Laut Hebr 12,15 („und achtet darauf, dass nicht jemand an der Gnade Gottes Mangel leide, dass nicht irgendeine Wurzel der Bitterkeit aufsprosse und euch zur Last werde und durch sie viele verunreinigt werden“) ist es eine KOLLEKTIVE Aufgabe, daß die Gnade Gottes fließt und niemand daran Mangel leidet. Und die Gnade Gottes fließt nun mal AUCH durch andere Menschen.

… weil viele spüren, wie dysfunktional „Gemeinden“ sind, haben sie die Verantwortung für die Bitterkeit auf die Opfer des „Mangels an Gnade“ verlagert – natürlich unter Benutzung bzw. Mißbrauchs dieses biblischen Aussage (etwa als „Tu was gegen deine Bitterkeit. Du verunreinigst die anderen“). Der Vers macht aber die Gemeinschaft verantwortlich, nicht den Einzelnen. Dieser Infragestellung „christlicher Gemeinschaft“ will man sich aus verständlichen Gründen aber nicht stellen. Also attackiert man die Opfer, „die Bitteren“ – und macht man sie damit ein weiteres Mal zum Opfer.

Bitterkeit ist ganz simpel eine Folge davon, daß jemand (auf Dauer) zu kurz kommt. Und es ist nicht damit getan, daß wir jemand dazu auffordern „dann nimm doch einfach mehr von Gott“ . Wir sind auch füreinander als Geber geschaffen worden. Das ist schon im normalen zwischenmenschlichen Miteinander so – und erst recht in etwas, was sich „Gemeinde“ nennt.

Sehr bitter ist das Schicksal derjenigen, die wegen angeblicher „Unvergebung“ in die Bitteren-Schublade kommen. Sie werden zum „Vergeben“ fast schon gezwungen. Man erzählt ihnen, daß sei Willenssache. Man setzt es gleich mit neuem Vertrauen zu dem, dem man vergeben soll oder will oder hat – auch dann, wenn er sein verletzendes Verhalten weder bedauert noch verändert hat. Wer dazu rät und selbst so „vergeben“ hat – gehört u.U. zur Gruppe derjenigen, die die Täter schützen, also die Menschen, die durch ihr Verhalten erst den Grund zum Vergeben geliefert haben.

Die Bitteren zu bekämpfen, gleicht dem Versuch, die Armut zu beseitigen – indem man die Armen bekämpft.

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