Seitdem sich einmal der christliche Märtyrer Dietrich Bonhoeffer zum Thema „billige und teure Gnade“ geäußert hat, geistern diese Begriffe durch die christliche Szene.

Was immer da auch alles geäußert wird – es bleibt bei folgenden Tatsachen:

  • Gnade kann nur „billig“ sein, wir müssen nicht „teuer“ für sie bezahlten
  • Gnade ist immer „teuer“ (im Sinne von „wichtig, unentbehrlich“), denn wo wären wir ohne Gnade. Aber deswegen müssen wir noch lange nicht dafür bezahlen (und sie in diesem Sinne „teurer“ machen, als sie ist).
  • Wer für die Gnade „bezahlen“ will (durch Halten des Gesetzes, durch „Hingabe“, durch „Nachfolge“), macht sie in gewisser Weise „billig“ (Gnade ist unbezahlbar!)
  • Gnade hat keinen Preis – sonst wäre sie keine Gnade
  • „Billig“ wird Gnade dadurch, wenn wir mit ihrer Hilfe angeblich das Gesetz halten wollen und müssen
  • ob teuer oder billig: Gnade ist dem Gesetz IMMER total entgegen gesetzt, jeder Versöhnungsversuch beleidigt quasi die Gnade Gottes
  • wir müssen nicht mit Hingabe und „Nachfolge“ auf die Gnade Gottes reagieren und damit zeigen, wie „teuer“ sie uns ist
  • Teil der  Gnade, die Jesus teuer bezahlt hat und die wir umsonst bekommen (also „billig“) ist unser Neues Leben
  • Gnade ist nicht nur Vergebung, sie ermöglicht auch unsere (wirkliche) Veränderung
  • Gnade ist unbezahlbar – deswegen sollten wir erst gar nicht probieren, für sie zu bezahlen (sie also „teuer“ machen)
  • die Gnade Gottes verändert uns – nicht unsere „Hingabe“ oder die „Konsequenz“ unserer Nachfolge (oder andere Versuche, die Gnade durch „Bezahlen“ teuer zu machen)
  • Schmerz, Leiden, „Konsequenz“, „Hingabe“, „alles geben für Jesus“ sind kein Ersatz für die verändernde Gnade Gottes
  • man kann die Gnade Gottes nicht mißbrauchen – sie also auch nicht „billig“ machen
  • die Antwort auf Probleme ist – MEHR kostenlose „billige“ Gnade!
  • die Antwort auf Probleme ist NICHT mehr Anstrengen (also „Bezahlen“)
  • wer sagt, daß wir mit Hilfe der Gnade Gottes das Gesetz halten sollen, der entwertet die Gnadeund macht sie „billig“ – nämlich wirkungslos
  • wenn wir uns selbst „geben“ und „hingeben“, müssen wir sehr darauf achten, daß das nicht auf unserer Anstrengung beruht
  • meistens beruht „Hingabe“ auf unserer Anstrengung – ist also zwecklos
  • Leben aus Gnade kann uns in Schwierigkeiten bringen
  • es ist nicht verboten, besondere Dinge für Jesus zu tun
  • er kommt aber auch mit uns klar, wenn wir es nicht tun
  • Gott liebt auch die „Luschen“ unter seinen Kindern – und die ganz besonders 😉

Das Reden von „billiger Gnade“ kommt meist aus dem Mund von Leuten, die das Gesetz und seine Einhaltung nicht aufgeben wollen – womit sie paradoxerweise zeigen, daß sie nicht bereit sind, „um Christi willen“ alles aufzugeben – schon gar nicht ihren Hingabe-Mystizismus, ihre fromme Leidensmentalität, ihr „wir müssen einen Preis zahlen“-Geraune.

Am ehesten Sinn macht die Formel „Teure und billige Gnade“ vielleicht dann, wenn man die Gnade auf die Vergebung beschränkt – und die eigene Veränderung dem Gläubigen überläßt. Viele Christen haben nun mal nicht wirklich gehört und verstanden, daß NUR Gott sie verändern kann. Durch diese Wissenslücke bekommen wir eine christliche Praxis, bei der alles so bleibt, wie es ist – auch bei denen, die ungeheure Anstrengungen in ihre eigene Veränderung investieren. Aber die, die sich so anstrengen für die eigene Veränderung, machen es denen, die das nicht wollen und können, zum Vorwurf und nennen deren Nicht-Anstrengen „billige Gnade“.

Die, die von „teurer Gnade“ reden, meinen damit leider nur allzuoft menschliche Anstrengungen, das Gesetz zu halten. Sie versehen die Gnade mit etwas, was sie nicht hat: mit einem Preisschild. Sie mögen das anders nennen – es ist und bleibt aber ein Preisschild.

Viel schlimmer ist das „billige“ Gesetz, das so oft gepredigt wird. Es wird harmlos gemacht, weichgespült, auf die 10 Gebote reduziert, zur Leitlinie für Christen erklärt. Es wird so gelehrt und gepredigt, dass Christen keinen Schrecken bekommen und nicht dankbar sind, dass sie einen Erlöser haben. Also, liebe Gesetzeslehrer, tut ein gutes Werk und schwadroniert nicht über „billige Gnade“, sondern lehrt das Gesetz in aller Klarheit und ohne ein Jota zu streichen – damit tut ihr euren Zuhörern viel mehr einen Gefallen. Laßt sie fühlen, dass sie unter dem Gesetz keine Chance haben und einen teuren Preis bezahlen müssen … wenn ihr dann bald kein Publikum mehr habt, habt ihr eure Sache gut gemacht.

Eine Antwort »

  1. Das einzige Argument dafür, daß wir das Gesetz halten müssen, ist das, daß wir sonst nicht gerettet bleiben und in die Hölle kommen.

    Alles andere ist nur überflüssiges Drumherumreden.

    Mir ist die Gnade teuer – weil sie billig ist!!

    • Wie meinst du das? Dir ist das Billige teuer ? Die Gnade ist doch für Dich weder teuer noch billig, da ein Geschenk nicht in die eine oder andere Kategorie fallen kann. Aber was die Gnade doch zur Gnade macht ist, dass sie uns verändert und dadurch kostbar wird ?

      • Die Gnade ist „billig“ in dem Sinne, dass sie wir nicht für sie bezahlen können – kostbar ist sie dadurch, dass sie unsere einzige Möglichkeit zur Errettung UND zur Veränderung ist.

        Richtig, ein Geschenk ist ein Geschenk – deswegen ist alles zu unterlassen, für das Geschenk irgendwie bezahlen zu wollen.

        • Richtig ist, dass Gnade ein Geschenk ist, das ganz von Gott bezahlt ist und keiner menschlichen Anzahlung bedarf. Die Gnade ist so erdacht, dass sie uns keinen
          Menschlichen Eigenanteil kosten soll. Doch dies liegt daran, dass sie ja geschenkt ist und nicht dadurch entsteht, dass wir uns aus eigener Leistung verändert, sondern dass Gott uns verändert. Diesen Punkt habt Ihr oben erwähnt. Doch Veränderung muss doch auch sichtbar sein laut Jakobus, denn ich tue, was ich denke und zeige durch mein Handeln wer ich bin. Das heißt, dass Gnade eine Antwort fordert. Paulus oder Johannes sagte : wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. Sprich, das Geschenk ist keine unwirksame tote Angelegenheit, sondern lebendig. Bonhöffer habe ich zwar schwer verstanden, aber er meinte eben, dass die Gnade auch keine Gnade im kostbaren Sinne sein kann wie IHR schreibt, wenn wir nicht so leben wie es Jesus von seinen Jüngern erwartete. Dazu gehört meiner Meinung nach selbst in brenzligen Situationen Hingabe für Jesus, denn Gnade steuert unser Denken, Handeln und Fühlen.
          Ist es nicht menschlich, dass Petrus Jesus verriet ? Sagte Jesus, dass es okay ist ? Nein, er nannte es Verrat, aber durch seine Liebe, die dazu führte , dass er ihn nicht aufgab, hat Petrus dies bitter bereut und ließ sich auf die Gnade ein. Sie wurde ihm kostbarer und kostbarer, denn er begriff immer mehr, was sie wert ist. Nach der Kreuzigung war ja auch das volle Ausmaß der Kraft der Gnade verfügbar und die Gnade brachte ihn dahin für Jesus als Märtyrer zu sterben und radikal zu leben.
          Gerade sich ganz hinzugeben ist Resultat der Gnade, denn die Gnade geht ins Herz und ist nicht tot, sondern lebendig, sonst wäre Gnade nur ein Ticket für den Himmel, das wir durch eine fromme Fassade erhalten ?

          • Die Forderung, die Gnade müsse Konsequenzen für unser Tun und Lassen haben – hat schon wieder nichts mehr mit Gnade zu tun.

            Trotzdem hat natürlich die Gnade Konsequenzen für unser Tun und Lassen. Dabei ist es egal, wie umfangreich diese Konsequenzen sind, ob sie den gesetzlich-strengen Beobachter zufrieden stellen oder nicht.

  2. Grundsätzliche ein guter Artikel.
    Ich verweise an dieser Stelle auf Free-Grace Theology (Bob Wilkin, Zane Hodges, Charles Ryrie), die dazu noch einiges mehr zu sagen hat.
    Gnade ist kostenlos!!

  3. Für die, die das Buch Bonhoeffers nicht kennen, hier ein Zitat aus dem entsprechenden Abschnitt:

    „Teure Gnade ist der verborgene Schatz im Acker, um dessentwillen der Mensch hingeht und mit Freuden alles verkauft, was er hatte; die köstliche Perle, für deren Preis der Kaufmann alle seine Güter hingibt; die Königsherrschaft Christi, um derentwillen sich der Mensch das Auge ausreißt, das ihn ärgert, der Ruf Jesu Christi, auf den hin der Jünger seine Netze verlässt und nachfolgt.
    Teure Gnade ist das Evangelium, das immer wieder gesucht, die Gabe, um die gebeten, die Tür, an die angeklopft werden muss.
    Teuer ist sie, weil sie in die Nachfolge ruft, Gnade ist sie, weil sie in die Nachfolge Jesu Christi ruft; teuer ist sie, weil sie dem Menschen das Leben kostet, Gnade ist sie, weil sie ihm so das Leben erst schenkt; teuer ist sie, weil sie die Sünde verdammt, Gnade, weil sie den Sünder rechtfertigt. Teuer ist die Gnade vor allem darum, weil sie Gott teuer gewesen ist, weil sie Gott das Leben seines Sohnes gekostet hat – „ihr seid teuer erkauft“ -, und weil uns nicht billig sein kann, was Gott teuer ist. Gnade ist sie vor allem darum, weil Gott sein Sohn nicht zu teuer war für unser Leben, sondern ihn für uns hingab. Teure Gnade ist Menschwerdung Gottes.
    Teure Gnade ist Gnade als das Heiligtum Gottes, das vor der Welt behütet werden muss, das nicht vor die Hunde geworfen werden darf, sie ist darum Gnade als lebendiges Wort, Wort Gottes, das er selbst spricht, wie es ihm gefällt. Es trifft uns als gnädiger Ruf in die Nachfolge Jesu, es kommt als vergebendes Wort zu dem geängsteten Geist und dem zerschlagenen Herzen. Teuer ist die Gnade, weil sie den Menschen unter das Joch der Nachfolge Jesu Christi zwingt, Gnade ist es, dass Jesus sagt: „Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“

    Schon eigenartig, dass bei Ihm das Wort Gesetz gar nicht vorkommt, oder?

    • Danke für das Zitat!

      … eben – das eine ist, was Bonhoeffer geschrieben hat und wie er es gemeint haben mag. Das andere, was Christen aus dem Schlagwort „billige Gnade“ gemacht haben und zu welchen Zwecken sie es benutzen (etwa um die im guten Sinne billige Gnade schlecht zu machen).

      Die Antwort auf die Frage, ob Bonhoeffer selbst es „gesetzlich“ gemeint haben könnte, würde eine ausführliche Bonhoeffer-Exegese erfordern.

  4. Nachfolgend das, was er zusammenfassend unter billiger Gnade geschrieben hat:

    „Billige Gnade ist der Todfeind unserer Kirche. Unser Kampf geht heute um die teure Gnade.
    Billige Gnade heißt Gnade als Schleuderware, verschleuderte Vergebung, verschleuderten Trost, verschleudertes Sakrament; Gnade als unerschöpfliche Vorratskammer der Kirche, aus der mit leichtfertigen Händen bedenkenlos und grenzenlos ausgeschüttet wird; Gnade ohne Preis, ohne Kosten. Das sei ja gerade das Wesen der Gnade, dass die Rechnung im voraus für alle Zeit beglichen ist. Auf die gezahlte Rechnung hin ist alles umsonst zu haben. Unendlich groß sind die aufgebrachten Kosten, unendlich groß daher auch die Möglichkeiten des Gebrauchs und der Verschwendung. Was wäre Gnade, die nicht billige Gnade ist?
    Billige Gnade heißt Gnade als Lehre, als Prinzip, als System; heißt Sündenvergebung als allgemeine Wahrheit, heißt Liebe Gottes als christliche Gottesidee. Wer sie bejaht, der hat schon Vergebung seiner Sünden. Die Kirche dieser Gnadenlehre ist durch sie schon der Gnade teilhaftig. In dieser Kirche findet die Welt billige Bedeckung ihrer Sünden, die sie nicht bereut und von denen frei zu werden sie erst recht nicht wünscht. Billige Gnade ist darum Leugnung des lebendigen Wortes Gottes, Leugnung der Menschwerdung des Wortes Gottes.
    Billige Gnade heißt Rechtfertigung der Sünde und nichts des Sünders. Weil Gnade doch alles allein tut, darum kann alles beim alten bleiben. „Es ist doch unser Tun umsonst.” Welt bleibt Welt, und wir bleiben Sünder „auch in dem besten Leben“. Es lebe also auch der Christ wie die Welt, er stelle sich der Welt in allen Dingen gleich und unterfange sich ja nicht – bei der Ketzerei des Schwärmertums! – unter der Gnade ein anderes Leben zu führen als unter der Sünde! Er hüte sich gegen die Gnade zu wüten, die große, billige Gnade zu schänden und neuen Buchstabendienst aufzurichten durch den Versuch eines gehorsamen Lebens unter den Geboten Jesu Christi! Die Welt ist durch Gnade gerechtfertigt, darum – um des Ernstes dieser Gnade willen!, um dieser unersetzlichen Gnade nicht zu widerstreben! – lebe der Christ wie die übrige Welt! Gewiss, er würde gern ein Außerordentliches tun, es ist für ihn unzweifelhaft der schwerste Verzicht, dies nicht zu tun, sondern weltlich leben zu müssen. Aber er muss den Verzicht leisten, die Selbstverleugnung üben, sich von der Welt mit seinem Leben nicht zu unterscheiden. Soweit muss er die Gnade wirklich Gnade sein lassen, dass er der Welt den Glauben an diese billige Gnade nicht zerstört. Der Christ aber sei in seiner Weltlichkeit, in diesem notwendigen Verzicht, den er um der Welt – nein, um der Gnade willen! – leisten muss, getrost und sicher (securus) im Besitz dieser Gnade, die alles allein tut. Also, der Christ folge nicht nach, aber er tröste sich der Gnade! Das ist billige Gnade als Rechtfertigung der Sünde, aber nicht als Rechtfertigung des bußfertigen Sünders, der von seiner Sünde lässt und umkehrt; nicht Vergebung der Sünde, die von der Sünde trennt. Billige Gnade ist die Gnade, die wir mit uns selbst haben.
    Billige Gnade ist Predigt der Vergebung ohne Buße, ist Taufe ohne Gemeindezucht, ist Abendmahl ohne Bekenntnis der Sünden, ist Absolution ohne persönliche Beichte. Billige Gnade ist Gnade ohne Nachfolge, Gnade ohne Kreuz, Gnade ohne den lebendigen, menschgewordenen Jesus Christus.“

    Ich meine, die Frage nach gesetzlich oder nicht erübrigt sich gänzlich, wenn jedem der Sinn und das Ziel der Nachfolge aufs Herz geschrieben worden ist, von Christus…

  5. So sind wir nun, liebe Brüder, nicht dem Fleisch schuldig, dass wir nach dem Fleisch leben. Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben müssen; wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Fleisches tötet, so werdet ihr leben. (Römer 8, 12-14)
    (Ist im Galaterbrief noch etwas ausführlicher beschrieben 😉

  6. „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es , der mich liebt.; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“ Jesu Worte Johannes 14,21

    “ Darum geht zu allen Völkern und macht ALLE MENSCHEN ZU MEINEN JÜNGERN; tauft sie auf den Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes und LEHRT SIE ALLES ZU BEFOLGEN, WAS ICH EUCH GEBOTEN HABE. …“ Abschiedsworte von Jesus Matthäus 28,19

    • Da denken wir natürlich sofort an Joh 15,4 „Bleibt in mir und ich in euch!“ – das wichtigste Gebot, das Jesus gegeben hat. Denn im Neuen Bund gibt es kein „Ärmel-Hochkrempeln und Gebote-Halten“. Frucht und damit von Herzen kommendes Handeln entsteht entweder aus seiner Zuwendung zu uns – oder eben gar nicht.

  7. Hat Paulus die „billige Gnade“ erfunden?
    Manchmal hat man den Eindruck, dass viele glauben, dass Paulus eine eigene, zweifelhafte Gnaden-Theologie entwickelt hat, die man so bei Jesus nicht finden kann. Ich wäre da sehr vorsichtig. Paulus hatte sehr wahrscheinlich ein tieferes Verständnis von Jesus als wir und alle moderne Theologie. Dies liegt schon allein daran, dass er Jesus aus dem Judentum heraus versteht.
    Ein Beispiel: Der Messias ist im Judentum mit einem besonderen Begriff verbunden: Er bringt und gibt den Menschen „Schalom“: „Frieden“ – so wird der Begriff allgemein übersetzt. Diese Übersetzung greift aber viel zu kurz: Besser passen würde „ganzmachender göttlicher Segen“! Ein Frieden, der alles umfasst: Beziehung mit Gott, Menschen, körperlichen Gebrechen, Lebenssituation usw. Es ist der Friede des Reich Gottes. Wenn Jesus nun sagt, dass mit seinen Heilungen das Reich Gottes zu den Menschen kommt (z.B. Lk 11), dann heißt das, diese Menschen bekommen Schalom: Frieden mit Gott, Vergebung der Sünden, Gesundheit, Wohlfahrt usw. zugleich. Wenn wir heute die Bibel lesen und feststellen, dass Jesus bei seinen Heilungen immer sagte: „Gehe hin in Frieden!“ dann heiß das nicht, wie manche meinen: „Bleibe friedlich!“, sondern er sagte „Schalom“, der Segen Gottes, die Sündervergebung, Gesundheit etc. ist über deinem Haus und dir. Man muss davon ausgehen: Selbst, wenn er nur ein Haus betritt und an einem Mahl teilnimmt, das Brot bricht, kommt Schalom über das ganze Haus (vgl. z.B. Zachäus). Dies ist einer der Gründe, warum viele Pharisäer anfangs nicht glauben konnten, dass Jesus auch nur ein Prophet ist: Ein heiliger, hohepriesterlich reiner Mensch hätte sich niemals von unreinen, sündigen Menschen berühren lassen dürfen. So gesehen waren Jesus und sein Auftreten – seine Jünger forderten die Kranken auf ihn zu berühren! – im Judentum eine unglaubliche Revolution. Im Judentum gab es nämlich die Vorstellung der tödlichen Reinheit u. Hoheit Gottes. Um das Heiligste im Tempel betreten zu können, musste man sich wochenlangen Reinigungsritualen unterziehen, um nicht sofort beim Eintritt wegen Unreinheit zu sterben: Das Gesetz, in Stein geschrieben, konnte den Unreinen hier wirklich töten.
    Der Standardsatz Jesu: „Dein Glaube/Vertrauen hat Dir geholfen, gehe nun im Schalom (des Messias)!“ war für die Juden sicherlich eine Art Gnaden-Revolution (viele Schriftgelehrte hielten das wohl auch für billig).

  8. Die Gnade Gottes ist superteuer gewesen. Denn die Menschen sind ja auch teuer erkauft worden. Jesus Christus hat sein Leben freiwillig hingegeben das sollte man nie vergessen.

  9. Der Begriff „billige Gnade“ kommt meines Wissens nach nur bei Bonhoeffer vor. Die wenigsten Leute, die diesen Begriff weiterverwenden, haben sich die Mühe gemacht in Erfahrung zu bringen a) wer Bonhoeffer war, b) in welcher Zeit er gelebt hat, c) welcher theologischer Prägung er unterworfen war, geschweige denn, dass sie Bonhoeffer ansatzweise verstanden hätten. Ich möchte empfehlen, dass man den Begriff „billige bzw. teure Gnade“ nicht in den Mund nimmt, solange man die oben genannten Aspekte nicht sorgfältig bearbeitet hat. Dies führt nur zu Missverständnissen. Deswegen begrüße ich den Artikel insofern, als dass er dazu beiträgt Missverständnisse auszuräumen.

    Außerdem darf man bei aller Bonhoeffer-Recherche nicht vergessen: Er ist NUR ein Christ wie jeder andere Christ auch – sehr intelligent, inspirierend, konsequent in seinem Glauben – gleichzeitig aber auch verwirrend, fehlend und fehlbar. Wir ziehen unsere Dogmatik und Gnadenlehre nicht aus Bonhoeffers „Nachfolge“, sondern aus der Bibel und da kommt „billige und teure“ Gnade nicht vor.

    Außerdem: Das Buch „Nachfolge“ ist größtenteils eine Exegese der Bergpredigt. Die Bergpredigt wurde VOR dem Kreuz Jesu verfasst und muss unter diesem Aspekt gelesen werden. Was die Bergpredigt uns Christen unter dem Neuen Bund sagen will, ist höchstwahrscheinlich grundverschieden zu traditionellen, liberalen oder gesetzlichen Verständnisweisen.

    Wer sich auf den Weg machen möchte, Bonhoeffer besser kennenzulernen und ihn zu verstehen, sollte die Biographie von Eric Metaxas KRITISCH lesen bzw. hören (als Hörbuch erhältlich) und nachdem er Bonhoeffer und seine Zeit in etwa einschätzen kann dann das Buch „Nachfolge“ von Bonhoeffer lesen. Besonders großen Wert sollte dem von Bonhoeffer geschriebenen Vorwort eingeräumt werden. Dieses bildet den Rahmen in dem alles Folgende steht.

    Mit Sicherheit ist die intensive Beschäftigung mit Bonhoeffer, seiner Zeit und seinen Schriften besonders für uns Deutsche lohnend, weil er für mich mit Martin Luther und Karl Barth einer der wichtigsten, deutschen Theologen ist und in einer Zeit gelebt und gewirkt, die vielleicht die prägendste für unser Volk gewesen ist. Ich lese auch gerade sein Buch „Nachfolge“ und profitiere stark davon – bin aber vom „Verstehen“ noch einige Meilen entfernt…

  10. Es sind immer wieder diese „Jesus plus X“-Pseudo-Differenzierungen, die oft als Adjektive getarnt daherkommen: billige Gnade, rettender Glaube, wirksame Vollmacht, echte Christen… alle diese Wort-Konstruktionen haben zweierlei gemeinsam:
    1) Sie sind redundant (und damit de facto ziemlich dummes Zeug).
    2) Wenn man sie dennoch benutzt, impliziert man dadurch zwangsläufig, dass Punkt 1 nicht zutrifft, suggeriert also, dass es zwei verschiedene Arten des Substantivs geben müsse:

    – einen nicht zur Errettung ausreichenden Glauben etwa (Folge: Die Heilsgewissheit ist am Arxxx)

    – noch nicht wirksame Vollmacht (da muss man dann wieder 10 Punkte erfüllen, damit sie doch noch wirksam wird… und wehe wenn nicht: „An wem liegt es wohl – an Jesus oder an dir? Er hat seinen Part erfüllt, er hat uns alles gegeben… aber vielleicht hast du das dir anvertraute Talent ja vergraben?!“ … )

    – unechte Christen (Stichwort „Namenschristen“ etc.)

    – teure/billige Gnade

    Letzteres ist komplett lächerlich, denn „die Gnade ist durch Jesus Christus geworden“ (Joh 1,17).
    Kann Jesus billig sein? Oder teuer? Gibt es zwei verschiedene Jesus Christusse? Oder – um es mit Paulus‘ Worten zu sagen: „Ist Christus etwa zerteilt? Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt worden…?“ (1. Kor 1,13)

    Bonni hatte die Erfüllung des Gesetzes auch nicht verstanden, so einfach ist es leider.

    Und ist er eigentlich wirklich für seinen Glauben getötet worden? War das nicht für die Teilnahme am Komplott gegen Hitler?

  11. Ja, so ist es und so steht’s geschrieben, wir werden umsonst geliebt! Und als seine Kinder werden wir durch strenge Zucht erzogen in Jesus, in der Gnade zu bleiben.

    • Beschreibe es doch einfach – das sollte möglich sein. Dann kann man sehen, was du unter „strenge Zucht“ verstehst. Oder entzieht sich das jeder Beschreibungsmöglichkeit und ist ein Glaubensgeheimnis oder so was?

  12. „Jede Rebe, die Frucht trägt, die säubert er, damit sie mehr Frucht trage.“

    Alle möglichen Arten von Training zielen heute darauf ab, die Seele des natürlichen Menschen zu entwickeln, ihn selbständig, stolz, schlagfertig, selbstbewusst zu machen. Man liebt heute Männer, die andere ausstechen können. Das Training bereitet sie also so zu, dass der Satan sie als Werkzeuge gebrauchen kann, es verrichtet die Arbeit, die normalerweise der Teufel selbst tut. Was Gott an dir und mir tut, ist anders; es gleicht der Arbeit des Winzers, der die zu üppigen Triebe der Weinstöcke ausputzt. Das vorzeitige Wachstum in unseren Seelen muss eingedämmt und behandelt werden. Gott muss es wegschneiden. Auf der einen Seite will er uns dorthin bringen, dass wir ganz aus der Kraft seines Sohnes leben, die uns bei der Wiedergeburt eingepflanzt worden ist. Andererseits arbeitet er unmittelbar an unseren Herzen, um den Grundstock unserer natürlichen Gaben, der vor allem anderen zu Adams Sünde führte, zu schwächen. Tagtäglich haben wir diese zwei Dinge zu lernen: das Leben Christi in uns muss hochgebracht, jenes andere, das natürliche, zurückgedrängt und dem Tod überliefert werden. So stehen wir in den Augen der Welt als schwache, unwissende Menschen da, die oft zugeben müssen: „Ich weiss es nicht – aber er weiss es, und das genügt.“ Möge Gott uns von der heutigen anmassenden Selbstüberschätzung befreien!
    Watchman Nee

    Kannst du damit was anfangen?

    • Kurze Antwort: Watchman Nee hatte ein paar gute Einsichten – aber nicht alles, was er sagt, hält einer näheren Überprüfung stand.

      Etwas länger: wieso sollen natürliche Fähigkeiten im Gegensatz zu „geistlichen“ Fähigkeiten stehen? Jeder Christ kann sich entscheiden, aus seinen natürlichen Fähigkeiten NICHT auf den Wert seiner Person zu schließen. UND er kann sich auch entscheiden, aus seinen geistlichen Fähigkeiten NICHT auf den Wert seiner Person zu schließen: er oder sie ist nicht besser oder geliebter, wenn er oder sie z.B. viel betet. Paradox formuliert: „Du bist von Gott geliebt und angenommen, obwohl du so viel betest / missionierst / die Bibel liest / Witwen besuchst“

      Wie soll auch das Leben Christi in uns strikt getrennt werden von unserem natürlichen Leben – ebenso bei geistlichen und natürlichen Fähigkeiten

      Jetzt wird vermutlich klar, warum penetrant nachgefragt wurde 😉

  13. Falls du daran glaubst; die Allversöhnungslehre finde ich sehr ermutigend, so ähnlich wie Watchman Nee, wenn er sagt du musst zuerst „Sitzen“, nur fehlt dieser Lehre, die persönliche Beziehung zum Schöpfer.

  14. Kannst du damit was anfangen?

    Ich erkenne die Meinen und bin bekannt den Meinen. – Joh. 10, 14

    Nicht ohne weiteres wird man erkennen können, welch ein großes Geheimnis in diesen Worten liegt. Sie sagen uns, dass eine innige Bekanntschaft zwischen dem Herrn und Seinen Schafen herrscht, auf der alles beruht. Was mag das bedeuten? Man fängt an, etwas zu ahnen, wenn man denselben Herrn in der entscheidenden Stunde, in der Er an Sein Versöhnungswerk geht, feierlich erklären hört: „Das ist das ewige Leben, dass sie Dich, der Du allein wahrer Gott bist, und den Du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ Höre, was der Herr Christus für das ewige Leben erklärt! Nur Gott und den Heiland zu erkennen. Und, wenn Er von dem feinsten Selbstbetrug in geistlichen Dingen redet, von dem Betrug einer eigenen Frömmigkeit, Kraft und Geistlichkeit, durch den viele am Jüngsten Tage sagen werden: „Haben wir nicht in Deinem Namen geweissagt und in Deinem Namen Teufel ausgetrieben und in Deinem Namen viele Taten getan?“ — dann wird Er sie mit den Worten „Ich habe euch noch nie erkannt“ abweisen. — Dieselben Worte finden wir in dem ewig gültigen Abweisungsurteil über die Jungfrauen, die zur Hochzeit wollten, ihre Lampen nahmen, dem Bräutigam entgegengingen, aber kein Öl hatten. Der Herr wird nur diese eine Bemerkung machen: „Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Ich kenne euch nicht.“ — Bedenke, wie bedeutungsvoll dieses Wort „kennen“ hier sein muss. Dasselbe Richterwort gebraucht Er, als Er erklärt, weshalb diejenigen, welche durch die enge Pforte einzugehen trachteten, es aber dennoch nicht konnten und dann beschwörend sagen würden: „Wir haben vor Dir gegessen und getrunken, und auf den Gassen hast du uns gelehrt“; auch ihnen gilt das gleiche, niederschmetternde Richterwort: „Ich kenne euch nicht, woher ihr seid.“
    O, muss nicht ein jeder, der dies liest und dabei erkennt, wie der Herr Christus als der entscheidende Richter so ernstlich darum geeifert hat, dies hervorzuheben — muss nicht ein jeder merken, dass hier ein überaus wichtiges Geheimnis vorliegt? Für die Gläubigen war und ist dies nichts Unvermutetes; im Gegenteil, für sie sollte es gerade eine erfreuliche Bestätigung dafür sein, dass sie Ihn recht erfasst haben. Unerwartet aber ist es für diejenigen, die sich darüber wundern, dass der Herr nicht sagt: „Ihr habt gegen Mein Gesetz gesündigt“ oder „Ihr seid nicht ernstlich genug in eurer Besserung und Heiligung gewesen“; ja, auch für diejenigen, die sich wundern, dass der Herr nicht eine scharf eingeteilte Gnadenordnung vorlegte und sagte: „Gegen diese habt ihr gefehlt“. Überraschend wird es für alle diejenigen sein, die es so haben wollen, die zu ihrer Verwunderung Ihn aber immer nur sagen hören: „Ich kenne euch nicht!“ Alle werden erkennen müssen, dass in dem Texte vom Jüngsten Gericht bei Matth. 25, wo so viele Werke angeführt werden, dennoch das ganze Gewicht darauf gelegt wird: „Das habt ihr Mir getan“, um Meinetwillen habt ihr Meinen geringsten Brüdern dies oder jenes getan, dass also Christus und eine innige Bekanntschaft mit Ihm die Quelle gewesen sind, aus der diese Werke flossen; dass allein Christus, nicht aber ihre eigene Heiligkeit, der Gegenstand ihres Auges und ihres Heiligungseifers gewesen ist.
    Sollten nicht alle, die erkannt haben, welche besondere Fürsorge Jesus um dieses Verhältnis geübt hat, um des Herrn Christus und des ewigen Wohls ihrer unsterblichen Seelen willen einmal stillhalten und sich von dem Herrn, der die Schlüssel in Seiner Hand hat, sagen lassen, dass, wo Er zuschließt, kein Mensch aufschließt? Sollten wir nicht Seinen Worten stillhalten und sie ernstlich beherzigen? Viele ernste und fromme Männer sind nach jahrzehntelangem heiligen Eifer um Gott und Sein Reich dadurch über dies Verhältnis aufgewacht und wie Brände aus dem Feuer gerissen worden, dass sie das Geheimnis des Reiches Gottes in dem duldenden, blutenden Herrn mit den durchbohrten Händen und Füßen zu sehen bekamen. Nur in Ihm und in Seinem Tod haben sie hinfort ihr ganzes Leben, ihre Freude und ihren Trost erhalten und alsbald ihre bisherige irdische Seligkeit demgegenüber für schal und jammervoll erachtet. So wird man gesinnt, wenn man Jesus recht erkennen lernt; und nur diejenigen, bei welchen Christi Erkenntnis solcher Art ist, sind Seine Schafe.
    „Willst du dann ein für allemal wissen und deutlich definieren (bestimmen) können, was ein Christ sei“, sagt Luther, „oder woher der Mensch ein Christ heiße, so musst du nicht sehen nach Mose Gesetz oder der größten Heiligen Leben und Heiligkeit, sondern nur hierher auf das Wort Christi: „Meine Schafe kennen Mich“, so dass du sagst: Ein Christ ist nicht, der da ein herrlich, streng, ernstlich Mönchs- und Einsiedlerleben führt; denn solches können auch Juden und Türken tun, unter denen etliche viel strenger leben. Kurz: Alles, was in uns und von uns geschehen kann, das macht keinen Christen. Was denn? Allein das, dass man diesen Mann kenne, von Ihm halte und sich zu Ihm versehe, was Er will von Ihm gehalten haben, nämlich dass Er sei der gute Hirte, der Sein Leben für die Schafe lässt und sie erkennt. Solche Erkenntnis heißt und ist nichts anderes denn der Glaube, so da folgt aus der Predigt des Evangeliums.“
    Rosenius

  15. muß man sich eigentlich mit teurer und billiger Gnade befassen, wenn man zur Freiheit in Christus berufen worden ist?
    Wenn man DIE Freiheit hat und keinem Gesetz mehr untersteht und es keinen Richter gibt, da wir kein relevantes Gesetz mehr haben … dann ist doch eine Beschreibung von „Gnade“ völlig überflüssig, oder?

    • Gute Frage … vermutlich ist das Gesetz, das Leisten-Müssen, so tief in uns verankert als PRÄGUNG (nicht als Natur), dass die häufige Schilderung der Gnade Gottes sehr hilfreich ist. Wer nur hören würde „wir sind vom Gesetz befreit, vom Müssen und Leisten-Müssen“ würde wohl ohne die Botschaft der Gnade Gottes fragen: „Und jetzt?“

    • Wenn diese ollen Pharisäer nicht da wären, die ständig Preisschilder, Verfallsdaten, Nutzungsbedingungen und Widerrufsklauseln auf Gottes Geschenke kleben, müsste man das wirklich alles nicht tun…

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