Viele Christen haben die Vorstellung, daß sie sich erst einige Charaktereigenschaften erarbeiten müssen, um den Segen für unser Leben hier und jetzt von Gott zu empfangen.

Mit diesem Verständnis ist beispielsweise ein so schöner Vers wie dieser keine Verheißung mehr:

Die Reihenfolge wird umgedreht: man erfahre die Liebe Gottes nicht, weil man sich noch zu sehr fürchte.

Tatsache ist und bleibt aber: das einzige Mittel gegen die Furcht (vor Strafe) ist die Liebe Gottes zu uns. Und damit auch die völlig bedingungslose Erlösung, die er uns schenken will. Wer sich fürchtet, soll nicht lernen, sich nicht mehr zu fürchten – sondern die vollkommene Liebe Gottes empfangen.

Beliebt für diese Umkehrung der Reihenfolge ist natürlich auch die Stelle über die Frucht des Geistes:

Galater 5, 22-23: Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue,  Sanftmut, Enthaltsamkeit. Gegen diese ist das Gesetz nicht gerichtet

Obwohl auch hier ganz klar herausgestellt wird, daß es sich um eine Frucht des GEISTES handelt, wimmelt es von Anleitungen, wie WIR diese Frucht erarbeiten können – um uns eben dann an der Frucht des Geistes zu erfreuen. Oder vielleicht nur das Gefühl zu haben, daß Gott sich über diese Frucht freut.

Wenn es den Gesetzeslehrern schon nicht gelingt, die Existenz der Gnade Gottes völlig zu leugnen – so machen sie das Empfangen dieser Gnade eben zu einer Frage unserer Charaktereigenschaften.

Es ist und bleibt aber dabei: Gnade empfängt, der sie haben will und nötig hat. Und Bedürftigkeit zählen wir normalerweise nicht zu den (edlen) Charaktereigenschaften eines Menschen. Bedürftigkeit ist ein menschliches Grundmerkmal. Kinder sind übrigens bedürftig ohne sich dafür zu schämen. Sie lernen erst später, dies sei eine verachtenswerte Eigenschaften.

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