In der Bergpredigt von Jesus scheint so einiges zu stehen, daß dem Gesetz eine noch schärfere Fassung zu geben scheint.

So verschärft er die Defintion von Ehebruch:

27 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen.
28 Ich aber sage euch, dass jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen.

31 Es ist aber gesagt: Wer seine Frau entlassen will, gebe ihr einen Scheidebrief.
32 Ich aber sage euch: Jeder, der seine Frau entlassen wird, außer aufgrund von Hurerei, macht, dass mit ihr Ehebruch begangen wird; und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.

Er radikalisiert den Kampf gegen die Sünde auf äußerlichem Gebiet:
29 Wenn aber dein rechtes Auge dir Anlass zur Sünde gibt, so reiß es aus und wirf es von dir! Denn es ist dir besser, dass eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
30 Und wenn deine rechte Hand dir Anlass zur Sünde gibt, so hau sie ab und wirf sie von dir! Denn es ist dir besser, dass eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.

Er sagt: „wenn du wirklich der Meinung bist, Sünde sei etwas äußerliches, wenn du denkst, es läge an deinen Augen oder Händen – dann sei bereit, sie loszuwerden“.
Und er hebt die Racheerlaubnis des Gesetzes auf, fordert die Feindesliebe und das Geben, ohne etwas dafür zu erwarten:

38 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn.
39 Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wenn jemand dich auf deine rechte Backe schlagen wird, dem biete auch die andere dar;
40 und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Untergewand nehmen will, dem lass auch den Mantel!
41 Und wenn jemand dich zwingen wird, eine Meile zu gehen, mit dem geh zwei!
42 Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will!
43 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.
44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen,
45 damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist! Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
46 Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe?
47 Und wenn ihr allein eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe?
48 Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.

Jesus betätigt sich hier als Gesetzeslehrer im besten Sinne – im Sinne der Gnade. Er hilft jedem, der meint, er könne zumindest in den Grundzügen oder notdürftig das Gesetz halten. Seine Zuhörer werden spätestens beim Satz „Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist“ (Vers 48) sagen: das kann ich nicht. Jedenfalls werden sie das sagen, wenn sie noch ein wenig gesunde Selbsteinschätzung übrig haben und ihre fromme Arroganz nicht allzu ausgeprägt ist.

Er hilft den Pharisäern, die bei seinen Aktivitäten immer irgendwo in der Nähe waren. Sie hören mit. Das ist seine Botschaft für diese Gruppe. Sie werden sich entweder ärgern – oder ins Nachdenken kommen.

Denen, die unter Gesetz sind, muss mehr Gesetz gegeben werden. Das ist ihre Hauptchance zu erkennen, daß ihr Tun immmer, immer, immer ungenügend sein wird und sie auf diese Weise niemals vor Gott gut dastehen werden.

Soweit – so gut.

Aber wir sind heute in einer Situation, wo all diese Aussagen benutzt werden, um das Tun und Lassen von Christen zu beeinflußen, sprich: es zu verbessern. So als hätten das Gesetz oder irgendwelche wohlgemeinten Regelkataloge es jemals geschafft, das Herz eines Menschen wirklich zu ändern. Oder auch nur sein Verhalten wesentlich und dauernd zu bessern.

Der Teil, der für die Christen ist und alle, die wissen, daß sie niemals irgendwelchen moralischen Standards genügen werden, steht am Anfang von Matthäus 5. Und hier wird nichts gefordert (außer für die, die immer mit einem gesetzlichen Ohr hören), sondern einfach nur fest gestellt:

3 Glückselig die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel.
4 Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.
5 Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.
6 Glückselig, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.
7 Glückselig die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit widerfahren.
8 Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.
9 Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen.
10 Glückselig die um Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel.
11 Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden werden um meinetwillen.
12 Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln; denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren.

Aber auch aus dieser ganz anderen Sicht auf die Dinge (quasi „Religion für Schwache“) schafft das gesetzliche Denken es noch, einen Regelkatalog abzuleiten und fragt: „Hast du ein reines Herz? Bist du sanftmütig genug? Sorgst du für Frieden? Freust du dich genug und jubelst, wenn du verfolgt wirst?“ usw.

Dabei beschreibt Jesus hier Menschen, die sich vom Halten des Gesetzes rein gar nichts erhoffen und ganz auf die Gnade Gottes vertrauen. Das ist ein Teil der Frucht, die in ihnen entstehen wird im Laufe der Zeit. Und vieles davon ist ihnen wahrscheinlich nicht mal bewußt.

Eine Antwort »

  1. wie erkl#ärt
    okay ,.war zuumständlich aber beatnwortet mal auch ein .Wie versteht ihr die Aussage Jesu ,dass er die Erfüllung des Gesetzes ist, die Liebe laut Paulus und Jesus ist, und er das das Gesetz nicht auflöst und das Jesus daraufhin ausdrücklich sagt ,dass für unser Heil eine bessere Gerechtigkeit notwendig ist als die der Pharisäer

    • Seine geschenkte Gerechtigkeit ist eine perfekte Gerechtigkeit – deswegen ist sie besser. Auf der Handlungsebene hätten wir nie eine Chance, „besser“ zu sein (aber anders!)

      Gerechtigkeit auf der Handlungsebene ist nicht für unsere Errettung notwendig.

  2. okay , aber die Grundhaltung sollte doch so sein wie die Bergpredigt , denn wenn wir von der Grundhaltung her nicht für Gott leben wollen bzw, nur unser Ego pflegen ,dann sind wir doch auch Pharisäer , und lehnen die geschenkte Gerechtigkeit Jesu ab .Ihr lehrt ja ,dass die Gnade eine neue Natur , die Jesus selbst ist mit sich bringt,die bewirkt ,dass wir selbst unseren Feinden wohlgesonnen sind und uns die Gesinnung der Feindesliebe schenkt ,die Jesus dazu brachte vom ganzen Herzen für seine Mörder um Verzeihung zu bitten , und wir daher auch Frucht bringen bzw. lieben und wir dennoch unsere alte hasserfüllte Natur leben können , die uns die Gesinnung Böses zu tun gibt .Dadurch erklärt ihr ,dass ihr trotz Gnade sündigt ,wenn ihr in der alten Natur ( die nach Paulus gestorben ist ) LEBT ; und in der neuen Natur die Geistesfrucht der Liebe und Gesinnung Jesus habt .Leben wir dann in einer ständigen Hassliebe ? Oder sind wir mal Liebe und den anderen Tag voller Hass? Wäre letzeres der Fall dann wäre die Gnade ein Glückslotteriespiel ,die sich je nach dem ob wir einen guten oder schlechten Tag gegen die alte Natur durchsetzt oder nicht . Ode glaubt ihr etwa ,dass es von Eurer Tagesperformance abhängt , ob ihre mal in der neuen Gerechtigkeit lebt , oder in Eurer alten Natur ?

    • Pharisäer wollen (auch) für Gott leben – nur OHNE geschenkte Gerechtigkeit.

      Adam hatte vor dem Sündenfall auch keine „alte Natur“ in sich und hat dann trotzdem gesündigt. Das erklärt sich daraus, dass seine Natürlichkeit (Fleisch) jederzeit das Potenzial dazu hatte. Sündigen ist also bei einem Christen KEIN Beweis dafür, dass seine Alte Natur noch da ist oder er in ihr lebt, wenn er sündigt (und dann wieder nicht, wenn er Gutes tut): er lebt immer in seiner Neuen Natur – egal, was er gerade tut – und er hat immer noch seine Natürlichkeit.

      Die Gnade Gottes zielt nicht auf ein mehr oder minder perfektes Verhalten ab (das sowieso eine Illusion ist), sondern auf ein Verhalten, das auf echte Weise aus uns heraus entsteht. Der geschenkten Gerechtigkeit entspricht ein „geschenktes“ Verhalten. Wir können also unsere eigenen Versuche, vermeintlich sündlos zu leben, getrost unterlassen bzw. stehen damit nur der Einsicht in unsere eigene Schwachheit und Hilfsbedürftigkeit im Wege.

  3. naja schön ,dann sündigEN wir in der geschenkten Natur Christi , weil Christus nicht das inuns kann ,was er uns selbst vorgelebt hat ?

    • Du möchtest (nahezu) sündlos leben wie Christus? Wir hindern dich nicht daran – auch nicht daran, die Illusion zu haben, das wäre möglich.

      Christus in uns kann vieles bewirken – aber sicher kein nahezu sündloses Verhalten. Der Traum von der perfekten Heiligung ist in der Kirchengeschichte oft genug geträumt worden; die Folgen sind bekannt.

  4. ich habe im gegensatz zu euch schon wahre vollkommenheitBZW UNENDLICHE Herrlichkeit ohne jEde spur der sünde gesehen und glaube nciht einer natürlichen Macht ausgeliefert zu sein ,die mich zum sündigen zwingt.Auf gestzesgrundlage handeln wir sowieso nicht durch christus ,da wir durch christus unser tun imwesen der liebe und barmherzigkeit gottes begründen.
    Das Natürliche ,das über Euch kommt, was soll das sein. Eine fremd bestimmende Macht ,die uns von gott trennt ?
    die bibel sagt ,dass wir nicht außerhalb von Jesus sündigen und daher erst sündigen wenn wir uns von Jesus lossagen ?

  5. Meint ihr denn ,dass ihr nur noch in der neuen Natur lebt ,die ja Jesus selbst ist und trotzdem sündigt, obwohl Jesus auch nicht sündigen konnte ? Ich dachte ihr sagt ,dass Christen eine und neue Natur udn noch die alte Natur haben ?

    • Du setzt die Neue Natur gleich mit der Unfähigkeit zu sündigen, die sich wiederum aus der Fehldeutung von 1.Joh 3 („… sündigt nicht“) ergibt (siehe dazu https://konsequentegnade.wordpress.com/bibelstellen/1-johannesbrief-kapitel-31-10/). Das Natürliche ist ein Teil unserer Person – egal, ob wir nun neugeboren sind oder nicht. Jesus in uns (als TEIL unserer Neuen Natur) sündigt natürlich nie. Aber unser natürlicher Teil ist nicht so eine Art Raumanzug, in der sich unser „Geist“ umherbewegt – sondern er ist direkt beteiligt an unserem Tun und kann nicht übergangen werden. Unser Leib und unsere unsere Natürlichkeit (=Fleisch) sind so wichtig, dass sie durch die leiblichen Auferstehung weiter bestehen (wenn auch veränderter Form).

      Vermeintliche Sündlosigkeit ist nur zu erreichen über das Ignorieren unserer Natürlichkeit (und eine Art „Hineinspringen“ in den „Geist“) – echte Veränderung bezieht diese Natürlichkeit aber mit ein.

      Nebenbei: Dass Jesus nicht sündigen hätte können, ist nicht richtig.

  6. Aber er

    Aber er hat nicht gesündigt ,was zeigt ,dass wir inder Abhägigkeit nicht sündigen. Jesus hätte höchstens sündigen können , wenn er sich von gott bewusst abgewendet hätte, aber er konnte nicht verführt werden ,weil er Gottes Gemeinschaft jede Sekunde bejahte ,denn er hatte sich bewusst von gottes geist leiten lassen.Wenn wir zu der Abhägigkeit Gottes durch die Gnade im vollen Verrtauen ja sagen , dann sind wir auch eins mit Gott, denn unser alter Mensch ist ja an das Kreuz genagelt , und unsere neue Identität ist gott bzw Jesus selbst. Ihr denkt ,dass die Sünde wie eine fremdbestimmte Macht über Euch durch das Fenster dieses ominösen Natürlichen kommt und wunder Eucht ,dass jesus nicht durch diese sNatürliche gesündigt habt und begründet es mit Adam und Eva ,die ja keine angeborene sündige Natur hatten und dennoch sündigten indem sie sich gegen gott entschieden ,woraus sich ja diese gefallene häßliche ekelhafte Natur gebildet hat.
    Doch die Sünde kam auch über Adam und Eva nicht wie eine reflexartige Zuckung durch etwas Natürliches ,dass sie nicht verhindern konnten ,sondern ,weil diese sich gegen Gott entschieden haben,denn gott ließ ihnen die Entscheidungsgewalt ihm zuvertrauen oder sich gegen ihn zu entscheiden, in dem er ihn das gebot gab. Sie waren keine auf Gott programmierte Roboter , sondern eigenständig denkenden wesen und durch das gebot wurd ihnen erst bewusst ,dass sie eigenständig handeln und denken können und sich damit von gott abwenden können , und die Wahlhaben der Schlange mehr zuglauben als gott. Dafür hatten sie ein von Gott unabhägig es Denken . wir habe das natürlich auch .Wenn wir aber glauben ,dass Jesus unsere neue Identität ausmacht undJesus damit inuns wohnene lassen und die Natur Adams damit hinter uns lassen , und uns damit vollkommen den Geist Gottes als werkzeug überlassen sündigen nicht Daher sagt ja auch Paulus ,dass es von uns abhängt , ob wir uns asl werkzeug für Gerechtigkeit oder als werkzeug für die Sünde zuVerfügugn stellen ,Wem wir uns zur Verfügung stellen dessen Skleven ( heissts besser übersetzt Eigentum,den eine Sklave hat keien eigenen Rechte) sind wir.

    • Also hängt aus deiner Sicht alles davon ab, dass wir uns „abhängig“ machen, dass wir uns „entscheiden“, dass wir „glauben“ und jede Sekunde unsere Gemeinschaft mit Gott „bejahen“.

      Nun, das ist das Gesetz mit seiner Botschaft „es liegt an dir, Dir, DIR“. Daran ändert auch alles Reden über Neue und Alte Natur nichts.

      Für dich gibt es keine Veränderung unseres Natürlichen durch Jesus in uns – das Natürliche bleibt immer der Feind („… gefallene häßliche ekelhafte Natur …“). Durch diese Veränderung bzw. die emotionale Unterstützung eines veränderten Verhaltens SINKT unser Anteil eben. Geschenkte Gnade – geschenktes Verhalten.

  7. Danke für den Artikel. Sorry, wenn ich hier mal noch meinen Senf dazu gebe, wie schon die ganzen letzten Wochen. Aber hier mal was, was ich generel über Jesu Auftreten denke. Vielleicht liegt das ja mit euch auch auf Wellenlänge:
    Ich denke ja, dass Jesus in der Bergpredigt und überhaupt uns gezeigt hat, wie Gott hat das Gesetz erfüllt wollen wissen, nämlich von Herzensgrund auf. Darum sind meiner Meinung nach die Aussagen Jesu keine Verschärfung oder Aufhebung, auch wenn es zunächst so klingt, sondern eine geforderte innere Herzenseinstellung, der wahre Sinn, der GEIST des Gesetzes (den wir in unserer Natur nicht haben). An anderer Stelle sagt Jesus, dass aus dem menschlichen Herzen Unzucht, Ehebruch, Mord und andere Dinge kommen.

    Hier zeigt er das positive Gegenbeispiel, wie das Herz des Menschen hätte sein sollen: bereit dem anderen seine Frau zuzugestehen, ohne dass man auch nur wenigstens mit einem begehrlichen Blick nimmt, was man kriegen kann, den anderen überhaupt akzeptieren, selbst wenn er einen zum Zorn reizt und ihn nicht abtut als Menschen, auch nicht mit Worten.
    Schwören, lieber gar nicht, als dann doch nicht danach zu tun (oder besser: wenn man schwört, dann unbedingt danach handeln, also insgesamt: Ehrlichkeit zu sich selbst und andern), hat wahrscheinlich auch mit einer gewissen „Schwurpraxis“ damals zu tun, dass man damals für jede Kleinigkeit gleich hochheilig geschworen hat.
    Wenn man(n) sich scheiden lassen sollte (auch das damals wegen jeder Kleinigkeit), dann dessen bewusst sein, dass man damit die Ehe zu Bruch gehen lässt (und ob das dann nötig ist, weil nicht im Sinne der Ehe -> lebenslange Verbindung). Das bezieht sich wahrscheinlich wirklich auf die gängige Praxis damals, die Frau zu entlassen, weil sie auch nur mal das Essen hat anbrennen lassen. Dass der Scheidungsbrief von Mose gestattet war: naja, sonst hätten die Männer sie in ihrer Hartherzigkeit auch einfach so gehen lassen. So wird die Frau jetzt wenigstens noch mit Lebensnotwendigem versorgt. Also wirklich ein Armutszeugnis für die Patriarchen (und auch heutige Machos)! Hat denke ich nix damit zu tun, wenn die Ehe schon v o r der Scheidung zu Bruch geht und selbige dann nur der bessere Ausweg für beide ist. Auch sicher nicht im Sinne Gottes, aber ich denke die „erzwungene“ Scheidung hat Jesus hier nicht gemeint.
    Auf Rache verzichten heißt auf dein dir vom Gesetz zugestandenes Recht zu verzichten und damit den Weg für echte Versöhnung frei zu machen (das Gesetz limitiert die Rache der Menschen auf nur das wirklich Geschädigte, also mein Auge für dein Auge und NICHT: dein Auge für meinen Zahn! Jesus sagt, dass ein wirklich Gerechter dem Feind die Schuld erlässt, nur so ist Frieden möglich und entspricht auch dem Gebot der Nächstenliebe!) Außerdem haben die Vergleiche, die Jesus bringt auch irgendeine Bedeutung. Mir ist nur noch das mit dem Schlagen im Kopf: Geschlagen wurde im Alten Orient nur mit der rechten Hand und zwar den Sklaven und Verachteten mit der abweisenden, härteren und demütigenderen Rückhand. Logischerweise auf die rechte Wange. Wenn du nun noch die linke hinhältst, muss dich der andere mit der Innenhand , die weicher und annehmender ist, schlagen. So schlägt man damals aber nur den Sohn! Also deinen Erbe und Wohlstand! Auf den bist du am Ende angewiesen. Es geht also darum deinen Feind mit deiner Liebe in deine Schuld zu bringen. Die hat er laut Gesetz, da er dir sein Auge oder seinen Zahn oder Rind oder sonstwas schuldig ist! Also ist er auch auf deine Versöhnung angewiesen! Oder er besinnt sich gleich und lässte es gleich sein 😉
    Zusammenfassend kann man wohl sinngemäß sagen, was Jesus auch über den Sabbat lehrte: das Gesetz ist für den Menschen da, nicht der Mensch für das Gesetz.

    Aber gleichzeitig zeigt Jesus damit, dass wir eben KEINE Gerechte sind und es (aus uns selbst) nie sein können. Die Anforderungen des Gesetzes wie es sie wirklich fordert sind von uns aus einfach nicht zu machen, weil wir eben unperfekt sind (und das meint das AT meist mit „gerecht“, UNPERFEKTE, aber sonst ganz gute Menschen!) Aber zum größten Teil sind wir eben nicht nur unperfekt, sondern wirklich von Grund auf schlecht! Damit verurteilt uns ALLE das Gesetz, oder aus Sicht des Gesetzes: unser eigenes Herz, unser ganzes Dasein!
    Es richtet sich nicht nur an das große Volk, das vielleicht denkt, unbedingt irgendwie gerecht werden zu müssen, sondern auch an die Gesetzeslehrer, die glaub(t)en, schon gerecht zu sein. ABER: wer auch nur gegen ein Gebot verstoßen hat, ist schuldig am ganzen Gesetz, also ungerecht! Und da kann niemand behaupten, dass er in seinem Herzen rein wäre. Aber darauf kommt es an laut Gesetz, sagt Jesus. Niemand kann sich rühmen, sagt Paulus später dazu.

    Darauf macht Jesus m.E. nach aufmerksam mit seinem gesamten Wirken, an dessen Anfang steht: „Kehrt um und tut Buße! Denn das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen!“ Am Ende steht, als Lösung dieses ganzen Dramas: „Das ist mein Leib der für euch gegeben wird; dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, der darin besteht, dass es für euch zur Vergebung der Sünden vergossen wird!“

  8. Hallo, liebe Leute,
    ich bin heute einer Erkenntis gelangt, an der ich euch mal teilhaben lassen wollte. Vielleicht nützt es ja jemandem. Anonsten habe ich es eben einfach hier für mich selbst reflektiert und kann es nur mit Rons Worten sagen: Löschen no pro ;).
    Und zwar habe ich in meinem Studium auch ein paar Semester theologische Grundlagen mit einem klasse Dozenten. Man kann von Theologie halten, was man will, ich finde, es kann einen absolut weiterbringen.
    Wir haben heute angefangen, die Evangelien zu behanden und haben natürlich mit Matthäus begonnen.
    Was jetzt, völlig unabhängig davon, die fundamentale Erkenntnis ist, ist die, die man eigentlich auch schonmal irgendwann in seinem Christenleben gehört hat, die aber meistens sehr weit unter den Tisch fällt, nämlich, dass die bibl. Schriften und damit natürlich auch die Evangelien von Menschen geschrieben wurden. Da hört man dann immer mal, dass die Evangelisten natürlich andere Standpunkte hatten, von denen sie Jesus aus gesehen haben (manchmal nimmt man dann diese Aussage auch noch nach dem sachlichen Wortsinn…), dass sie anderes gesehen und gehört haben und dass deswegen auch so mancher Widerspruch entstanden ist. Von den Biblizisten, die alles für verbalinspiriert halten, also 100% Gottes Wort und 0% menschlicher Anteil will ich hier mal gar nicht reden. Das einzige Argument für mich dagegen ist: schaut euch doch mal den Koran an: der erhebt wenigstens SELBST den Anspruch vom Himmel gefallen zu sein und sprachlich gibt er dafür auch alles her, weil er nämlich von vorne bis hinten in VERSMAß verfasst ist (ich meine sogar, dass sich alles darin reimt). So etwas würde ich mindestens von einem vom Himmel gefallenen Gotteswort erwarten…
    Wenn wir die Bibel (wörtlich nicht „die Schrift“ sondern „die SchriftEN“, vgl. hl. SchriftEN des Hinduismus etc.) ernst nehmen wollen, dann müssen wir auch akzeptieren, dass sie von Menschen geschrieben wurde, insbesondere die Evangelien. So, worauf will ich jetzt hinaus: die Evangelisten waren auch keine Historiker oder Biographen, die Jesu Leben historisch detailgetreu wiedergegeben haben, sondern, was soll ein Evangelist auch anderes tun, die das Evangelium verkündet haben. Im Grunde sind es Apostel, denn, was machtg ein Apostel? Richtig – er verkündet anhand des Lebens und Wirkens Jesu die gute Nachricht! Und dabei ist er im Grunde ein Theologe!

    Die Evangelisten haben also eigene theologische Ansichten und dadurch auch manche Widersprüche zueinander und auch zu anderen NT-Schriften, auch Paulus! Natürlich keine fundamentalen Widersprüche, aber tatsächlich andere Ansichten. Und was ich heute gelernt habe: Matthäus hat beispielsweise einen Jesus verkündigt, der als „Gesetzeslehrer“ auftritt, also quasi ein Interpret der jüdischen Schriften (nicht DER Heiligen Schrift, es heißt „Gesetz und die Propheten“). Jesus war also selbst „Theologe“, auch wenn es so etwas wie systematische Theologie dort noch nicht gab, hat also selbst die Schriften „auseinandergenommen“. Und das selbst wiedergegeben, wiederum vom „Theologen“ Matthäus!
    Dessen Schwerpunkt lag eben darauf, zu zeigen, dass Jesus der Verkünder wahrer Gerechtigkeit war, im Gegensatz zu den Pharisäern u.a. Und darum wird natürlich auch im GESAMTEN Matthäusevangelium durchaus Wert auf Taten gelegt. Dabei hat Matthäus allerdings das jüdsche Menschenbild vor Augen, dass die Taten, die Gott von uns verlangt und auch Jesus; dass diese Taten ein Mensch auch tun KANN! Es ist ein „leichtes Joch“, wie Jesus es sagt. Es ging Matthäus wahrscheinlich darum, eben genau das zu zeigen, dass im Leben eines Christen Veränderung stattfinden soll und darum hat er eben alles in sein Evangelium hineingenommen, was diesem Bild entspricht. Weil er eben SEINE Ansichten wiedergibt und NICHT den Anspruch eines historisch und überhaupt 100% exakten Jesusbildes.
    Darum dürfen wir auch nicht Paulus (den ich als Verteter konsequente Gnade sehe) mit Matthäus (der aber auch nicht das Gegenteil behauptet) vermischen. Wenn Matthäus einen „Gesetzeslehrer-Jesus“ verkündet, dann mit dem Hintergrund, dass er davon ausgeht, dass wir (Christen) auch tun KÖNNEN, was Gott verlangt. Er sagt dies aber schon auch mit dem Gedanken, dass wir es tun sollten (vgl. das Gleichnis vom „Schalksknecht“). Da aber bspws. das Vaterunser eine wichtige Rolle in Mt. spielt, zeigt er damit auch deutlich, dass wir Menschen auf Gott angewiesen sind, dass wir aus ihm heraus zu wahrhaft Gerechten werden.
    Paulus formuliert das etwas anders und viel radikaler, ich persönlich würde sagen, er denkt weiter, allumfassender und natürlich aus eigener Erfahrung. Er sagt, dass wir Menschen eben NICHT imstande sind, die Vorderungen Gottes zu tun. Er hat also ein völlig anderes Menschenbild vor Augen und betont die absolute Unfähigkeit und Bedürftigkeit des Menschen, während man (so geht es mir zumindest), wenn man die Bergpredigt (die steht nunmal nur in Mt. 5-7) liest, schon aber auch die gewisse Hoffnung dabei verspürt: eigentlich kann ich es schaffen.
    Aber klar: das Fundament ist Christus und seine rettende Vergebung, darunter und darüber geht nichts hinaus. Die Konsequenzen, die daraus aber wiederum einzelne biblische Autoren schließen, können etwas different sein. Insofern kann ich zumindest nachvollziehen, warum sich auch bis heute so eine Gesetzlichkeit gehalten hat. Das eigentliche Problem dabei ist aber das „Selbst-Schaffen-Wollen“ was Paulus „Werke“ nennt und Matthäus vielleicht „Gerechtigkeit der Pharisäer“.
    Ich finde, wenn man dann aber eben völlig unreflektiert die bibl. Bücher „verrührt“, ein sehr ungenießbarer Brei herauskommen kann, der auch nicht sättigt. Wenn wir einfach Widersprüche akzeptieren und auch selbst anfangen (vom Kreuz Jesu her <- dem gemeinsamen Nenner und Fundament der Bibel) zu denken, dann kann man so manchen Widerspruch auch einfacher lösen, als man glaubt. So viel mal als Input zum Bibellesen, der mich persönlich sehr viel näher an Gottes Liebe gebracht hat, einfach weil ich Gott wirklich ernst nehmen kann als Gegenüber und nicht buchstabentreu den Wald vor Bäumen nicht sehe… Womit wir wieder bei der buchstabentreuen Pharisäer-Heuchelei und dem Gesetz wären…

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