Wenn die Bibel sich in ihren explizit inhaltlichen Aussagen widerspräche (also unlogisch wäre), dann gäbe es nichts, worüber wir hier diskutieren könnten … dann wäre sie ein Buch mit einer Anzahl Geschichten, die einen zarten Hinweis darauf geben, daß Gott vielleicht existiert und Menschen mit ihm (teilweise widersprüchliche) Dinge erleben.

… natürlich kann man nicht alle scheinbaren Widersprüche bzw. Unlogiken in der Bibel auflösen; oder das bleibt eben Generationen nach uns überlassen. Aber vieles, was als Widerspruch dargestellt wird (oder in der Vergangenheit wurde) – insbesondere in den theologischen Aussagen – läßt sich doch auflösen; oder wir können es heute mit dem aktuellen Stand unserer Erkenntnisse bzw. mit einer Theologie, die uns den richtigen Auslegungsschlüssel liefert (und das kann nun mal keine der vielen Varianten des gesetzlichen Denkens sein).

… und oft wiederholte Aussagen des Neuen Testamentes werden nun mal nicht durch ein paar wenige andere Verse (gar welche aus dem AT) aufgehoben. Und deshalb rettet uns weiterhin allein der Glaube – auch wenn etwa Jak 2,14 etwas anderes zu sagen SCHEINT (was aber nicht so ist).

… gehen wir mal davon aus, daß die Christen im 1.Jahrhundert in ihrer Masse nicht gerade hochgebildet waren. Aber Paulus hat ihnen einen Text wie Römer 5 bis 8 zugemutet. Und wir glauben, sie haben diesen Text verstanden, weil Paulus sie nur daran erinnert hat, was sie aus zahlreichen Lehrstunden schon wußten … Verstehen biblischer Wahrheiten setzt also nicht formale Bildung voraus.

Andererseits sind es aber auch nicht lauter Einzeloffenbarungen, die nicht weiter begründet werden und nur darauf beruhen “Gott hat gesagt”: die Offenbarung Gottes hat viel mehr eine innere Logik, sie ist widerspruchsfrei (natürlich nicht mehr, wenn man versucht, Alten und Neuen Bund kräftig zu vermischen!) – und sie steht mit der menschlichen Wahrnehmung nicht im Widerspruch, ist also bis zu einer bestimmten Grenze durchaus empirisch nachvollziehbar.

Aber: biblische Wahrheiten sind ein wenig komplexer als ein gesetzliches Denken wahrhaben will, aber sie sind letztlich recht einfach. Man muß sich nur von ein paar Übervereinfachungen verabschieden (etwa „Gott hat gesagt …“), um sie zu verstehen.

Die durchgängige Erfahrung mit bibelgläubigen Biblizisten ist aber, daß sie auf nichts allergischer reagieren als auf Bibelstellen und biblische Zusammenhänge, die ihnen nicht in den Kram passen bzw. ihren Übervereinfachungen jede Grundlage entziehen  … etwa wenn man ihnen klar zeigt, daß Jesus keineswegs durchgängig das Gesetz gehalten hat … oder daß ein Christ unmöglich mal in Gott und dann wieder in der Finsternis sein kann; und das am besten noch in Minutentakt; und daß das mit seiner Neuen Natur überhaupt nicht vereinbar ist … oder die Definition von Sünde im Neuen Testament eben nicht mehr auf Gesetzesbruch beruht, sondern auf Glaube und Unglaube … oder daß wir tatsächlich ohne unser Zutun gesegnet werden  und daß das auch so sein muß …

1Tim 1,7 Sie wollen Gesetzeslehrer sein und verstehen nichts, weder was sie sagen noch was sie fest behaupten.

Vorsicht ist also geboten, wo mit viel Nachdrücklichkeit etwas fest behauptet wird. Je mehr behauptet wird, desto weniger Argumente sind da.

… übrigens war eines der Lieblingsargumente der Pharisäer, Jesus sei vom Teufel besessen und verbreite ungesetzliche Lehren. Noch Fragen?  Grin

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