Hier haben wir mal zusammengestellt, wovon wir ausgehen – um es klar auf den Punkt zu bringen (das Evangelium ist keine Geheimlehre) und auch für den eiligen Leser. Hier ist aber nicht der Raum, um das jeweils biblisch zu begründen. Wo möglich, werden wir im Laufe der Zeit einen oder mehrere Links in der jeweiligen These hinterlegen:

  • nicht alle Teile der Bibel sind gleichberechtigt, deshalb müssen sie auch nicht miteinander in (logische) Übereinstimmung gebraucht werden (sondern in eine Rangordnung)
  • Logische Widersprüche entstehen, wo man die beiden großen Heilsordnungen (Gesetz und Gnade) miteinander vermengen will
  • Jesus hat einen zweifachen Dienst gehabt: für die, die unter Gesetz sind – und für die, die im Neuen Bund unter der Gnade leben. Nicht alle seine Aussagen gelten also für seine Jünger.
  • der Alte Bund des Gesetzes hat im Neuen Bund der Gnade nichts verloren
  • das Leben mit und unter dem Gesetz ist für Christen voller Leid und Gefahren: es bringt sie unter den Fluch des Gesetzes und macht die Gnade unwirksam und fördert die Sünde
  • alle Bibelstellen, die Heilsverlust für Christen anzudeuten scheinen (es aber nicht tun), beziehen sich entweder auf Nichtchristen oder auf Christen, die sich dem Gesetz hingeben
  • alle unsere Sünden sind vergeben, die der Vergangenheit genauso wie die in unserer Zukunft
  • Sünden vor und nach unserer Neuen Geburt werden von Gott nicht anders behandelt: sie SIND alle vergeben
  • wir müssen nicht mehr das Sündenbewußtsein wie unter dem Gesetz haben
  • unter dem Neuen Bund definiert nicht mehr das Gesetz, was Sünde ist, sondern der Glaube
  • wir sind Kinder Gottes durch eine „Neue Geburt“, wir sind nicht adoptiert, sondern von Gott neu geboren
  • wir gehören auf ewig zur Familie Gottes
  • wir haben ein Neues Herz bekommen, das grundsätzlich fähig ist zum Gehorsam; dieser Gehorsam entsteht aber nicht durch Zwang wie unter dem Gesetz und darf in keiner Weise erzwungen werden
  • Gott zwingt uns nicht – deshalb dürfen wir auch einander nicht zwingen (schon gar nicht durch die Predigt des Gesetzes)
  • der Neue Mensch in Christus ist nicht dazu geschaffen, das Gesetz weiter zu befolgen
  • unsere grundsätzliche Veränderung durch die Neue Geburt ist keine sofortige völlige Veränderung unserer Gedanken, Gefühle, Motivationen, Antriebe, etc.
  • Innere Veränderung wird nicht durch äußeres Handeln verursacht oder begünstigt
  • Gott verändert uns von innen nach außen: erst kommt unser Innenleben – daraus erfolgt über kurz oder lang ein anderes Verhalten
  • jeder Christ tut Glaubenswerke (er merkt es bloß oft nicht)
  • die Glaubenswerke sind Resultat von innerer Veränderung über die Wochen, Monate, Jahre und Jahrzehnte
  • Werke sind nicht gleich Werke: es gibt Glaubenswerke – und es gibt tote Werke aus dem Gesetz (die jeder Mensch tun kann!)
  • auch Christen dürfen sich anstrengen – sie sollten aber nicht viel davon erwarten
  • unser Tun und Lassen kann Gottes veränderndes Werk in uns nicht aufhalten oder behindern
  • deshalb sind wir zwar für unser Handeln verantwortlich, aber wir müssen nicht befürchten, dass es Gott hindert an seinem Werk in uns
  • uns ist alles erlaubt
  • diese Erlaubnis ist wichtig, weil wir eben nicht in allem sofort oder bald innerlich verändert werden; sonst müßten wir uns selbst zwingen, bestimmtes Verhalten abzustellen
  • die Regelkataloge der apostolischen Briefe sind nicht im Sinne des Gesetzes zu lesen
  • sie sind vielmehr Aufforderungen, vorhandene Liebe und Fülle in bestimmte Bahnen zu lenken
  • die Regeln in den ersten Gemeinden ändern sich wahrnehmbar von der Apostelgeschichte bis zu den letzten Briefen
  • Leben aus Gnade ist kein Leben ohne Leid und Schmerz – aber idealerweise ein Leben ohne vermeidbares Leid und vermeidbaren Schmerz
  • Gott verändert uns durch das Neue Leben in uns – nicht durch Schmerz, Entbehrung, Schicksalsschläge, Verfolgung, Not und Qual
  • Menschen, die ohne Gnade sein wollen und keine Erlösung zu brauchen meinen, haben das Recht dazu; auch hier wird niemand gezwungen

Diese Liste ist nicht vollständig und kann erweitert werden. Und es sind bessere Formulierungen denkbar.

Eine Antwort »

  1. „unser Tun und Lassen kann Gottes veränderndes Werk in uns nicht aufhalten oder behindern“
    Frage dazu: Wieso gibt es dann so viele Christen, die ihr Leben lang nach dem Gesetz leben und trotz diverser Hinweise, liebender Versuche von Mitchristen, usw. nicht umkehren und demnach tote Werke bringen? Haben diese Menschen nicht eine „Mitgestaltungsmöglichkeit“ bei dem, was Gott in ihnen bewirken will? Oder besser: Haben wir nicht eine Mitgestaltungsmöglichkeit bei dem was Gott in uns tun will? Das schließt für mich weder aus, dass Gott in seiner Gnade uns immer wieder die Möglichkeit gibt unser Denken erneuern zu lassen. Das schließt für mich auch nicht aus, dass es Gottes Gnade ist, die uns z.B. falsche Glaubens- und Denkkonzepte offenbart. Auch heißt das nicht, dass Gott mich für falsche Entscheidungen bestraft. Aber darf ich dann nicht darauf antworten und ggf. auch sagen, dass ich gerne weiterleben möchte wie bisher obwohl ich weiß, dass es eigentlich einen besseren Weg gibt?

    Ich erlebe das bei mir selbst momentan, dass Gott mir sagt ich soll dies oder jenes in seine Hand überlassen, weil er es gut macht und ich aber aus welchen Gründen auch immer (vielleicht Stolz oder mangelndes Vertrauen) meine, ich müsste es selber machen und dann scheitere oder wenigstens mich selber viel zu sehr stresse (unnötigerweise). Gott ist mit seiner Gnade da und zeigt mir den richtigen Weg. Gott ist mit seiner Liebe da und fängt mich im Fallen auf und Gott gibt mir in seiner Barmherzigkeit eine neue Chance bzw. unendlich viele Chancen. Ist mein Erleben da falsch und habe ich vielleicht gerade in diesem Punkt einen falschen Glaubensinhalt? Für mich ist dieses Thema grad ziemlich existenziell.

    „Gott verändert uns durch das Neue Leben in uns – nicht durch Schmerz, Entbehrung, Schicksalsschläge, Verfolgung, Not und Qual“
    Frage dazu: Ist es nicht möglich, dass Gott diese negativen Dinge für uns zum Besten „benutzt“? Gerade wenn ich das vor dem Hintergrund des oben beschriebenen betrachte: Gott stellt mir einen Weg bzgl. einer Sache vor. Ich entscheide mich dagegen. Ich erleide durch mein Fehlverhalten irgendeinen Verlust/Leid. Gott ist nicht der Urheber dieses Leids, Gott ist aus um mich von diesem Leid zu befreien, Gott rettet mich in seiner Gnade aus diesem Leid. Und ich hoffe, dass ich am Ende auch etwas aus dem Fehler gelernt habe. Kann das nicht sein?
    z.B. kann es doch sein, dass jemand lernt durch eine Krankheit sich selbst oder Dinge in seinem Leben loszulassen und alles in Gottes Hand zu geben. Damit verglorifiziere ich nicht die Krankheit oder stelle Gott als Urheber der Krankheit dar. Auch sage ich nicht, dass die Krankheit notwendig zur Veränderung sei. Wie sollte Gott uns dann aus ihr retten? Aber wenn Krankheit im Leben ist, kann man doch auch dort etwas lernen und Gott kann das zum Besten nutzen, oder?!?

    Mir ist klar, dass wir das Leid nicht suchen sollen. Mir ist auch klar, dass Gott nicht die Quelle des Leidens ist. Trotzdem kann Gott doch im Leid wirken oder nicht? Ich finde doch auch bei Paulus viele Stellen wo sich der Glaube im Leid bewährt, alte Denkweisen über den Haufen geworfen werden, das verschrobene Bild von sich selbst, anderen Menschen und Gott verändert werden, weil es nur Leid erzeugt und dass sich dieser Prozess nicht immer schön anfühlt. Für mich klingt die Aussage von Paulus, dass er sich in aller Bedrängnis freut ziemlich crazy… 🙂 Wahrscheinlich aber doch deswegen, weil er weiß, dass diese Bedrängnis Frucht bringen wird oder warum freut er sich sonst? Manchmal hört es sich sogar fast so an, als sei das Leid notwendig, damit die entsprechende Frucht gebracht werden kann bzw. zum Vorschein kommt.

    Ich finde nicht, dass ein Leben unter der Gnade auch gleichzeitig ein Leben ohne Sorgen, Nöte, Probleme, Leid ist. Manchmal hört sich das so an. Oder es hört sich wenigstens so an, dass ein potenzielles Leben ohne Leid, Schmerzen, etc. theoretisch möglich ist. Das ist doch lebensfremd, oder nicht?!? Außerdem führt es den Menschen immer in Verdammnis, weil er bei Leid, Nöten etc. immer denkt, er sei Schuld, hätte Gott falsch verstanden, glaubt etwas falsches, hat sein Denken noch nicht erneuern lassen, etc. In Wirklichkeit ist es doch gerade im (selbstverschuldeten oder fremdverschuldeten Leid) so, dass es dem Christen zum Besten dienen muss und wird…

    Ich finde manche Veränderungsprozesse schon schmerzhaft oder bilde ich mir das ein?

    Ich benötige etwas Klarheit wie ihr seht 🙂

    • Gott wirkt im Leid (so wie er auch im Nicht-Leiden wirkt), aber er wirkt nicht durch das Leid. Leid stellt für manche Menschen eine Motivation dar, ihre Denkurteile über Gott und das Leben mit ihm zu überdenken. Manche landen dann noch tiefer in einer Leidenstheologie, andere bewegen sich hinaus, wieder andere lassen alles so, wie es ist. Krisen schaffen nicht automatisch Willigkeit und Bereitschaft zur Veränderung. Veränderung ist allein das Werk Gottes in uns – wir willigen „nur“ ein.

      Nein, wir plädieren nicht für ein schmerzfreies Leben oder streben es an. Aber wir plädieren für ein Leben ohne unnötige Schmerzen und streben ein solches Leben an.

      An einem Punkt können wir Gottes Wirken allerdings schon einschränken: indem wir an das Gesetz glauben.

      … hilft das? Du hast wichtige Punkte angesprochen.

  2. Ja, das hilft schon. Dass wir „einwilligen können“ heißt dann auch, dass man nicht einwilligen kann, oder?!? Auf der anderen Seite sagt die Schrift ja auch, dass Gott zum Wollen das Vollbringen schenkt… Allerdings kann ja trotzdem kein Mensch Gott die Schuld geben, dass er oder sie sich nicht verändert. D.h. irgendeine Einflussmöglichkeit hat man dann doch… Mh, scheint ein Spannungsfeld zu sein…

    Was das Leid angeht: Vielleicht ist es gerade die Güte Gottes, die wir im Leid erfahren, die uns dann zur Umkehr führt. Aber sie führt uns auch zur Umkehr wenn wir sie erleben losgelöst von Leid 🙂

    Könnt ihr nochmal etwas zum ersten Punkt sagen?„unser Tun und Lassen kann Gottes veränderndes Werk in uns nicht aufhalten oder behindern“ und denn oben geäußerten Gedanken? Ich frage mich schon, warum hier Leute sich äußern, die die Gnade begriffen haben und andere jahrelang oder sogar ein Leben lang in ihrem gesetzlichen Ding bleiben. Gibt es da gar keine Mitgestaltungsmöglichkeit? Was meint ihr dazu? Ist das nur Gottes Souveränität geschuldet, dass halt manche die Gnade für sich begreifen und andere nicht? Er will doch, dass alle gerettet werden. Er will das alle zur Erkenntnis der Gnade kommen. Dennoch kommen nicht alle zur Erkenntnis. Woran liegt das?

    • Wir glauben, dass die Kraft, die ein Mensch hat, darüber mitentscheidet, wie er sich zum Gesetz stellt: der Starke krempelt die Ärmel hoch und strengt sich an, der Schwache kapituliert. Der Schwache hat also hier einen Vorteil vor dem (Willens)Starken. Das ist doch irgendwie fair, oder?

  3. Ich glaub ich habe etwas gecheckt: Ich bin in allen Dingen abhängig von Gott und von ihm allein. Selbst in der Erkenntnis, dass ich von ihm abhängig bin, bin ich davon abhängig, dass er es mir offenbart. Ich kann dann einfach in diese Erkenntnis einwilligen. Diese Einwilligung hat evtl. mehrere Facetten (ich bin bedingungslos geliebt, ich brauche Jesu vollbrachten Werk nichts mehr hinzufügen, mir ist ALLES vergeben, alle Veränderung kommt von Gott), aber eigentlich reicht die Erkenntnis meiner absoluten Abhängigkeit von meinem geliebten Vater. Das in verschieden Lebensumstände zu übersetzen ist eigentlich auch wieder Sache des heiligen Geistes. Und sobald er was gezeigt hat, kann ich wieder einwilligen…

    Danke, dass ich meine Gedanken hier mal ausbreiten darf. Das hilft mir. Auch der Beitrag „Gehorsam unter der Gnade“ https://konsequentegnade.wordpress.com/unser-neues-leben/gehorsam-unter-der-gnade/ hat mir sehr weitergeholfen. Danke!!!

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