Der Gemeinde in Laodizea rät Jesus folgendes:

Offenbarung 3,15: Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch heiß bist. Ach, dass du kalt oder heiß wärest!

Kalt oder Heiß als erstrebenswerter Zustand? Heiß sein für Jesus – das leuchtet uns ja noch ein. Aber kalt sein für Jesus?

Das Rätsel löst sich ganz einfach: Laodizea war bekannt für seine heißen Quellen. In denen badeten Menschen und fanden Heilung oder Linderung für manche Krankheiten (http://de.wikipedia.org/wiki/Laodikeia_am_Lykos).

Das Wasser der 8 km entfernten Quellen wurde in die Stadt geleitet und kühlte auf dem Weg dahin ab. Wenn es in der Stadt war, war es kalt und man konnte damit seinen Durst löschen.

Das Problem war, wenn das Wasser auf dem Weg in die Stadt war: es war lau, man konnte es weder trinken noch darin baden.

Die heißen Quellen brachten also Heilung – das kalte Wasser löschte den Durst. Die Übertragung ist also recht einfach.

 

Offenbarung 3,16: Also, weil du lau bist und weder heiß noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.

Bei „Ausspeien“ denkt der typische Gesetzesanhänger natürlich gleich an Heilsverlust und die Hölle. Zum Glück für ihn gibt es dazu keinen Grund. Ausgespeit wird das lauwarme Wasser, das man getrunken hat: kein schönes Bild, aber kein Grund, gleich die ewige Verdammnis dahinter zu vermuten.

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Schauen wir noch ein wenig weiter, um ein Bild von der Gemeinde in Laodizea zu bekommen (die gerne auch mal auf den Zustand der heutigen weltweiten Gemeinde bezogen wird):


Offenbarung 3,17: Weil du sagst: Ich bin reich und bin reich geworden und brauche nichts!, und nicht weißt, dass du der Elende und bemitleidenswert und arm und blind und bloß bist

Selbstzufriedene Christen, die nichts brauchen! Reichtum verführt nun mal zu solchen Gedankengängen. Der Arme oder Ärmere dagegen ist sich seiner Bedürftigkeit auf Schritt und Tritt bewußt. Wenn wir in unseren Gedanken der Meinung sind, wir bräuchten nichts oder das durch unser Tun ausdrücken – dann haben wir wirklich wesentliche Dinge nicht verstanden: das ständige Beschenkt-Werden durch Gott zeigt uns unsere eigene andauernde Bedürftigkeit.

In dieser Welt – und auch in der religiösen Welt, ganz besonders in ihrem christlichen Teil – ist Bedürftigkeit etwas, dessen man sich schämen soll, das vielen Menschen peinlich ist, das man verbergen muß. „Ich brauche nichts“ heißt „ich habe schon alles!“.

Ihr OK-Sein begründen diese Christen offensichtlich auch auf ihr eigenes Tun und Lassen (Offenbarung 3,18): „rate ich dir, von mir … zu kaufen … weiße Kleider, damit du bekleidet wirst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde“ Jesus macht diese Christen aufmerksam auf das weiße Gewand der Gerechtigkeit, die von ihm kommt und ein Geschenk ist. Nur dieses Gewand kann nie wieder schmutzig werden. Und nur dieses Gewand ist ein dauerhaftes Mittel gegen alle (verdrängten) Gefühle von Schande, Blöße, Scham etc. Reichtum kann das nicht leisten, weder der äußere noch ein innerer (etwa durch Kultur, Literatur, ein facettenreiches Gefühlsleben, Naturerlebnisse).

Und genau diesem Typ Leute gilt die Aufforderung zur Umkehr, die dann kommt.

Offenbarung 3,19: Ich überführe und erziehe alle, die ich liebe. Sei nun eifrig und tu Buße!

Und das ist auch gut so. Gottes Gnade erzieht uns. Wir merken, wo wir falsch liegen. So können wir umdenken. Das ist nicht der bedrohliche Prozess, als den ihn viele Hingabe- und Heiligungsdramatiker gerne darstellen (mit viel Schmerz und Qual und „Zerbruch“), sondern etwas, dass uns gut tut. Der Schmerz kommt manchmal eher daher, dass wir es lieber ein paar Mal zu oft noch selbst probieren, irgendwas ohne Jesus zum Positiven zu ändern.

 

 

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