In Lukas 19 finden wir die Geschichte von den anvertrauten Pfunden. Auch sie ist ein beliebtes Werkzeug in den Händen der Gesetzis. Denn mit ihr läßt sich angeblich demonstrieren, daß wir Frucht bringen „müssen“. Und wie das geschehen soll, wissen die entsprechenden Damen und Herren natürlich ganz genau: das Gesetz halten.

Vermutlich geht es in dem Gleichnis wirklich um unser Wachstum. Schließlich haben wir ein Neues Leben von Jesus bekommen und dessen Auswirkung ist selbstverständlich Wachstum und Veränderung. Aber die Meßlatte für dieses Wachstum und die Veränderung ist nicht das Gesetz.

Aus meiner Sicht finden wir im Gleichnis auch einen Vertreter der gesetzlichen Fraktion. Hören wir uns an, was er sagt:

Lukas 19,20-21 Und der andere kam und sagte: Herr, siehe, hier ist dein Pfund, das ich in einem Schweißtuch verwahrt hielt; denn ich fürchtete dich, weil du ein strenger Mann bist; du nimmst, was du nicht hingelegt, und du erntest, was du nicht gesät hast.

Das wäre ja was ganz Neues, daß Jesus ein strenger Mann ist. Aber wer ihn zum Hüter des Gesetzes macht, für den ist er das sicherlich. Angst vor ihm ist die Folge.

Und völlig zu Recht hat der Gesetzesgläubige auch den Eindruck gehabt, alles hänge eben an ihm. Er war konfrontiert mit einem Haufen Gebote und Regeln und sollte sie letztlich aus eigener Kraft erfüllen. Und wenn er Pech hatte, mußte er dabei auch noch „erlöst“ aussehen.

Auf jeden Fall hat er den Eindruck, daß er alles selbst machen muß. Für ihn ist Jesus nicht der, der ihm ein Neues Leben geschenkt hat, daß sowieso auf Wachstum angelegt ist. Jesus fordert von ihm – und er muß aus eigener Kraft dafür sorgen, daß was zum Ernten da ist.

Entsprechend ist die Reaktion des Königs:

Lukas 19,22-23 Er spricht zu ihm: Aus deinem Mund werde ich dich richten, du böser Knecht! Du wusstest, dass ich ein strenger Mann bin, der ich nehme, was ich nicht hingelegt, und ernte, was ich nicht gesät habe? Und warum hast du mein Geld nicht auf eine Bank gegeben, und wenn ich kam, hätte ich es mit Zinsen eingefordert.

Er wiederholt noch mal die Aussagen dieses Knechtes, übrigens immer mit einem Fragezeichen am Ende.

Positiv formuliert haben die Knechte unterschiedliche Ergebnisse erzielt mit dem anvertrauten Geld. Bei Wachstum geht es nicht um Quantität. Sicherlich hat ein Paulus mehr Frucht in seinem Leben gehabt als Christen danach. Aber es macht ihn nicht zu einem besseren Christen.

Das Gleichnis hat natürlich noch andere Bedeutungen und Themen. Aber es ging hier nur um den Teil, den die Fachleute in Sachen „Wachstum“ (oder was sie dafür halten) gerne nehmen, um andere Christen damit unter Druck zu setzen.

Wir haben ein Neues Leben von Jesus bekommen und es bringt automatisch Frucht und Veränderung, wenn wir uns vom Gesetz fernhalten. Nur das Gesetz ist in der Lage, uns von der Quelle des Wachstums abzuschneiden.

Gal 5,4 Ihr seid von Christus abgetrennt, die ihr im Gesetz gerechtfertigt werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen.

Übrigens ist der Blick auf das eigene Leben durch die Brille von Gesetzeskatalogen immer bedrückend! Das Gesetz hat immer nur eine Botschaft für uns: du genügst nicht! Und das, was du tust, auch nicht! Und die Ergebnisse deines bisherigen Lebens erst recht nicht!

Wir selbst wissen aber, woher wir kommen – und wo wir jetzt sind. Und bei näherem Hinsehen kommt schon einiges an Wachstum zusammen.

Eine Antwort »

  1. Guten Abend lieber Bruder,

    habe gerade diesen wunderbaren Bericht gelesen und mich sehr angesprochen gefühlt. Das hast Du sehr gut erklärt!!!
    Überhaupt gefallen mir diese Auslegungen sehr gut, insbesondere weil sie das wirkliche Evangelium ( die FROHE Botschaft) verkündigen und uns Menschen tatsächlich “ Entlastung“ statt „Anstrengung“ predigen.
    In der Realität ist es leider so, dass wir irgendwie durch unsere Erziehung etc. schon sehr stark geprägt sind uns all das Geschenkte, doch verdienen zu wollen. Deshalb halte ich es wirklich für wichtig und richtig
    das wir uns klar machen, dass Gott in Chrisus alles getan hat.
    Ich hoffe sehr, dass möglichst viele Christen und – noch nicht Christen – diese Seiten lesen werden!
    Gerade für Ehemalige und mittlerweile ausgedorrte und abgekämpfte „Gesetzis“ sind diese Seiten ein wahrer Quell von lebendigem Wasser!
    Ich hoffe auf weitere klärende Kommentare.

    Alles Gute sowie „Gottes Segen“

    wünscht Dir

    B. Borchert

  2. Zur Ergänzung eine mögliche auf das Leben Jesu bezogene Bedeutung von Lk 19: Johannes der Täufer hatte das baldige Kommen des Gottesreiches angekündigt. Nun näherte sich Jesus mit seinen Jüngern Jerusalem. Die Jünger meinten: Nun kommt das Reich Gottes, das Königtum Jesu (sie malten sich sogar schon ihre Stellung im Königreich aus). Aber Jesus verdeutlichte indirekt: Er erlangt das Königtum aufgrund seiner Feinde, der Bürger (Jerusalems) nicht sofort, sondern geht zuerst zum Vater um es zu erlangen und dann mit Macht wiederzukommen. Er lässt den Aposteln die Gaben des Hl. Geistes zurück – und diese müssen mit den heiligen anvertrauten Pfunden wuchern, koste es, was es wolle, um den Boden für das Reich Gottes zu bereiten. Wenn er aber mit Macht zurückkommt, wird das Gericht über die Feinde, die sein Königtum verhinderten, stattfinden.
    Jesus wiederholte diese Prophezeiung gegenüber dem Hohepriester, dieser werde das Gericht noch erleben. Außerdem mahnte er auf dem Kreuzweg Jerusalem vor der baldigen Strafe Gottes innerhalb einer Genertion, da es sein Königtum verhindert habe.
    (Auch in LK 19 kommt der König noch Lebzeiten seiner Jünger wieder).

  3. Lukas 19,22-23
    22 Da sprach er zu ihm: Nach [dem Wort] deines Mundes will ich dich richten, du böser Knecht! Wußtest du, daß ich ein strenger Mann bin, daß ich nehme, was ich nicht eingelegt, und ernte, was ich nicht gesät habe?

    23 Warum hast du dann mein Geld nicht auf der Bank angelegt, so daß ich es bei meiner Ankunft mit Zinsen hätte einziehen können?

    Einfach schön wie der HERR, in Vers 23 darauf anspielt, dass das was wir von IHM bekommen haben, sich ohne Zutun eigener Anstrengungen vermehren wird – die Zinsen!

    Liebe, Grüße und Gottes Segen

  4. Ich habe bisher einige Seiten hier gelesen und bin sehr dankbar dafür. So langsam fange ich an zu verstehen, dass ich sehr unter Gesetz war ohne das absichtlich zu wollen.

    Was mir aber noch nicht ganz klar ist, sind die vielen Bibelstellen, die davon sprechen, dass wir uns doch auf eine gewisse Art und Weise selber anstrengen müssen, um Lohn im Himmel zu bekommen. Wie kann man das verstehen unter dem Aspekt der Gnade?

    Vielleicht kann mir da jemand eine Erklärung für geben.

    • Wer gute Werke tut, weil er auf Belohnung aus ist, lebt unter dem Gesetz. Deshalb kann der „Lohn im Himmel“ unmöglich ein Streben nach Belohnung meinen.

      Es hilft vielleicht auch immer zu beachten, dass Jesus nicht alles zu uns als seinen Jüngern sagt, sondern zu Menschen spricht, die unter Gesetz sein wollen. Und denen gibt er NOCH MEHR Gesetz. Eine gesunde Reaktion darauf wäre gewesen und ist es immer noch: „Herr, wer soll das schaffen?“. Dann hebt Jesus seinen Daumen und sagt: „Ah, ich sehe, wir können endlich reden“

        • 1. Korinther 3,13-15 (ELB):
          11 Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.
          12 Wenn aber jemand auf den Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut,
          13 so wird das Werk eines jeden offenbar werden, denn der Tag wird es klarmachen, weil er in Feuer offenbart wird. Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, das wird das Feuer erweisen.
          14 Wenn jemandes Werk bleiben wird, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen;
          15 wenn jemandes Werk verbrennen wird, so wird er Schaden leiden, er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer.

          2. Korinther 5,10 (ELB):
          Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder empfängt, was er durch den Leib ⟨vollbracht⟩, dementsprechend, was er getan hat, es sei Gutes oder Böses.

          Es geht bei beiden Stellen um dieselbe Sache: Gute oder tote Werke. Von Letzteren steht in Hebräer 6,1:

          Darum wollen wir die Anfangsgründe des Wortes von Christus lassen und zur vollen Reife übergehen, wobei wir nicht nochmals den Grund legen mit der Buße von toten Werken und dem Glauben an Gott […]

          Gute Werke = Das, was GOTT DURCH UNS tut (= nicht anstrengend und sehr fruchtbar).
          Tote Werke: Das, was WIR FÜR GOTT tun (anstrengend und unfruchtbar).

          Was „anstrengend“ (oder nicht) bedeutet, kann man gut sehen an dem Unterschied zwischen „Wir haben die ganze Nacht gefischt und nichts gefangen“ und dem Fischzug nach der Predigt „auf dein Wort hin“. Letzterer hat’s voll gebracht.

          Zu der 2. Kor 5,10 Stelle (zum „Bema-Stuhl Christi“) gibt’s hier glaub ich auch nen eigenen Artikel, oder?

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