Götzendienst ist scheinbar ziemlich aus der Mode gekommen in der westlichen Welt. Eine seiner Rückzugsgebiete ist die Kirche. Denn hier gibt es Millionen von Christen, die mit Zerrbildern von Gott leben. Und ein Zerrbild von Gott ist nun mal nicht Gott selbst, sondern ein Götze.

Und außerhalb des westlichen Kulturkreises haben sich Christen von tatsächlichem Götzendienst abgewendet – um gleich wieder einem Götzen zu dienen: einem falschen Bild von Gott.

An diesem Punkt zeigt sich, daß es keineswegs egal, wie wir Gott sehen – es also durchaus richtige und falsche Sichtweisen auf ihn gibt. Denn wenn wir ihn falsch sehen, werden wir ihn leider oft auch entsprechend erleben.

Und es zeigt sich, daß ein vorschnelles „das muß jeder für sich selbst wissen“ billiges und pseudotolerantes Geschwätz ist (oft geboren aus Konfliktscheu).

Wenn wir ihn falsch sehen

  • dann verlangt er viel und gibt wenig
  • dann müssen wir uns weiterhin allein um unsere Probleme kümmern
  • dann ist er letztlich der Autor des Schlechten in unserem Leben
  • dann müssen wir uns anstrengen, um ihn zu erleben
  • dann müssen wir viel tun, damit wir uns ihm nahe fühlen
  • dann sollten wir bei unseren Anstrengungen besser nicht nachlassen
  • dann droht uns von seiner Seite Schlimmes und Schlimmstes, wenn wir sündigen
  • dann interessiert er sich für unser Tun und nicht für uns, unsere Gefühle, unser Ergehen
  • dann belohnt er uns für unser Wohlverhalten und bestraft uns für unsere Sünden
  • dann „liebt“ er uns vielleicht, aber mögen tut er uns bestimmt nicht.

Und damit hat dieser vermeintliche Gott viel gemeinsam mit den Götzen, die wir aus der Geschichte und Gegenwart kennen.

Leider werden diese Vorstellungen von Gott meist nicht so formuliert wie hier. Sie kommen in scheinbar logische „biblische“ oder theologische Formulierungen verpackt daher. Aber ihr Inhalt ist bedauerlicherweise genau der oben beschriebene. Und oft sagt der nüchterne Baptistenpastor ähnliches Falsches wie der massentaugliche Vollmachtsevangelist oder der beliebte Kirchenführer: sie verpacken es nur unterschiedlich.

Und deswegen ist es makaber, wenn Prediger dieser Zerrbilder von Gott über andere ereifern, die das gleiche tun – denn es gibt eigentlich keine Unterschiede: nur daß die anderen eben anders verzerren.

Leider können unsere Sätze über Gott richtig sein – aber in der konkreten Situation fühlen wir vielleicht ganz anderes als wir theologisch behaupten. Und deswegen hört sich das energisch-pseudovertrauensvolle „Gott ist gut!“ aus vielen frommen Mündern irgendwie so seltsam an: es ist nur gedacht, nicht gefühlt. Und damit geheuchelt, weil unecht.

Gott als unseren Vater zu betonen, war in den letzten Jahrzehnten eine verdienstvolle Tendenz. Aber auch hier wurde viel zu oft mit der einen Hand gegeben und mit der anderen Hand genommen.

Auch die Betonung der Liebe Gottes hat ein wenig geholfen. Aber so lange wir nicht offensiv alles konfrontieren und als Lüge erkennen (zumindest in unserem eigenen Leben), was dem eben doch widerspricht – so lange ist uns nicht wirklich geholfen.

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