Wir haben gesehen, was Sündigen unter dem Gesetz bedeutet ( https://konsequentegnade.wordpress.com/freiheit-vom-gesetz/sundigen-unter-dem-gesetz/ ).  Leben mit und unter dem Gesetz erinnert uns ständig daran, was wir einmal waren: Sünder. Deshalb neigen auch so viele Christen dazu sich immer noch als Sünder zu sehen, obwohl sich ihre Natur grundlegend geändert hat:

Röm 5,8 Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist. [Achtung! Das ist nur eine von vielen Stellen, die direkt oder indirekt unsere Neue Natur schildern! Siehe dazu etwa https://konsequentegnade.wordpress.com/unser-neues-leben/unsere-neue-natur/ ]

Auch Römer 6,2 beschreibt unseren Zustand (obwohl viele daraus ein Sollen machen): „… Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie werden wir noch in ihr leben?“

Und an anderer Stelle haben wir gesehen, dass auch 1.Joh 3,9 keineswegs unsere Unfähigkeit zu sündigen behauptet – sondern „nur“ sagt, dass wir nicht mehr auf die alte Art und Weise sündigen:

1Joh 3,9 Jeder, der aus Gott geboren ist, tut [und tut und tut … ] nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm; und er kann nicht sündigen [ sündigen und sündigen und sündigen … ], weil er aus Gott geboren ist.

Denn daß wir sehr wohl auch unter der Gnade sündigen, leugnet weder die Bibel noch unsere eigene Erfahrung – aber wir sündigen eben nicht mehr so wie als Alte Menschen, die nicht neu geboren waren.

Unter der Gnade ändert sich die Definition der Sünde grundlegend:

Joh 16,9 Von Sünde, weil sie nicht an mich glauben

Paulus wiederholt diese Definition im Brief an die Römer:

Röm 14,23b … Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde.

Unter dem Gesetz bedeutet Sünde, dass wir das Gesetz brechen. Unter der Gnade spielt das keine Rolle mehr (weil das Gesetz eben für uns nicht mehr gilt) – hier geht es um Unglauben. Diese Definition von Sündigen mobilisiert interessanterweise weit weniger oder gar keine Schuldgefühle in uns. Und sie läßt uns auch nicht als Sünder fühlen.

Unter der Gnade sind wir gereinigt von allen Sünden – den vergangenen und allen zukünftigen.

Dass wir uns nicht mehr als Sünder fühlen, liegt auch daran, daß ohne Gesetz das mit der Sünde im Sinne des Gesetzes nicht mehr funktioniert:

Röm 7,8 b … ohne Gesetz ist die Sünde tot. [Also bring dich unters Gesetz – und du wirst sehen, wie lebendig die Sünde in dir werden kann! Erlösung hin oder her!]

Negativ ausgedrückt klingt es so:

1Kor 15,56b … die Kraft der Sünde aber [ist] das Gesetz.

Wenn wir unter der Gnade sündigen, dann stellen sich ganz andere Fragen. Etwa: warum tue ich das? Wo mangelt es mir an der Gnade Gottes? Will ich das weiter tun? Oder will ich es ändern?

In diesem Sinne gilt für uns die Aussage von Johannes:

1Joh 1,8 Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.

Probleme, die wir angeblich nicht haben, können wir auch nicht lösen.

Die Frage „will ich es weiter tun?“ ist natürlich unter dem Gesetz streng verboten. Dort MUSST du die Sünde um jeden Preis abstellen – koste es, was es wolle. Natürlich geht das gar nicht – aber das interessiert unter dem Gesetz nicht. Nur unter Gnade haben wir die Lizenz zum Sündigen – und müssen uns deshalb nicht selbst anstrengen, schräges oder schädliches oder destruktives Verhalten abzustellen. Dieses Verhalten wird so lange andauern (oder verlagern), bis wir eine echte Veränderung in unserem Inneren erlebt haben. Das Gesetz sagt „Stell das äußere Verhalten sofort ab!“ – die Gnade sagt „Streck dich aus nach innerer Veränderung!“.  Entweder tun wir das eine oder das andere.

Erst unter der Gnade können wir sehen, wie es in unserem Herzen wirklich aussieht – abseits von gesetzlichen Zerknirschungsshows und dramatischen Bußbemühungen und gespielt-echter Reue. Die Reflektion über unser Sündigen kann nun zu etwas werden, was uns zu den wahren Ursachen für unser Tun und Lassen führt.

Gott liebt uns und hat uns erlöst. Wir sind ihm immer nahe. Deshalb können wir auf unsere Veränderung warten und alles eigene Anstrengen einstellen. Das kostet manchmal Nerven. Es ist ein Kampf des Glaubens – aber eben kein Kampf zur Erfüllung des Gesetzes um jeden Preis.

Nach all dem wird klar, warum Sündigen unter der Gnade sich nicht genauso anfühlen sollte wie Sündigen unter dem Gesetz.

Und auch der Bitten-um-Vergebungsstress hört auf: http://www.organischegemeinde.de/2013/01/vergebung-mussen-wir-noch-darum-bitten/

Eine Antwort »

  1. Ich möchte gerne noch etwas ergänzen (ohne die Bedeutung deines Textes zu minimieren), weil ich das Gefühl habe, dass sonst ein wichtiges Puzzleteil fehlt, welches aber für das Verständnis und im praktischen Leben eine Rolle spielt.

    Ich hätt am liebsten einen Kommentar in dem o.g. Links hier rein kopiert, den ich für sehr zutreffend halte – funktioniert aber leider nicht. Ich hatte exakt die gleichen Bibelstellen im Kopf und sie ergänzen m.M. die Lücke, die sonst nur viele weitere Fragen aufwirft….

    Vermutlich es ist das, was du mit „innere Veränderung“ beschreibst……entspricht m.E. der Reinigung, Heiligung…… die ja auch noch an uns geschieht. (Und wahrscheinlich muß man auch das Gewissen in diesem Zusammenhang sehen…?)

    Also bei Interesse bitte hier nachlesen, die Beiträge von „Matthias“ !!!

    http://www.organischegemeinde.de/2013/01/vergebung-mussen-wir-noch-darum-bitten/

    • Um mal auf das Argument eines Kommentators auf einer anderen Seite zu antworten 😉 … und auch nur, weil die Frage danach kam:

      Unsere „Reinigung“ hängt nicht davon ab, ob wir um Vergebung bitten. Die Bitte um Vergebung ist ein Angebot an uns – nichts, was Gott braucht, damit ALLE unsere Sünden vergeben und vergessen bleiben. Es ist nichts falsch daran, um Vergebung zu bitten – aber auch nicht daran, es nicht zu tun.

      … das Leben unter der Gnade Gottes wird (über kurz oder lang) immer dazu führen, dass wir uns unserer allgemeinen Schwäche und konkreten Schwächen sehr bewußt sind. Dies ist nicht davon abhängig, dass wir um Vergebung bitten. Ebenso hängt auch unsere „Reinigung“ (was immer das genau sein mag) nicht von unserem konkreten Verhalten ab.

      Jeder Versuch, Gottes Gnade mit Regeln zu verbinden, die einiges oder vieles von UNSEREM Verhalten abhängig machen, führt letztlich in seltsame Gefilde, die irgendwann nicht mehr vom Leben unter dem Gesetz zu unterscheiden sind.

      Jede Schilderung der Erlösung, die nicht dazu führt, dass der Zuhörer oder Leser sagt „… aber dann kann ich ja machen, was ich will“ – ist keine Schilderung der Erlösung.

      • Danke, der Kommentator auf der anderen Seite, hatte das einfach schon wunderbar ausformuliert…. und es war schon spät. 🙂

        Ich wollte damit NICHT sagen, dass es an eine Bedingung geknüpft ist! Mir geht es eben um dieses Leben aus Gnade und das, was es PRAKTISCH Bedeutet.

        Denn auch diese „innere Veränderung“ (oder Reinigung) aus Gnade geschieht ja nicht einfach so über meinen Kopf hinweg, ohne dass es mich in irgend einer Weise tangieren würde, oder? Sondern ich merke, ich bin irgendwo auf dem Holzweg, sündige, denke falsch, habe eine verkehrte Einstellung, benehme mich daneben, tue anderen Unrecht usw. es berührt/trifft mich innerlich, wirkt Einsicht, Reue…es tut mir innerlich leid und ich kehre um, d.h. ich schlage einen anderen Weg ein. Dadurch ändert sich dann auch mein Verhalten. (auch wenn nicht unbedingt und immer sofort).
        Da ich selbst dies alles ja nicht machen kann, bringe ich es Gott und vertraue auf seine Gnade, die es in mir bewirkt, auch wenn ich nicht weiß wie…. Also ohne Gott geht das gar nicht!!

        Das soll jetzt auf keine Fall eine Regel oder sowas darstellen, sondern einfach den natürlichen Verlauf….. Ohne Gottes Eingreifen, kann ich mich ja nicht ändern, versuche ich gar nicht. Ich sehe es als Erziehung, Erneuerung des Geistes als ein Prozess, welches ER in mir wirkt. Auch durch Überführung des Geistes, (ja, ich habe das Buch von Farley jetzt auch gelesen, er negiert, dass der Hl. Geist UNS Christen überführt – sehe ich bisher anders..es gibt einige Bibelstellen dazu, die er aber links liegen lässt), der HG leitet uns in die Wahrheit, er lehrt, ermahnt, erzieht….das gehört auch dazu. Man kann auch über´s Ziel hinausschießen.

        In Johnannes 13 bei der Fußwaschung sagt Jesus: „Wenn ich dich nicht wasche hast du kein Teil mit mir.“ (V.8) und „Wer gebadet ist, hat nicht nötig sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein; und ihr seid rein, aber nicht alle.“ (V. 10).

        D.h, wir brauchen noch Waschungen der Füße…weil es sich hier unten einfach nicht vermeiden lässt sie immer wieder schmutzig zu machen, sich zu „verunreinigen“…

        oder Johannes 15…die Rebe, die er reinigt…

        Man kann diese vielen Stellen nicht einfach beiseite lassen und ignorieren. Die müssen doch auch irgendwo einen Platz haben?!

        Nochmal, ich sage das nicht als ein Gesetz, als etwas was ich jetzt machen oder selbst in Gang setzen könnte, sondern es ergibt sich sowieso automatisch im Alltag mit IHM… Schon klar, man kann aus allem ein Gesetz machen, aber man sollte nicht vergessen, dass es außerhalb des Gesetzes auch noch eine natürliche Entwicklung gibt, das durch den Geist gewirkt wird. Gut, es bedarf hierfür wahrscheinlich keine Theologie, aber man sollte dies zumindest wissen und dann erkennen, wenn der Geist anfängt etwas zu verändern. Sonst ist man irgendwie in einem luftleerem Raum und läuft Gefahr jedes Wirken des Gesites im Herzen zu ignorieren. Das wollte ich nur damit sagen.

        „Jede Schilderung der Erlösung, die nicht dazu führt, dass der Zuhörer oder Leser sagt “… aber dann kann ich ja machen, was ich will” – ist keine Schilderung der Erlösung.“

        Sollte aber auch nicht zum Dogma erhoben werden… stimmt nur je nach dem wo man gerade steht. Wenn man das Evangelium noch nie gehört hat – o.k., stimmt.
        Aber wenn ich es bereits kenne und DAS will, was ER will (weil ich ja mit IHM als Christ eins bin im Geist), muss es nicht gleich wieder diesen Gedanken auslösen…? 🙂

        Ich stimme ja mit euch überein, der Herr zeigt mir seit ca. 10 Jahren nichts anderes.
        Immer wieder solche Bibelstellen, alles in diese Richtung. (Eigentich seit meiner Bekehrung.. – nur kapiert habe ich es nicht und habe mich durch die gängigen Lehren verwirren lassen.) Leider waren es immer wieder nur Puzzleteile,das ganze Bild konnte ich nicht sehen…darum habe ich die Bibel auch nicht mehr verstanden. Davor war ich 7 Jahre in einer organischen Gemeinde, die heute eine der schlimmsten gesetzlichsten christlichen Sekten ist. Durch die Offenbarung genau dessen, was ihr hier beschreibt, bin ich da raus gekommen. Zwischenzeiltlich kamen noch ein paar andere Widrigkeiten dazu….
        Eine normale Gemeinde habe ich seit ca. 3 Jahren nicht mehr betreten. Und erstaunlicher Weise bin ich genau dadurch oder deshalb in der Praxis wieder zum echten Evangelium gekommen, ganz ohne mein Zutun. 🙂

        Deshalb, ich finde es wichtig, nicht das Kind mit dem Bade auszuschütten, das Echte mit dem Unechten (Gesetz), sondern auch das Gute zu behalten und auch die Entwicklung durch die Gnade/Geist nicht unbeachtet zu lassen.

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