Alle Welt redet inzwischen vom Gesetz des Säens und Erntens. Und das Reden der Christen unterscheidet sich leider nicht großartig davon: sie machen sich Gedanken über das, was gesät wird: gute Taten – gute Ernte, schlechte Taten – schlechte Ernte. Und das ist die Logik des Alten Bundes, des Mosaischen Gesetzes. Und so lesen sie dann auch die folgende Stelle wie alle Welt:

Gal 6,7 Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht verspotten! Denn was ein Mensch sät, das wird er auch ernten.

Also unterliegen wir auch im Neuen Bund dem Gesetz von Säen und Ernten? So wird dieser Bibelvers gerne zitiert, aber der folgende Vers zeigt uns, dass diese Deutung falsch ist.

Gal 6,8 Denn wer auf sein Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten.

Im Neuen Bund geht es aber um den Grund: auf was säen wir. Ob wir auf das Fleisch (unsere Natürlichkeit) säen oder auf den Geist.

Vorschnell wird „auf sein Fleisch säen“ mit Sündigen gleichgesetzt. Schon aus dem Zusammenhang des Galaterbriefes wissen wir, dass es die religiöse Seite des Fleisches gibt, die sich am Gesetz versucht: dadurch werden diese Menschen Verderben ernten. „Gute“ (aber tote) Werke sind offensichtlich keine Sünde im Sinne des Gesetzes – aber sie bringen Verderben. Wir erinnern uns: wer unter dem Gesetz ist, ist unter dem Fluch. Wer viele „gute“ tote Werke tut, sät auf sein Fleisch.

Das gleiche gilt für den, der mit seinem Sündigen auf gesetzliche Weise umgeht. Er erntet ebenfalls Verderben – es wäre besser, er würde mit seinem Sündigen gemäß der Gnade umgehen.

Es geht also nicht um gute oder schlechte Taten – es geht um den Grund, um die Art des Bodens, auf den wir uns stellen und in den wir säen.

Und wie überflüssig, dass wir uns wieder auf den Boden des Fleisches stellen, obwohl wir längst ein Neues Leben im Geist haben:

Röm 8,9 Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn wirklich Gottes Geist in euch wohnt. Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.

Wer immer sich in privaten Gesprächen oder als Prediger oder Bibellehrer so äußert, dass sich seine Zuhörer ermutigt fühlen, sich auf den Boden des Fleisches zu stellen – begeht damit kein Kavaliersdelikt. Und das geschieht nun mal wo

  • das Gesetz gepredigt wird als weiterhin gültig für Christen
  • mit dem Sündigen nach der Art des Gesetzes umgegangen wird

Leben unter dem Gesetz ist sicher Teil unserer Freiheit (alles ist erlaubt). Gott wird uns dann nicht weniger lieben. Aber wir bringen uns nun mal selbst dadurch in massive Schwierigkeiten:

  • wir fallen aus der Gnade (bezüglich unseres täglichen Lebens hier und jetzt)
  • wir ernten Verderben
  • wir sind unter dem Fluch des Gesetzes

Wir können also unser Leben massiv vereinfachen, wenn wir (in aller Schwachheit) im Geist leben:

  • unser Tun und Lassen stellt uns nicht auf den Boden des Geistes oder des Fleisches
  • unser Tun und Lassen ist keine Saat (aber manches davon hat Folgen auf der natürlichen Ebene, die unangenehm sein können)
  • unser Tun und Lassen wird Gott nicht hindern, sein Werk der Veränderung in uns zu tun
  • wir können unser Vertrauen weiter auf die Erlösung setzen und unsere Mitverantwortung nicht überschätzen
  • wir behalten die Nerven, wenn unser Tun (oder was auch immer) uns zuflüstert: „du säst auf das Fleisch! So kann Gott dich nicht verändern! Und beschenken kann er dich so erst recht nicht!“
  • kurz und gut: die Last liegt nicht auf uns

Nebenbei sehen wir daran auch, dass der „Wandel im Geist“ keine anstrengende Angelegenheit ist, „die uns alles kostet“.

Eine Antwort »

  1. Das Bild vom Säen und Ernten…

    Hab das mal selbst überlegt und stimme dem Gesagten voll zu! Da werden Einzelaussagen ohne „Gandenkontext“ interpretiert und am Schluss kommt eine irdische Wettkampf-Logik heraus! Alles nach dem Motto: „Do good and get good ! “, „Kämpfe mit vollem Einsatz für das Gute – das im Gesetz als richtig Erkannte – und du wirst siegen !“ usw. Dabei hat Jesus wesentlich stärker eine „irrationale“, überirdische Gnade Gottes betont – und zwar jenseits der guten und schlechten Taten der Menschen. Nach Jesus soll der Mensch mehr aus dem Glauben an eine umfassende Gnade Gottes leben (der sich in ihm selbst vorbildlich zeigte) als aus dem Glauben an seine eigenen guten, kämpferischen Leistungen. Denn: Vertrauen auf eigene Leistungen ähnelt eher der irdischen Logik des Mammons, einem „the winner takes it all !“

    Z.B. gebraucht Jesus, in Mat 6, folgende Bilder für die Gnade Gottes und den richtigen Glauben: „Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?“. Dieses Bild lässt sich leicht als Bild Jesu für den richtigen Glauben deuten – und zwar so, dass das „Brot des Lebens“ ohne besondere Vorleistungen zu den Menschen, allein durch Gnade, kommt. Oder: „Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.“ Gott kleidet in Gnade die Lilien in ein biblisches Weiß von überirdischer Reinheit, obwohl sie nicht eigens dafür arbeiten, keine besonderen Taten leisten – und zwar noch herrlicher, als den herausragenden König Salomo des AT, der für seine Lebensweisheit, Glaubenstaten, Gesetzestreue berühmt war. So scheint bei Jesus „Schätzesammeln“ für das Reich Gottes eher zu sein, aus neuem Vertrauen in die Gnade Gottes den (allen) Menschen gegenüber zu leben, szs. sein „Herz“ im „Himmel“ zu verankern, der offensichtlich selbst „weniger Gerechten“, weniger (moralisch) Erfolgreichen die Gnade/Segen des Regens zuteil werden läßt.

  2. Ich verstehe nicht alles, kann mich aber der Grundaussage voll anschließen. Aber warum soll das Gesetz der Saat und Ernte jedoch aufgelöst sein, da es Paulus in den benannten Stellen aus Galater ja gerade beschreibt? Die Auslegung „auf was man säat“ ist interessant, aber bestätigt doch eigentlich, dass es eine Saat und eine Ernte gibt. So ganz zufrieden bin ich mit der Aussage nicht. Kannst Du mir bitte Deine Gedanken dazu erklären? Danke.

    • Das richtet sich zwar an den Seitenbetreiber, ich versuche trotzdem mal ne Antwort 😉

      Es geht nicht darum, WAS man sät, sondern WORAUF man sät: Aufs Fleisch, also auf seine eigene Kraft (um Gutes zu tun und Böses zu lassen), oder auf den Geist, also auf die Kraft Gottes.
      Es gibt nur diese beiden Wege. „Aufs Fleisch säen“ nennt Jesus den breiten Weg, der ins Verderben führt. (Jesus sagte also dasselbe wie Paulus.) Übrigens nicht zwangsläufig ins EWIGE Verderben, denn sonst würde wohl kein einziger Mensch gerettet…

    • Wenn Jesus uns nicht erlöst hätte vom Gesetz von Saat und Ernte, sähen wir ganz schön alt aus … Und immerhin heißt es in der Galaterstelle ganz klar „wer auf das Fleisch sät“ und „wer auf den Geist sät“ (Galater 6,8) – sie zielt also auf den Boden, auf den gesät wird. Und nicht auf die Taten. Viele gute Taten auf das Fleisch gesät, bringen eben „Verderben“. Unter dem Gesetz war und ist das anders: da lebt man von den Früchten seiner guten Taten … Erklärt es das für dich?

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