer dran wären … solche Überlegungen machen die „Süüünnndäää“ groß – und die Erlösung klein … manches Sündigen hat schlimme Folgen für uns und andere; aber aus der Perspektive unserer Erlösung und unserer Neuen Natur muß man mit der Lupe danach suchen – und wird selbst dann nichts finden. Wir sind freigesprochen und vorbestraft – sondern durch Jesus haben wir einen Freispruch 1.Klasse.

Eph 2,2 in denen ihr einst wandeltet gemäß dem Zeitlauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten der Macht der Luft, des Geistes, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt.

Wieder eine klare Vergangenheitsform: wir waren so – jetzt sind wir nicht mehr so. Es ist vorbei; und daran gilt es festzuhalten, auch wenn unser Handeln uns etwas anderes erzählen will. WENN wir das selbe tun wie die „Söhne des Ungehorsams“, dann ist es noch lange nicht das selbe: wir tun es als geliebte Kinder Gottes, unter seinem Schutz, unter seiner Fürsorge. Wir stehen nicht mehr unter der Wirkung, die der Teufel auf Menschen hat, die kein Neues Leben in Jesus haben.

… übrigens WIRKT der Teufel – er hat nicht die absolute Kontrolle … das ist nur ein Beispiel für überzogene Vorstellungen, die sich Christen gerne vom Teufel machen.

Eph 2,3 Unter diesen hatten auch wir einst alle unseren Verkehr in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur Kinder des Zorns waren wie auch die anderen.

Früher sind wir den Bedürfnissen unserer Natürlichkeit gefolgt, als gäbe es nichts anderes – und aus unseren Bedürfnissen wurden „Begierden“ (siehe dazu https://konsequentegnade.wordpress.com/unser-neues-leben/wie-bedurfnisse-zu-begierden-werden/ ). Wir wußten nicht, daß Gott unsere Quelle sein kann; daß er etwas tun kann für unsere Bedürfnisse. Das Natürliche um uns herum war unsere einzige Quelle für unser Wohlergehen. Kein Wunder, haben wir uns um jeden Preis aus dieser Quelle bedient.

Unser Fleisch (also unsere Natürlichkeit) ist nicht verschwunden und auch nicht unsere Bedürfnisse. Aber wenn wir jetzt auf unsere Bedürfnisse achten, dann im Vertrauen darauf, daß Gott auf unserer Seite ist. Wir erwarten nicht mehr alles von dieser Welt, sondern jetzt viel von Gott und was er uns zu geben hat … so kann aus der Begierde nach Essen ein Bedürfnis nach Essen werden, aus der Begierde nach Sport ein Bedürfnis danach usw.

… und etwas weiteres, was wir nicht mehr sind: Kinder des Zorns! Und welche Unverschämtheit, wenn Christen uns auch nur teilweise unter diesen alten Status zurückinterpretieren wollen (in der Regel, weil wir sündigen).

Eph 2,4 Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner vielen Liebe willen, womit er uns geliebt hat,

Gott liebt uns. Er mag uns sogar, findet uns sympathisch, unsere Gesellschaft ist ihm angenehm, er hat uns gerne um sich (weshalb er auch in uns lebt!). Wir sind ihm wichtig. Und deshalb hat er sich viel Mühe gemacht, um uns aus diesem Schlamassel heraus zu holen.

Eph 2,5 auch uns, die wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr gerettet!

Da ist es wieder: wir WAREN tot – JETZT sind wir l e b e n d i g ! Und wir haben es uns nicht erarbeitet oder verdient, wir haben es geschenkt bekommen. Wir waren Gott wichtig und liebenswert genug, daß er das für uns getan hat.

Er hat es getan. Es ist ein Geschenk, ein Gnade. Auf Geschenke reagiert man angemessen, indem man sich bedankt und sie annimmt – nicht, indem man versucht, dafür zu bezahlen.

Eph 2,6 Er hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in der Himmelswelt in Christus Jesus,

Schon jetzt ist ein Teil unserer Person in Jesus „in der Himmelswelt“. Wenn unser Körper eines Tages stirbt, dann wird dieser Zustand nicht plötzlich aufgehoben. Wir sind dann weiterhin „in der Himmelswelt“. Es gibt für uns keine Zeit fern von Gott, bis wir von den Toten auferweckt werden.

Wir sitzen mit ihm – im Gegensatz zu den Priestern des Alten Bundes, denn in deren Tempel gab es ein Möbelstück nicht: einen Stuhl.

Eph 2,7 damit er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erwiese in Christus Jesus.

Man kann darüber streiten, wann uns eigentlich der größere Teil unserer Erlösung zu teil wird: jetzt oder nach unserem körperlichen Tod. Die Gnade hört nicht auf, wenn wir mal sterben. Wir sitzen dann nicht im Himmel rum und langweilen uns eine Ewigkeit.

Aber natürlich interessiert uns jetzt, was denn Gnade bedeutet für das Leben, was wir hier führen.

Eph 2,8 Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es;

Noch mal die Klarstellung für den Teil in uns, der sich gerne selbst auf die Schultern klopft und meint, er habe vielleicht doch ein wenig dazu beigetragen, daß Gott ihn liebt und ihn lebendig gemacht hat.

Und das ist auch der Knackpunkt für alle Menschen, die Jesus nicht kennen: wer will sich schon beschenken lassen? Wir wollen uns alles selbst verdienen … so wie Eva damals, als ihr die Schlange versprach, sie könne alles haben, was sie zu diesem Zeitpunkt bereits hatte (als Geschenk von Gott) – aber dieses Mal selbst erarbeitet … so als gäbe es ein Leben an dem vorbei, der das Leben geschaffen hat.

Und leider ist es auch der Knackpunkt für alle Menschen, die Jesus kennen: auch sie wollen sich oft nicht beschenken lassen. Ihre Bedürftigkeit ist ihnen peinlich. Deshalb u.a. sagt Jesus, dass wir wie die Kinder werden sollen: denen ist es auch nicht peinlich, wenn sie etwas brauchen.

Eph 2,9 nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.

Die eigenen Werke aus eigener Anstrengung bekleckern uns mit eigenem, selbstverdientem Ruhm. Wir können Gott noch so viel rühmen und loben – unser Verhalten spricht eine deutliche Sprache: wenn wir uns selbst für Gott anstrengen, dann sind auch wir es, die den Ruhm bekommen.

Eph 2,10 Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott vorher bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.

Auch das hektische Suchen nach den guten Werken, die wir tun könnten, hört auf: wer gute Werke tun will – es sind welche für ihn vorbereitet. In diesen Werken können wir „wandeln“. Wir sollten uns bloß nicht wundern, wenn sie uns nicht auffallen.

Es sind Werke aus Glauben – keine toten Werke aus dem Gesetz.

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