Seit etwa Mitte der 80er Jahre spielt das Thema „Dämonenaustreibung“ eine zunehmende Rolle in der christlichen Szene. Dabei geht es nicht etwa um das Austreiben böser Geister aus Nicht-Christen, das im Dienst Jesu und der Apostel eine große Rolle spielt und zu den Zeichen gehört, die die Predigt der Guten Botschaft begleiten sollen.

Dämonen oder böse Geister sollen flächendeckend aus neugeborenen Christen ausgetrieben werden, die in Christus zur Fülle gebracht worden sind.

Wenn man sich fragt, wie diese Lehre eigentlich aufkommen konnte, zeigt sich, daß sie das Ergebnis davon ist, daß die versprochenen Ergebnisse anderer „Praktiken“ bzw. „10-Schritte-Programme“ ausgeblieben sind. Die praktischen Ergebnisse der Antworten auf die Frage „wie werden wir verändert?“ ließen eben sehr zu wünschen übrig. Angeblich sollte der Christ massive Veränderungen erleben, wenn er

  • Lobpreis „macht“
  • in neuen Sprachen betet
  • Bibelverse „meditiert“
  • die Geistesgaben ausübt

Und was der Versprechungen sonst noch so waren. Aber: die Ergebnisse blieben aus. [Das war auch kein Wunder, da wenig bis gar nicht über die bedingungslose Gnade Gottes für uns geredet und gelehrt wurde!]

In solchen Fällen erhöht man gerne die Dosis oder verschreibt weitere ergänzende Mittel. Und da war das Austreiben böser Geister aus CHRISTEN eine relativ naheliegende Idee (später kam dann noch der Generationenfluch hinzu, Beten für Israel oder das Zehnten-Geben („sonst wirst du nicht gesegnet!“))

Man könnte das Problem, daß hier tausende von Christen beschäftigungstherapeutisch fehlgeleitet wurden und werden, ganz einfach dadurch lösen, daß die Möchte-Gern-Geisteraustreiber sich erst mal an dämonisierten Nicht-Christen probieren können. Wenn es da gut läuft, kann man sie ja in begründeten Ausnahmefällen auch auf Christen loslassen, bei denen das hier vorgestellte Programm der Veränderung nicht greift (dieses Programm ist ein prima Alternative zu Befreiungsdiensten, die die wirklichen Ursachen für Probleme ignorieren): denn zuerst einmal muss einem Christen eben die Gnade Gottes gelehrt werden, dass er bedingungslos erlöst ist und nur Gott ihn verändern kann usw. usf. DANACH dann kann man weitersehen, ob noch etwas zu tun bleibt.

Um richtig verstanden zu werden: eine „Dämonisierung“ mag bei den Problemen vereinzelter Christen möglicherweise eine Rolle spielen – einen flächendeckenden Einsatz von „Geister austreiben“ kann man damit aber nicht rechtfertigen. Und eine umfassendere Abhandlung des Themas ist dieser Artikel hier natürlich auch nicht.

… hier geht es um Dämenaustreibung als Ersatz für echte Veränderung. Echte Veränderung durch die Gnade Gottes wird Dämonenaustreibung zumeist überflüssig machen (bzw. Dämonenaustreibung ohne echte Veränderung in uns ist sowieso sinnlos). Das gilt auch für die Fälle, in denen sich Christen in einer Art „Wundersucht“ oder aus Leichtsinnigkeit geistlich der falschen Seite öffnen:

1Kor 10,20 Nein, sondern dass das, was sie opfern, sie den Dämonen opfern und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen.

Ausführlicher siehe zu dieser „Wundersucht“ oder Leichtsinnigkeit: http://www.michael-trenkel.de/docs/Appell_an_die_Hyper-Grace_Bewegung.pdf Die geschilderten Phänomene gab es in allen Phasen der Kirchengeschichte.

Eine Antwort »

  1. Wow, hier spricht aber scheinbar einer stark aus Verletzung oder schlechter Erfahrung. Das tut mir Leid für dich.
    Aber mit ausgeglichenem halbwegs objektiven Abstand betrachtet, kommt man vielleicht auf einen weniger einseitigen Standpunkt.
    Nein, natürlich sollen keine Gummibärchendämonen ausgetrieben werden (und ja, in manchen abgedrehten Chari-Kreisen passiert leider wirklich sehr sehr schräges), aber 1.Pet 5,8 steht. Wir haben einen Widersacher. Und wer schon einmal Dämonen aus Christen verjagen musste (nicht weil ich es gesucht hätte), schließt das ganze Thema nicht aus.
    Aber okay.

    Ich sag mal Tschüss, da ich wie schon gesagt das Anonyme nicht so schätze.
    Aber hey, viel Segen weiterhin.

    • Generell hilft es wenig, Standpunkte, die man nicht teilt, auf psychologische Gründe zurückzuführen. Sonst müßte man die Gegenfrage stellen: wie soll ein Standpunkt formuliert sein, damit er nicht wie ein Resultat von „Verletzung“ oder „Enttäuschung“ (oder was auch immer) wirkt? Und aufgrund welcher Kriterien entscheidet man dann, ob es so ist?

      Das Thema wurde nicht ausgeschlossen – nur massiv reduziert.

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