Es gibt einige Prediger, Bibellehrer und Christen, die Bibelstellen mißbrauchen, die nur im Kontext der neutestamentlichen Gnadenlehre Sinn machen. Sie reißen solche Bibelstellen aus ihrem „gnädigen“ Kontext und machen daraus „Prinzipien“ oder Arbeitsanweisungen.

Mit Hilfe von Galater 3,1 etwa spricht man ganz allgemein von „Zauberei“ und entwickelt große Lehren daraus:

Gal 3,1 Unverständige Galater! Wer hat euch bezaubert, denen Jesus Christus als gekreuzigt vor Augen gemalt wurde?

Diese „Zauberei“ bezieht sich aber ganz klar auf eine Predigt des Gesetzes, die die Christen in Galatien weg von der Gnade und dem Glauben an Gottes Gnade bringen (was die folgenden Verse zeigen). Dieser Form von Zauberei machen sich ausgerechnet die schuldig, die gerne mal auf die Jagd nach Christen gehen, die sich angeblich der Manipulation schuldig machen oder gar den „Geist von Isebel“ in sich wirken lassen.

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Oder sie machen großes Aufheben von ihrem angeblichen Streben, Gott zu gefallen.

Gal 1,10 Denn rede ich jetzt Menschen zuliebe oder Gott? Oder suche ich Menschen zu gefallen? Wenn ich noch Menschen gefiele, so wäre ich Christi Knecht nicht.

Aber auch hier ist der Kontext die Predigt der Gnade Gottes durch Paulus. DIESE Predigt ist es, die vielen Menschen nicht gefällt. Das positive Predigen des Gesetzes und der damit verbundene Appell an unsere vermeintliche Fähigkeit, etwas beitragen zu können – DAS ist es, was Menschen gefällt (wonach ihnen die Ohren jucken). Wenn man also anderen Menschen auf die Nerven geht, sie bedrückt mit gesetzlichen Hingabe-Predigten etc. , DANN darf man sich nicht auf Galater 1,10 berufen.

Oder sie reden sogar davon, dass ein „anderes Evangelium“ verkündet würde – wenn eben jemand die Geltung des Gesetzes für den Christen bestreitet:

Gal 1,6 Ich wundere mich, dass ihr euch so schnell von dem, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, abwendet zu einem anderen Evangelium

Dabei verfälscht jeder das echte Evangelium, der der Guten Botschaft das angebliche Halten-Müssen des Gesetzes beimengt.

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Oder sie sprechen von den „Früchten des Geistes“ so als ob es sich um Charaktereigenschaften handelt, die wir in uns entwickeln könnten. Wie aber schon der Name sagt, sind es Früchte des Gesetzes und nichts, was wir entwickeln oder hervorbringen könnten.

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Oder sie argumentieren mit Hilfe von Galater 6,7 mit dem „Prinzip von Säen und Ernten“ – als ginge es im Kontext der Stelle um Verhalten, das anderes Verhalten zur Folge habe. Der nächste Vers zeigt dagegen ganz klar, dass es Paulus um den Boden geht, auf den gesät wird:

Gal 6,8 Denn wer auf sein Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten.

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Oder sie benennen eine unsichtbare Tatsache unserer Erlösung – und machen unverschämterweise eine Verhaltensaufforderung daraus. Besonders gerne wird das gemacht mit Bibelstellen, die davon reden, dass wir mit Christus gekreuzigt oder gestorben sind:

Gal 5,24 Die aber Christus Jesus angehören, die haben ihr Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Begierden.

Verschwiegen wird dann, dass dieses „Kreuzigen“ geschehen ist und in der Vergangenheit liegt. Warum? weil man mit dem täglichen Kreuzigen des Fleisches einfach so wunderbar theologische Theorien entwickeln kann, die dem Zuhörer schönerweise auch noch einiges zu tun geben.

 

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Sie reden davon, dass Liebe das Gesetz erfüllt – und versuchen dadurch, ihre Leser oder Zuhörer dazu zu bringen, sich erneut dem Gesetz zu unterwerfen. Dabei ignorieren oder verschweigen sie die vielen Bibelstellen, die uns sagen, dass das Gesetz für uns nicht mehr gilt.

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Oder man spricht ganz allgemein von den Charaktereigenschaften eines Apostels, wie sie Paulus in 2.Kor 6 thematisiert werden – und verschweigt, dass es um Apostel geht und nicht um einen Standard für jeden Christen

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[Es kommen sicherlich noch weitere Beispiele hinzu – leider]

Eine Antwort »

  1. Stimme voll zu!
    Oft werden Sätze aus dem GEISTIGEN Zusammenhang gerissen und BUCHSTÄBLICH als GESETZESAUSSAGEN interpretiert!
    Ein weiteres bekanntes Beispiel, die Aussage (1 Joh 1 9): „Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht.“ Viele interpretieren dies buchstäblich als Gesetz und stellen so gedanklich ein „NUR, WENN“ vor den Satz, das so nicht dasteht: „Nur wenn ich bekenne, wird mir vergeben…“ Interpertiere ich den Satz aber als frohe Botschaft, als ein Angebot Gottes, dann wird hier nur ein weiterer Weg – neben anderen – , nämlich im Gebet durch Bekenntnis Gnade zu erfahren, aufgezeigt. (Das NT zeigt: Jesus hat seinen Jüngern, seinen Mitmenschen auf vielfältige Weise vergeben!)

    Hier wird ein generelles, größeres Problem der Bibelauslegung deutlich!
    Wie in der Kultur des Islam haben auch wir die Tendenz alles buchstäblich und normativ zu interpretieren und uns an Einzelaussagen zu halten. Dabei warnte Jesus selbst vor der buchstäblichen, normativen Interpretation der biblischen Worte und Wunder. Er wollte seine Worte als Gleichnisse und seine Wunder und Taten als Zeichen verstanden wissen. Sie sind gerade bewusst nicht buchstäblich eindeutig. Denn nur so können sie einen geistigen Raum der Hoffung erwecken!
    So haben die „materiellen“, buchstäblichen Wunderberichte wie z.B. der „Gang auf dem Wasser“ bekannterweise eine geistige, symbolische Bedeutung. Jesus war nicht der 1. Wellenreiter, sondern es wird verdeutlicht: Wer Jesus nicht aus dem Blick verliert, kann in den Stürmen des Lebens bestehen; ist den Elementen des Irdischen (z.B. Sterblichkeit) nicht ausgeliefert. Wenn Jesus z.B. den Taubstummen (Schweinehirten) aus der Dekapolis heilt und dabei leise zum Himmel seufzt: „Werde geöffnet!“, verdeutlicht dies als Zeichen: Jesus erweist in seinem Mitleid auch sündigen Heiden, die noch nie vom Gott Israels gehört haben und noch nie von ihm gesprochen haben ohne zögern Gnade und öffnet ihnen den Weg in den Himmel, wenn sie in Not zu ihm als Retter kommen. usw.

    (Dies gilt wohl, wie an anderer Stelle bei euch schon gesagt, für die Verknüpfung von NT und AT, die nicht nur BUCHSTÄBLICH in Einzelaussagen besteht, sondern auch GEISTIG. z.B. Samson/Jesus: von seiner Liebe für Silberlinge verraten, der gnadenvollen göttlichen Stärke beraubt, verlacht, verspottet und entehrt, bringt er in seinem Tod den Tempel seiner Feinde zum Einsturz usw.)

  2. Irreführendes Gerede:
    Buchstabe vs Geist der Gnade / bloßes Ereignis vs Gnadenzeichen
    (wenn zu weitgehend, löschen !)

    Allgemein wird das NT so ausgelegt, als wäre es ein bloßer Ereignisbericht mit Gesetzescharakter. Nach dem buchstäblichen Motto: “Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab…” (als hätte Jesus damit ein Gesetz verkündet!). Diese primitive Interpretation widerspricht aber dem Geist Jesu: Er wollte seine Taten und Worte als Zeichen verstanden wissen, die auf das Reich Gottes deuten, nicht als buchstäbliche Handlungsanweisungen. Hier einige Beispiele, wie wir voreingenommen durch eine primitive Interpretation den Zeichencharakter des Evangeliums übergehen – und zwar von Kindheit an darauf trainiert.

    Heilige drei Könige huldigen Jesus. Ereignis oder Zeichen?
    Das wird allgemein als romantisches geschichtliches Ereignis interpretiert – ohne weitere Bedeutung. Ist es aber nicht ein Zeichen?! Besagt es nicht, dass auch andere Religionen in ihren Heiligen Schriften und ihren philosophischen Werken auf einen Erlöser der Welt warten? Szs. auf ein überirdisches Zeichen? Die weisen Magier wissen sogar besser als die Juden, wo der Messias zu finden ist – und Gott zeigt ihnen in seiner Gnade direkt den Weg ?!!

    Jesus hilft einem Römer und einer Frau aus Kanaan. Ereignis oder Zeichen?
    Er nennt ihren Glauben groß – größer als den Israels. Ist das ein bloßes Ereignis oder ein Zeichen?! Hofften der Römer und die Frau nicht jenseits ihrer Religion auf Rettung?! Sie schwörten ihrer eigenen Religion nicht ab (genauso wie die weisen Magier), aber sie hofften auf Erlösung jenseits aller Religion?! Jesus nennt ihren Glauben groß – wie oft nannte er aber den Glauben seiner israelischen Buchstaben-Jünger klein ??!

    Simon von Cyrene – trägt das Kreuz anstelle Jesu. Bloßer Zufall oder Zeichen??!
    Es gibt keinen Hinweis, dass er an Jesus (an das Judentum?!) glaubte (seine Kinder haben römisch/griechische Namen). Aber er beschimpfte Jesus nicht und nahm das Kreuz, das ihm ungerecht aufgebürdet wurde, auf sich. Hat dies keine Bedeutung??! Sagt das Geschen nicht vielmehr, dass auch “Ungläubige” an der Passion Jesus Teil haben können: “ Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns” und “selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.” usw.

  3. Irreführendes Gerede oder: Abschied vom Kontext !

    Die vielleicht irreführendste Auslegung eines Jesuswortes gegen den Kontext:

    „Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich (…)“ (Mat 12,30).
    (wenn zu weitgehend löschen !)

    Diese Aussage wird allgemein buchstäblich – ohne Bezug zum Kontext – interpretiert. Sie ist Kronzeuge dafür, dass Jesus (wie z.B. auch Mohammed) einen exklusiven Glauben – eine exklusive Religion ! – vertrat: Nur wer sich ihm als Heiland und König direkt und ausschließlich unterwirft, kann auf sein Heil hoffen…

    Wenn man aber den Kontext dieses berühmten Zitats berücksichtigt, ergibt sich genau das Gegenteil !! Jesus wird hier von den Religionsvertretern für seine unkonventionellen Heilungen kritisiert: Sind sie im Einklang mit der jüdischen Religion? Sind sie gar ein Trick des Teufels? Jesus antwortet, dass jede wahre Heilung (also auch seine!) als überirdische Gnade des Gottesreiches von Gott selbst kommen muss – jenseits aller Religion. Wahre Heilung ist also immer von Gott, egal unter welchen religiösen Vorzeichen sie erfolgt! Szs ein: „An den Früchten sollt ihr sie erkennen, nicht am religiösen Label !“ Jesus sagt hier also zu den Religionsvertretern: Wer gegen Heilung ist und religöse Motive vorschiebt, ist nicht mit mir, der ist gegen mich!

    Darum hat er auch nichts gegen den fremden Wunderheiler, der sagt: Ich heile so ähnlich wie Jesus, schließe mich ihm aber nicht an! „Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ (Mk 9,40) Und Mat 11 macht er ein unglaubliches Versprechen: „Selig ist, wer sich nicht an mir ärgert!“ Man soll sich nicht daran ärgern, dass Jesus wie der Barmherzige Samariter in das Tal des Todes gekommen ist, um – jenseits aller Religion, aller irdischen Königreiche und Gegensätze – zu retten! (da würden z.B. auch viele liberale Moslems, Hindus usw. zustimmen!)

    Im „Ganden-Kontext“ wird hier deutlich: Jesus ging es nicht um eine exklusive Religion, die ihre Gesetzesherrschaft wie ein irdisches Königreich, wie mit einem irdischen Oberhaupt, ausdehnt. Sein (aufgezwungener) Purpurmantel und seine Krone stehen nicht für ein Reich, das von unserer Welt ist. Vielleicht am besten ausgedrückt in der zeichenhaften Handlung Marias, die ihn aus Liebe und Dankbarkeit zu einer Art König-Bruder salbt (Joh 12), ( irgendwie wie das alte Sade: „Your love is King, crown you with my heart…“).

      • Kein Problem! Nur zu!
        Solang ihr Sade´s „King of Sorrow“ nicht mit dem „ Man of Sorrow“ aus Jesaja 53 in Zusammenhang bringt und die weinenden Tauben aus Jesaja 59 nicht mit Prince´s „When doves cry“ ist alles o.k. Denn am Ende gilt dann noch Skandalnudel George Michael – „Jesus to a child“ – als christlicher Sänger: „With your last breath you saved my soul…“ !!?

          • Kleine Anekdote für Theologen u. Popmusik-Freaks (könnt ihr überprüfen + löschen)!

            Auf Youtube sah ich Rockstar-Grace-Preacher J. Prince! Wie immer in Schwarz, erläuterte er überzeugend in „The High Priest Garments“ seine „Vision“ über Jesus im AT: Der alte Hohepriester verweise auf Jesus. Tiefgründig theologisch zeigt er über mehrere Stunden, wie Jesus alle Glaubenden laut Bibel sieht und vor Gott präsentieren wird: „schön wie Diamanten im Himmel“, „im ewigen warmen Licht der Gnade“, als „Licht in der Finsternis der Nacht“, „voll mit dem neuen,ewigen Leben, der ewigen Liebe“, „alle Glaubenden direkt über seinem Herzen haltend“ usw. (Szs alles in Analogie zu den rituellen Diamanten und Zeremonien des Hohepristeres des AT). Das Ganze war etwas langatmig, aber mit einigen Vorkenntnissen konnte man ihn verstehen. Danach brauchte ich eine Pause…

            Durch Zufall zappte ich dann auf den damaligen Hit von Rihanna: „Diamonds“ (live, Concert for Valor) Rihanna kam wie meist in Schwarz, sang über ihre „vision of extasy“: When you hold me, I’m alive/We’re like diamonds in the sky/ Feel the warmth we’ll never die/ So shine bright, tonight, you and I We’re beautiful like diamonds in the sky…
            Ich hab bis heute keine Ahnung: Hat J. Prince beim Autofahren zuviel Rihanna gehört? Oder: Hat Rihanna zu viel J. Prince gesehen? (Ich hab da so ne Vermutung !!)

  4. Just for Fun!: Die vielleicht 2. irreführendste Auslegung gegen den Gnaden-Kontext des NT:
    „Die Arbeiter im Weinberg“
    (w.z. weitg. löschen !)

    Dazu wurden die unglaublichsten, verwirrendsten Theorien entwickelt, wie: Jesus war für Hartz 4 + Zwangsjobvermittlung !! usw.
    Doch die einfachste,grundlegendste Deutung (die nie richtig ausgesprochen wird!) ist doch wohl im Gnaden-Kontext: Jesus gibt hier als spiritueller „Anführer“ seinen Brüdern im Weinberg des Herrn folgenden Tip:
    Es reicht völlig aus, wenn du dich erst am kühlen Abend bei mir meldest und ein bisschen mit der Arbeit für mich beginnst. Mein Vater und ich sorgen dafür, dass du den gleichen Lohn erhälst, wie der Super-Eifrige, der sich in der größten Mittagshitze die schwersten Lasten und Werke aufbürdet und dann meint, er hat sich mehr verdient. Szs alles im bekannten Kontext: Take it easy! Meine Last ist leicht!“

  5. Jesus, der Galiläer ! Vernachlässigter historscher Gnaden-Kontext ?!

    (Löschen kein Problem, Thematik ist wohl eher was für Spezialisten, vielleicht für euch interessant !?)

    Im NT wird oft hervorgehoben, dass Jesus und seine Anhänger Galiläer waren. (Vgl. z.B. die Frage an Petrus im Hof des Hohepriesters: „Du bist doch auch ein Galiläer?“ usw.). Und man bekommt den Eindruck als wären die Galiläer bei den Juden des Kernlandes als ungebildete, fast areligiöse Hinterwäldler verschrien gewesen, nach dem Motto: „Kann von hierher überhaupt etwas Gutes kommen?“ (Joh 1) Offenbar galt Galiläa damals als fast heidnisches Gebiet, weil so viele fremde einfache Menschen dort lebten, die überhaupt keine Juden waren. Vor diesem historischen Hintergrund bekommt die Gnaden-Botschaft Jesu eine viel stärkere Verankerung jenseits aller besonderer Religion, Gesetzeskenntnis und religiöser Bildung als gemeinhin angenommen…
    (bin auf die Thematik durch ein kurzes YT-Video von J.Prince „Walk in Greater Faith…, Israel“ gekommen)

    Folgende Punkte scheinen auf den ersten Blick in diesem historisch-biblischen Kontext wichtig:

    Mat 4 (z.B.) nennt als zentrale Prophezeiung des AT (nach Jes. 9) – als das eigentliche Zielgebiet der Mission Jesu: „das Galiläa der Heiden (…) denen, die saßen im Land und Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen.“ Und diese Formulierung „Galiläa der Heiden“ scheint keine bloße Floskel! Nach den Historikern/Archäologen hat die Bibel hier Recht: Ca. 50% der Menschen, die Jesus dort traf, heilte und denen er den Segen Gottes versprach, waren wohl überhaupt keine Juden, kannten das Gesetz nicht und warteten auch nicht auf den Messias. Viele, der sehr einfachen armen Menschen dürften Jesus nur als einfachen Mann erfahren haben, in dem die Gnade Gottes in einem bisher unbekannten, für Menschen unvorstellbarem Ausmaß wirksam war. Szs. als Personifizierung der „Liebe Gottes, die sich in das Elend der Welt mischte und auch elend ward, damit das Elend der Welt mit ihr herrlich gemacht werde…“ (frei-schwülstig nach Goethe). Jedenfalls spricht das NT davon, dass zu seinen Nachfolgern „Scharen von Menschen aus Galiläa, von jenseits des Jordan und der Dekapolis“ (Vgl. z.B. Mat 4,24f., „ja sogar durch ganz Syrien“; z.B. auch viele Samariter) gehörten – also wohl sehr sehr viele Nicht-Juden. Gerade darum war er wohl den streng religiösen, buchgläubigen Juden ein Stein des Anstosses. Man verstieß ihn aus der Synagoge von Nazareth und stellte Überlegungen an, ob er nicht ein Samariter sein könnte, der die jüdische Religion und Kultur untergraben will (Mk 6, Joh 8). Überhaupt kann man z.B. das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter wohl erst in diesem Kontext richtig verstehen: Jesus rechtfertigt sich hier dafür, dass er jenseits seiner Religion, seines Volkes, szs. im Feindesland, auf die Menschen zuging und ihnen half !

    Zu bedenken bleibt also: Wenn Jesus zu den unzähligen, unterschiedlichsten Menschen Galiläas, die sein Gewand berührten, sagte: „Dein Glaube hat dich gerettet !“, dann war – im historischen Kontext – wohl nicht der korrekte biblische Glaube an ihn als jüdischer Messias gemeint, sondern der Glaube an eine Gnade Gottes, die jenseits aller irdischer Religion und Tradition helfen und retten will.
    Jedenfalls lässt es das NT offen, ob z.B. die blutflüssige Frau im „galiläisch-heidnischen“ Kafarnaum an ihn als Messias glaubte. Es stellt nur fest: „Alle leute versuchten ihn zu berühren, denn es ging eine Kraft von ihm aus, die heilte.“ (Lk 6). Auch Jesus selbst fragte im „Galiläa der Heiden“ nicht nach der korrekten Religion. Er erweckte z.B. den Sohn der Witwe in Nain aus Mitleid von den Toten, ohne zu fragen, woher die Familie gekommen war und was sie getan hatte…

      • Das „halbheidnische“ Galiläa…
        („Diese Volksmenge aber, die das Gesetz nicht kennt, sie ist verflucht!“)

        Vielleicht ist es heute so wie damals? Die einfachen, armen Leute, die es mit der Religion nicht so genau nehmen, die an der Welt, Gott, dem ewigen Leben zweifeln, hören die Gnadenbotschaft immer gern: „Das ist zu schön um wahr zu sein !“ Die Verlorenen, Zöllner, Sünder, Zweifler usw. hoffen auf Gnade und applaudieren, wenn gegen den Buchstaben am Sabbat geheilt und vergeben wird. Wer alles eher kritisch sieht, ist der „geistig Reiche“, der in der Schrift gebildete, der Kämpfer für die vermeintlich höhere Wahrheit – er will „sein“ Brot des Lebens eher spärlich verschenkt sehen…

  6. No Problem ! Ihr könnt Alles verändern und übernehmen wie ihr wollt !

    PS Habt ihr gemerkt, dass ich von GnR-Musik-Zitaten zu hoher Literatur übergegangen bin ? (Bald zitier ich noch den Koran…)

  7. Irreführendes Gerede: einzelne Buchstaben und Worte vs übergeordnete Bildsprache (= Gnadenkontext)
    Allgemein wird m.E. bei der Deutung der Worte Jesu viel zu sehr in Buchstaben und Worten gekramt. Und so wird vernachlässigt, dass Jesus nicht nur in einzelnen Worten/Buchstaben das AT anspricht, sondern vor allem an dessen übergeordnete Bildsprache von Sünde, Gnade und Segen anknüpft. Geht man von diesem Bild-Kontext aus, ergibt sich ein viel weiteres Bild der Gnade Jesu.
    (sind einige Punkte, die ich mal überlegen wollte, löschen no problem!)

    Bildsprache von der Sünde als Unreinheit und Krankheit:
    Im AT scheint ein zentrales Bild für die Sünde die Unreinheit/Verschmutzung des Körpers zu sein: So, wie der äußere Körper durch Staub, Krankheiten usw. im täglichen Leben „verschmutzt“ wird, so wird das Innerste – das Herz, die Seele – durch Sünden beschmutzt. Also erbittet sich David als Sünder von Gott als seinem „Retter“ ein „reines Herz“ und träumt von einer Art spirituellem Bad, in dem seine Sünden (wie durch eine Taufe) weggewaschen werden: „Wasche mich rein von meiner Missetat, und reinige mich von meiner Sünde…“ (Ps 51). Und Jesus verspricht, dass der Glaube an ihn und den gnädigen Vater die Sünde wie in einem Bad abwäscht und szs. im Herzens-Kern für immer rein macht – trotz weiterer täglicher Verunreinigung durch den Sündenstaub auf dem Lebensweg: „Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein…“ (Joh 15) Denn „Gott reinigt die Herzen durch den Glauben“ (Apg. 15) Und Johannes der Täufer spricht von Jesus als demjenigen, der wie er auf Geheiß Gottes die Sünden abwäscht und reinigt („tauft“) – aber nun mit dem Heiligen Geist der Gnade: einem ewigen spirituellen Feuer, welches das Innerste, das Herz, die Seele der Gläubigen von Unreinheit, Krankheit reinigt. Folglich heißt Glauben nach dieser Bildsprache: Daran glauben, dass durch die Gnade Gottes eine ewige, reine Herzensflamme im irdisch sündigen Menschen wohnt, die ihn im Kern rein macht und rein erhält usw.

    Bildsprache von der Sünde als zerstörende Lepra
    Darüber hinaus beschreibt David in einem weiteren zentralen Bild des AT diese Unreinheit des Menschen durch die Sünden als eine Aussatz-Krankheit – als Lepra. (z.B. Ps 38), die Krankheit gegen die man damals keine andere Hilfe wusste, außer gleich das ganze Haus des Kranken wegen der Verunreinigung abzubrennen (Reinigung durch Feuer !): „Es ist nichts Gesundes an meinem Leibe… und ist nichts Heiles an meinen Gebeinen wegen meiner Sünde…Meine Wunden stinken und eitern wegen meiner Torheit“ usw. Selbst das eigene Haus, seine „Lieben“, meiden ihn, wie einen Lepra-Kranken, aber er vertraut auf Gott als seinen „Retter“ – also als seinen Arzt und Heiler. Und an dieses Bild scheint der Heiler Jesus anzuknüpfen, wenn er die Lepra-Kranken heilt bzw. „reinigt“: Auf die Frage, ob er (bzw. Gott) die Aussätzigen rein machen wolle, spricht er ein klares: „Ich will !“. Gott will in seiner Gnade („Mitleid“ Mk 1) – ohne besondere Auflagen (Bitten, Versprechen, Leistungen usw.) – selbst den lebenden Toten, den Lepra-Kranken retten ! Spirituell gedeutet: Gott vergibt selbst den durch tödliche Sünde aus der Gemeinschaft (selbst dem eigenen Haus) Ausgestoßenen, wenn sie auf seine Gnade vetrauen, hoffen und reinigt mit dem Feuer des Heiligen Geistes.

    Gott rettet das Haus/Familie von der Zerstörung durch Sünde !
    In dieser Bildsprache des AT zeigt sich auch ein weiteres, oft vernachlässigtes Bild des Glaubens an die Reinigung/Gnade/Segen trotz Sünde – der starke Bezug auf das Haus des Glaubenden: Wer an Rettung/Reinigung/Gnade/Segen glaubt, hofft auch immer auf die spirituelle Rettung seines Hauses, seiner Familie. Abraham, David u.a. vertrauten auf den Segen Gottes für ihr Haus, trotz ihrer menschlichen Schwächen. Denn, so wie nach der Bildsprache des AT sündiger, ansteckender Lepra-Aussatz ein Haus, eine Familie zerstört, so bringt der Glaube an die Gnade/Rettung/Segen durch Gott Heilung für das gesamte Haus. Vgl. z.B. Auszug aus Ägypten: das Blut des Lammes am Türbalken rettet das Haus ! usw. An diese Bildsprache des AT scheint Jesus anzuknüpfen, wenn er davon spricht, dass man ihn und seine Gnade in das „Haus aufnehmen“ soll. Der als Sünder bekannte, verachtete Zachäus z.B. ist immer offen für die Gnade und nimmt Jesus zu Hause in Gastfreundschaft auf und bringt damit seinem „Haus“ das Heil. Die kanaanäischen Frau bittet um Gnade, Segen für ihr Haus (ihre nicht anwesende Tochter), ebenso der Zenturion, der sogar für seinen Haus-Diener bittet. Jesus bewunderte ihren großen Glauben usw.

    • Konsequente Gnade. Irreführendes Gerede: Geist/Bild vs Buchstabe
      Das Bild von der „Sünde als Lepra“ und das „Richte nicht, dass du nicht gerichtet wirst !“

      (Hab ich mal für mich zs.gefasst ! Wenn ich ehrlich bin, versteh ich manches darin selbst nicht mehr !Aber vielleicht was Interessantes für euch dabei !? Löschen no problem !)

      Einiges spricht dafür, dass Jesus (u. Paulus) das Bild von der Sünde als Lepra wesentlich radikaler verstanden als wir heute. Nämlich in radikal „ärztlicher“ Sicht: Lepra ist per se – jenseits ihrer unterschiedlichen äußeren Symptome – eine todbringende, zersetzend-infizierende Krankheit: die bibl. Krankheit des Fluchs. Dies heißt auf den sündenkranken Menschen übertragen: Jeder Mensch steht unter dem Fluch todbringender Sünde – jenseits seiner äußeren Symptome. Er gibt eine tödlich zersetzende, unheilbare Sündenkrankheit – den Geist der sündigen, tödlichen Übertretung göttlichen Gebots – weiter, ob er will oder nicht! Dabei ist nicht entscheidend, welche äußeren Symptome der Krankheit an ihm erscheinen, sondern, dass per se in seinem Fleisch eine tödliche ansteckende Sündenverunreinigung wohnt. Bei einem Mörder z.B. zeigt sich diese unheilbare Sündenkrankheit in starken äußeren Symptomen; sie ist aber im Kern die gleiche Sündenkrankheit wie beim harmloseren Raser auf der Autobahn: die tödlich verunreinigende Übertretung des göttlich Richtigen. Der Raser gibt wie der Mörder diesen Geist der sündigen Übertretung weiter, infiziert andere damit – mit möglichen tödlichen Folgen: Beide wirken in ihrem Fleisch daran mit, dass Sünde und Tod – der ursündliche Geist der Übertretung des Gebots – regieren und weitergegeben werden. Beide haben die gleiche tödliche Lepra und geben sie weiter, ob sie wollen oder nicht und sind in den Augen des göttlich-rettenden Arztes im Kern gleich tödlich unheilbar krank. Keiner ist im Kern besser als der andere, denn beide sind im Fleisch gleich tödlich infiziert und infizierend. Beide haben das Paradies, das wahre Leben, verloren und bringen so dem „Tod Frucht“…

      Vor diesem biblischen Bild – der Sünde als tödliche, ansteckende Lepra – entfaltet wohl die Forderung der Bergpredigt: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!“ ihren Sinn. Die Sünde, die du in deinem Nächsten richtest, der Splitter, den du beim Nächsten aus dem tödlich blinden Auge ziehen willst, sind genauso schon bei dir als ebenso Blindem tödlich ansteckend vorhanden und du gibst sie weiter, ob du willst oder nicht. Wenn du also den Nächsten richtest, richtest du in der Wahrheit Gottes, des himmlischen Arztes, über dich. Du zürnst rasend vehement deinem Nächsten, der getötet hat, aber es ist im Kern der gleiche Zorn, aufgrund dessen dieser zum Mörder wurde. Du verurteilst streng den Ehebrecher, aber zeigst damit, dass in deinem Herzen auch schon der Ehebruch in problematisch bedrohender Stärke wohnt usw. Denn welcher schwache Mensch kann seine Sünden-Lepra, einfach so mit göttlicher, williger geistiger Stärke in den Griff bekommen und sein sein schwaches sündiges Fleisch, sein sündiges Auge, seine sündige Hand einfach abhacken und in die Feuer-Grube schmeißen? Oder: Wer kann in wirklicher Wahrheit einen tödlichen Stein auf einen Sünder werfen ohne dabei nicht auch sich selbst treffen?

      Und vor diesem Hintergrund kann Paulus wohl Worte sagen wie „Alle sind sie abgewichen und allesamt verdorben“, „Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie vor Gott haben sollen“ (Röm 3), oder Worte wie: „auch uns, die wir tot waren in den Sünden“ (Eph 2) usw. Denn jeder Mensch ist seinem Fleisch nach ein verlorener, elender, „Diener der Sünde“ bzw. unter Gesetz ein verlorener Diener/Knecht der „Sünde und des Todes“, der dem „Tod Frucht bringt“. Er steht unter dem Fluch der Sünden-Lepra des Fleisches, ist in seinem Fleisch nach vor Gott unwürdig und Paulus klagt: Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem Leib des Todes? (Vgl. Röm 7/8). Diese Frage zeigt seine Glaubensüberzeugung: Der sündige Mensch kann sich nicht durch eigene Werke vom Fluch der unheilbaren Lepra, die in seinem unwürdigem Fleisch steckt, befreien. Wie er sich auch stellt: Er ist dem Fleisch nach aus dem Paradies verstoßen, er arbeitet auf dem „Feld des Fluchs“ und dessen Früchte sind bekanntlich „Dornen und Disteln“. Er, der einst in den Augen Gottes die „gute“, „würdige“ Krone der Schöpfung war, ist nun in seinen Werken, Mühen, Verdiensten eine sündige, verurteilte Spottgeburt – unwürdig mit Dornen gekrönt (vgl. Gen. „ecce homo“). Da bleibt nur die Hoffnung auf Gnade, auf den Geist eines neuen von Gott geschenkten himmlischen Menschen – wie ihn Jesus zeigte. Nach der Bergpredigt, die die Unerreichbarkeit der Heiligkeit Gottes zeigte, heilte und segnete er z.B. den verlorenen, unwürdigen Lepra-Kranken, der auf Gnade hoffte, ohne nach dessen Werken und Verdiensten zu fragen. Und so sagt Paulus u.a.: „Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken…“ (Eph 2).

      Also, grob gesagt: Dem leprös-schwachen, tödlichen Fleisch nach bleibt der Mensch der verstoßene, verfluchte Adam – ein unter dem Zeichen des Fluches, dem Kreuz, zum Tode verurteilter, verlorener, sündiger Dismas. Aber wenn er sich wie Dismas der unverdienten umfassenden Gnade des Himmelreichs zuwendet, das auch über Böse, Verlorene den rettenden Segen regnen läßt, bekommt er einen himmlischen Bruder und Vater und den Geist umfassender mütterlicher Gnade: Er wird aus reiner Gnade geistig neu geboren und hat Hoffnung nun durch Gnade auch als ein weiterhin im Fleisch verlorener unwürdiger Sünder, trotzdem einige echte, bleibende Früchte des Lebens zu bringen (Röm 5). Zwar wird er als leprös-tödlich, sündig-ansteckender Mensch im Fluch und Fleisch des Adam sterben, aber er wird in Christus dann zu echtem wahren Leben beim Vater auferweckt (1Kor15). Und Gott verspricht ihm schon im irdischen Leben aus Gnade einige bleibende, wahre Früchte des Lebens…

      Dieses Bild von der verborgenen tödlichen Sündenlepra, die in jedem Menschen ansteckend schlummert, scheint auch eine wichtige Rolle bei Jesu Auseinandersetzung mit den strengen Gesetzeslehrern zu spielen. Er sieht sie als oberflächliche Eiferer, die besonders hart versuchen, die menschliche Sünden-Lepra in ihrem Äußeren zu verleugnen. Sie benutzen dafür den Deckmantel formaler, buchstäblicher Gesetzesträue, schöne weite würdige Gewänder, um nicht als vor Gott und Gesellschaft als unwürdig, menschlich verloren zu erscheinen. Aber sie täuschen damit sich selbst und andere! Denn sie erreichen ihr Ziel nur dadurch, dass sie innerlich grausam, tödlich hart gegen sich und andere denken, richten und dann danach auftreten und handeln. Sie reinigen mit aller Macht ihre Schüsseln von außen, verunreinigen aber dabei ihr Inneres. Sie scheinen nur von außen würdig, einwandfrei, gesund und lebendig, sind aber nur „übertünchte Gräber“: In ihnen ist die tödliche Lepra sogar besonders stark wirksam, ja oft sogar so stark, dass sie anderen die Heilung durch Gnade unmöglich machen. Denn sie ziehen nur äußerlich das Kleid des harmlosen, tiefgläubigen, friedlichen Schafes an, verurteilen und jagen aber innerlich wie mörderisch reißende Wölfe (Mt. 7; Mat 23 ) usw.

      • Ein Detail zu Jesus und Sünde als Unreinheit/Lepra: die Erweckung des Lazarus (Joh 11)
        (keine Ahnung, ob man das so deuten kann, vielleicht interessant !?, löschen no problem!)

        Man kann diese Episode leicht als Zeichen Jesu für die Auferstehung deuten: Die „Freunde Jesu“ (= z.B. Lazarus), also alle, die auf ihn und seine himmlische Liebe hoffen, werden von den Toten erweckt werden. Jesus hat Mitleid mit der Familie des Toten (Maria u. Marta u.a.) und übergeht sogar deren leise Glaubenszweifel. Vor allem hat er, anders als die umstehenden Juden, keine Angst vor dessen Unreintheit: vor dem, der in seinem Fleisch gestorben ist und verfault „stinkt“ (Joh 11,39). Spirituell gedeutet: Die Unreinheit – die Sünde – des Menschen ist für Jesus kein Hindernisgrund, denn: „Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen !“ (Joh 11,40). Lazarus liegt also tot in seiner Unreinheit, seinem leprös-verfaulten Fleisch, seinen menschlichen Sünden (vgl. Eph 2), aber Jesus erweckt ihn sogar gegen die Zweifel der Umstehenden zum Leben. Er ist der barmherzige, mitleidvolle Samariter, der anders als die jüdischen Gesetzeslehrer und Schriftgelehrten, keinen Bogen um die Unreinheit (und die Sünden) eines vermeintlich Toten macht. Denn er ist in der Lage die Unreinheit im sicheren Vetrauen an den „gnädigen Vater“ (Joh 11,42) zu überwinden und neues Leben zu geben. Und so steigt Lazarus in „Grabtüchern gebunden“, „verhüllt im Schweißtuch“ von den Toten auf um ein Zeichen zur „Verherrlichung Gottes“ zu geben…

        Später wird dann Jesus sein Schweißtuch und seine Grabtücher ablegen (Joh 20), nackt sein Grab verlassen, um sich im Garten der treuen Maria zu offenbaren, die ihn hoffnungsvoll sucht: Als, neuer Adam, neuer paradiesischer Mensch, in dem die Sünde und die Scham der Sünde überwunden sind. Und Maria wird ihn dort sogleich ohne Angst und ohne Scham vor Unreinheit umarmen und dann die Frohe Botschaft verkünden – die Botschaft vom Toten der neu, ewig, lebt, das sündige Fleisch im Glauben an den gnägigen Vater überwunden hat und der dann verherrlicht zum Vater auffahren wird…

      • Ein weiteres Detail zu Jesus, konsequente Gnade und Sünde als Unreinheit (Lepra): der verlorene Sohn
        (hab ich mal zs.gefasst, keine Ahnung, ob man das so frei, jenseits einzelner Worte – nur über die Bildsprache – deuten darf, löschen no problem, ist ziemlich abgespaced !)

        Der stolze Sohn wendet sich brüsk vom liebenden, ihm gnädigen Vater ab und meint aus eigener Kraft und Stärke ein erfülltes Leben in einem fremden Reich meistern zu können – ganz wie jemand, dessen Vater tot bzw. nicht mehr lebendig, ist und der nun gezwungen ist, sich allein durchzuschlagen. Und schnell stellt sich heraus: Er verspielt im Glauben an seine eigene Stärke ohne seinen Vater sein großes Kapital, er verliert sein Erbe und landet entehrt, als zügelloser Sünder bekannt, im unreinen Schweinestall. Aus dem freien, reichen Erben ist ein armer, stinkender, unreiner Schuldknecht geworden, ausgeschlossen vom Mahl der ehrbaren, reichen Freien – ein unreiner, „lebender Toter“, dem langsamen Hungertod in einem fremden Reich preisgegeben. Er fühlt wohl: Wie ein schwaches naives Schaf, das fälschlich auf eigene Stärke vertraut, ist er in die Irre gegangen und in einer Grube des Todes gelandet. Und er hofft wohl instinktiv: Allein der gute Hirte seiner Kindheit, sein Vater, kann ihn noch vor unwürdiger Sklaverei und dem langsamen, sicheren Tod im Schweinestall im fremden Reich retten. Denn welcher Vater wird sein Kind, oder selbst sein Schaf nicht aus der Jauchegrube ziehen – selbst, wenn es am Sabbat gegen das Gesetz ist ?! Und so kehrt er in seiner Lebensreise um in Richtung auf das Reich, in dem der Vater lebt und von dem er sich Gnade erhofft, auch wenn er sie nicht verdient hat. Er fühlt sich unwürdig, denn er stinkt in seinen zerrissenen Kleidern, seinem ungewaschenen, unreinen Fleisch, seinen unbeschuhten, staubigen Füßen und ist als entehrter, unreiner Sünder bekannt. Aber er hofft: Im Reich des gnädigen Vaters haben doch selbst unwürdig stinkende, sündige, arme Schweineknechte noch ein einigermaßen würdiges, gnädiges Auskommen und sind nicht dem Tod anheimgegeben?! Der gnädige Vater wird ihn doch wohl als Tagelöhner arbeiten lassen und dann wird er wohl auch sein täglich notwendiges Brot und sein Wasser bekommen !? Er hat sich zwar als treuer Sohn und ehrbarer Erbe unwürdig erwiesen, denn er hat die heilige Liebe des Vaters durch sein sündiges irdisches Leben entehrt und dessen Gnade und Gebote missachtet und beschmutzt. Aber er verlangt auch nicht mehr danach, erhöht am oberen Ende des reich gedeckten Tisches der ehrbaren, reichen, als gerecht bekannten Familie ein würdiges opulentes Mahl als gesellschaftlicher Mittelpunkt einzunehmen – als Tagelöhner und einfacher, unscheinbarer, niederer, armer, sündiger Mann will er sich nun ein bescheidenes Über-Leben verdienen…

        Doch der Vater lässt das nicht zu ! Täglich hat er Ausschau nach dem umkehrenden Sohn gehalten und eilt ihm sogleich in Mitleid und Gnade entgegen. Er küsst und umarmt den armen, erniedrigten, sich selbst ernierigenden sündigen Menschen, er achtet nicht auf sein unwürdiges, stinkendes fleischliches Äußeres, sein stinkendes unwürdiges zerfetztes Lumpen-Sklaven-Sträflingsgewand und erhöht ihn zu sich empor. Er ruft seine Knechte zur Hilfe: Sie sollen sogleich gehen und seinem Sohn Wohnung im Haus des himmlisch reichen Vaters bereiten ! Welch eine Wende: Der verlorene Sohn, der sündig unrein in den „Grabhölen“ wohnte, wird nun in das Haus des Vaters als Gast ehrenvoll eingeladen ! Man sieht das Bild vor sich: Der oberste Knecht des Vaters wäscht im Zeichen der reinen Gastfreundschaft dem verlorenen Sohn die schmutzig-staubigen, unreinen Füße. Und wie durch ein Wunder der Gnade bekommt der verlorene, „tote“ Sohn, der sich die lebensnotwendigen Schlücke trinkbaren Wassers erarbeiten wollte, reinen, besten Wein vom obersten Knecht in großem Krügen als Gastgeschenk wie bei einer ehrenvollen Hochzeitsfeier. Er, der sich ein einfaches Überleben erhoffte, bekommt nun das Leben vom Knecht des Vaters im quellenden Überfluss als Geschenk dargereicht. Aber nicht nur das: Der Vater befiehlt dem obersten Knecht, dem verlorenen Sohn, der sich in seinem Leben als unwürdig, ungerecht erwiesen hat, das leuchtend reine Ehrengewand des rechtmäßigen, würdevollen Sohnes und die Insignien des gerechten Erbens, – des Mittelpunkts und Ehrengastes der väterlichen Feier – zu überreichen. Er, der Unwürdige, der vor seinem Vater keine Leistung vorzuweisen hat, sein Leben als freier Mann, sein Erbe in sündiger Unreinheit verspielt hat, ist nun wieder gleichberechtigter, freier vermögender Herr im „reinen Kleid der Gerechtigkeit“ im himmlisch reichen, reinen Haus des Vaters.
        Und das alles, wie gesagt, nicht aus eigener Leistung, sondern rein aus der Hoffnung, dem Glauben an väterliche Gnade usw. Ein Glauben, der begann als er im unreinen Schweinstall, seinem irdischen Zuhause im fremden Reich „in sich ging“ und feststellte: „Ich bin in der Fremde verloren, ich muss den Weg in meine Heimat suchen“, in das Reich des gnädigen Vaters… usw.

        • Ein interessantes Detail zum Detail: der verlorene Sohn, Rettung allein aus Gnade !
          (hab ich vergessen, ! Aber vielleicht für euch interessant ? lö. no pro.)

          Der „zornige“ Bruder des verlorenen Sohnes rühmt sich seiner genauen Folgsamkeit: „Er habe immer alle Gebote des Vaters geachtet und fleißig gearbeitet. Warum nun nimmt der Vater den sündigen, müßigen Sohn ehrenvoll auf und teilt mit ihm ebenso sein Hab und Gut !?“ Der Vater antwortet ihm (sinngemäß): „Mein Sohn ! Ich teile alle meine Güter mit dir. Aber nicht weil du meine Gebote so gut gehalten hast und so fleißig warst, sondern weil du bei mir, in meinem Angesicht, im Vertrauen auf meine Gnade – als mein Sohn – gelebt hast ! Du brauchst dich nicht deiner Gebotstreue zu rühmen ! Freu dich ! Dein vermeintlich sündiger, gottloser Bruder hat zum Glauben an seinen gnädigen Vater gefunden ! Er war tot und nun lebt er !“…
          Hier zeigt sich eine Glaubensüberzeugung, ein Mysterium, das wohl auch Paulus faszinierte, z.B. Röm 4: „Wenn Abraham aufgrund von Werken Gerechtigkeit erlangt hat, dann hat er zwar Ruhm, aber nicht vor Gott (…) Dem, der Werke tut, wird der Lohn nicht aus Gnade angerechnet, sondern weil er ihm zusteht. Dem aber, der keine Werke tut, sondern an den glaubt, der den Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube als Gerechtigkeit angerechnet…“ usw. Es scheint im Kern dasselbe Phänomen wie bei den Arbeitern im Weinberg: Die zu spät angeworbenen, müßigen Tagelöhner vertrauen auf gerechten Lohn und hoffen sich und ihre Familie ernähren zu können. Sie erhalten den gleichen Lohn wie die besonders fleißigen, sich ihrer Werke rühmenden – allein, weil sie an den gütigen, ehrenvollen Herrn des Weinbergs glaubten, der sagte: „Ich werde euch geben, was recht ist !“ usw.

          Und eine weitere Gefahr zeigt sich: Wird der streng gebotstreue, „zornige“ Sohn überhaupt die Einladung des Vaters zur Gnaden- und Versöhnungsfeier, zum festlichen Abendmahl, annehmen ? Oder wird er wie der reiche, gesetzestreue Jüngling sagen: „Ich brauche keine Feier, keinen Bund der Gnade mit armen, im Leben ungesegneten Sündern?“ Jesus nannte die Gefahr: Am Ende kann es sein, dass das „königliche Festmahl“ nicht mit den Ehrenwerten, Reichen, vor aller Augen der Welt Gesegneten gefeiert wird, die ursprünglich die ersten der Einladung waren, sondern mit den Letzten: den Armen, Krüppeln, Lahmen, Blinden – „Böse und Gute“ ( Lk 14, Mt 22).

  8. Irreführendes Gerede: Abschied vom „aktuellen“ Kontext
    (Überlegungen zum Zweifel der Jünger an Jesus und der aktuellen Glaubensunsicherheit ! Wenn zu weitgeh. löschen !)

    Was m.E. auch oft nicht beachtet wird und so unter verschiedensten Deutungen einzelner Worte/Buchstaben verschwindet, ist der einfache, „aktuelle“ Kontext der Frohen Botschaft. Dies meint: Wir befinden uns als Einzelne aktuell noch im gleichen zeitlosen spirituellen Kontext, wie ein auf Gottes Gnade hoffender Jünger zur Zeit Jesu. Das Grab in Jerusalem ist wundersam leer und wie damals die zweifelnden Apostel Petrus, Johannes, Thomas usw. sitzen wir zuhause und hören von anderen (z.B. Eltern, Lehrern, Priestern), dass ihnen der heilige Geist des Auferstandenen deutlich (erschienen) ist und die Lehre Jesu und Gnade Gottes als wahr bezeugt…

    Doch es besteht heute oft ein kleiner religiöser Unterschied zu damals, der die Botschaft der Gnade entschieden einschränkt: Die Apostel durften damals ohne Verurteilung durch Jesus und andere Glaubende an der Glaubwürdigkeit der Frohen Botschaft zweifeln ! Am bekanntesten ist wohl Thomas, der heute wohl als ein Agnostiker, als ein an Gott stark Zweifelnder, gelten würde. Er hoffte auf göttliche Gnade für die Welt, konnte sich aber aufgrund der schlimmen Ereignisse keinen gnädigen Gott, keine Auferstehung, vorstellen: „Erst, wenn ich für mich allein eine göttliche Erfahrung mache, kann ich glauben ! Gut gemeinte Worte – selbst von den besten Freunden – allein reichen nicht !“ Und Jesus nahm ihm das nicht übel; er bemitleidete eher seine skeptische Einstellung und erschien ihm in einem seligen Augenblick extra, um ihn zu überzeugen. Ebenso die Emmaus-Jünger: Sie hofften auf einen Retter der Welt, zweifelten aber an der Schrift und den Zeugnis-Worten der Menschen von der Auferstehung. Und Jesus erschien ihnen extra, um ihren Geist zu stärken, szs. nach dem Motto „Wo zwei in meinem Namen versammelt sind, werde ich unterstützend da sein…“ usw. Insgesamt scheint sich hier in den Evangelien die Hierarchie des Paulus zu zeigen: „Glaube, Hoffnung, Liebe“ (1 Kor 13) – wobei der feste (ausgebildete) Glaube merkwürdiger Weise nicht das wichtigste ist, sondern sogar von der einfachen Hoffnung übertroffen wird. Also: Sogar dem an ihm Zweifelnden, der kaum mehr auf gnädige Rettung der gefallenen Welt hofft, begegnet Jesus im NT irgendwann in einem überirdisch-rettenden, gnädigen Augenblick ! Dieser aktuelle, Hoffnung gebende Kontext wird leider oft bei der Verkündigung der frohen Botschaft vernachlässigt. Hier kann man ohne weiteres Fragen stellen, wie: Will / könnte Jesus – die rettende überirdische Liebe – nicht sogar vielen gutmeinenden Agnostikern, Areligiösen, Zweiflern usw. wie Paulus irgendwann in einem Moment erscheinen ? Und zwar selbst dann, wenn sie ihn wie die Emmaus-Jünger nicht sofort erkennen? Und selbst, wenn es der letzte Augenblick des Lebens wäre…? usw. Wie verhält es sich mit dem einfachen Muslim, der auf die rettende Gnade des „allbarmherzigen“ Gottes hofft und Jesus seinem Glauben gemäß als Messias und Propheten der Liebe – aber nicht als Sohn Gottes – verehrt usw…?

    Eins ist wohl sicher: Die Evangelien zeigen, anders als man landläufig meint, keine glaubensstarken, bibelfesten Jünger als Vorbild, die vor dem leeren Grab stehen, vom heiligen Geist Jesu erfasst sind und sagen: „Wow ! Ich kann an Jesu Auferstehung glauben!“ Sondern sie ähneln eher unserer heutigen Gesellschaft, die auch vom leeren Grab gehört hat, aber unsicher im Glauben, Hoffen ist. Selbst Johannes und Maria v. Magdala, die als einzige Jesus bis unter das Kreuz folgten, sind keine perfekt Glaubenden. Johannes kommt erst vollständig zum Glauben, als er das leere Grab sieht. Maria denkt überhaupt nicht in Glaubenskategorien; sie will einfach nur mit dem geliebten Jesus zusammen sein und sich um ihn kümmern (Joh 20) Der unglaublichste Fall ist Petrus ! Er, der seine Glaubensstärke rühmte und Jesus religiös korrekt als Messias, Retter, Sohn des lebendigen Gottes pries, versagte dann völlig im Glauben und versank im Zweifel ! Er verleugnet Jesus unter „Flüchen und Schwüren“, weint dann, als er den Mishandelten sieht. Aber er bringt nicht die Kraft auf, Jesus auf dem Kreuzweg beizustehen, ganz zu schweigen davon, dass er sich als Anführer und „Fels“ um die Bestattung des Leichnams kümmert, damit dieser nicht ein Raub der Tiere wird. Und als er die Frohe Botschaft hört, glaubt er wie die anderen agnostischen Jünger (und wie viele Menschen heute) auch erst einmal nicht und zweifelt. Selbst ihm, der mit eigenen Augen gesehen hatte, wie der heilige Geist sich auf Jesus niederließ und mit eigenen Ohren hörte, wie Gott ihn am Tabor als seinen Sohn bezeugte, selbst ihm mußte dann der Auferstandene in einem verborgenen überirdischen Moment erscheinen, um wirklich zu überzeugen. Unglaublich ist auch: Selbst nachdem der Auferstandene den Aposteln erschienen war, hatten noch manche von ihnen Zweifel, aber Jesus kritsierte sie nicht (Mat 28) usw.

    M.E wird daraus insgesamt deutlich: In den Evangelien liegen Glaube und zweifelnde, agnostische Hoffnung viel näher beisammen als es die organisierten Religionen, die ja auf korrekten, stärksten Wort-Glauben wert legen müssen, allgemein wahrhaben wollen. Aber Jesus belohnte nicht nur den festen, korrekten Glauben, sondern wandte sich vor allem auch dem Zweifler, dem agnostisch Glaubensschwachen zu, der eigentlich schon die Hoffnung auf Gott verloren hat. Er betete z.B. dafür, dass der Glaube des Petrus nicht vollständig erlischt (Lk 22). Und in Getsemani bat er die Jünger zu beten, im Glauben fest zu bleiben. Schließlich machte er, der Glaubensstärkste, dort wohl selbst die Erfahrung von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung – ein Engel musste selbst ihn durch einen seligen Augenblick stärken, Hoffnung geben, im Glauben festigen (Lk 22).

    • danke für diesen Text; er ist ein richtiger Mutmacher, sehen wir doch unsere eigenen Unsicherheiten und Zweifel hier woanders und an anderen widergespiegelt, denen es nicht einen Deut besser geht als uns (die wir auch immerfort suchen, ohne zu wissen und nur die Chance des Glaubens haben).

      Wo ist dieser intellektuelle Text her? Das wäre fast ein früher Drevermann, wenn ich das so sagen darf.

      Auf jeden Fall ist er für den Verständigen ein Hochgenuß. Und wer ist nicht selbst manchmal der Petrus bei Lukas 22, dessen Glaube zu erlöschen droht, weil der Gott, der die Liebe ist, wieder mal nicht wie ein Automat funktioniert, wenn wir oben ein Gebet reinschmeißen und dann vergeblich warten, dass unten das höchst notwendige und erwartete Wunder rauskommt. Man erlebt es immer wieder, wenn der Glaube erlischt und die liebsten Geschwister den christlichen Ort verlassen, weil Dinge passieren oder schon passiert sind, die sie nicht mehr zu verkraften schaffen und schlichtweg verzweifeln und uns verlassen in unseren Gemeinden und Bibelkreisen, weil für sie der Schmerz zu groß geworden ist und sie die Linderung des Schmerzes darin sehen zu gehen und es diesem „unbrauchbaren“ Gott mal so richtig zeigen wollen.

      Alles haben wir schon so oft erlebt – und wie freuen wir uns, wenn die ach so schlimmen „Abgefallenen“ irgend wann einmal in unserem Dunstkreis wieder aufschlagen und – erstaunlich – uns machtvoll belehren, wie schwach UNSER Glaube ist und welche Ratschläge sie UNS geben und welche ihrer Gebete (nicht wissend, dass ganze Gemeinden für sie über Jahre gebetet haben und der Parakletos machtvoll eingegriffen hat, dass wir das im Nachhinein nur noch dankbar als ein großes Wunder ansehen, wenn der verloren geglaubte „heimkehrt“) sie an UNS erfüllt sehen.

  9. Irreführendes Gerede: einzelne Buchstaben und Worte vs übergeordnete Bildsprache (= Gnadenkontext)
    Einige grundlegende Beispiele wie man beim Bezug AT-NT oft viel zu sehr in Buchstaben und Worten kramt und dabei die übergeordnete Bildsprache der Gnade übergeht:
    (Hab ich zs.gefasst ! Vielleicht was Interessantes für euch dabei ? Löschen no problem !)

    Bund Noahs, Bund Jesu = Bund der Gnade:
    Sogar noch vor dem Bund mit Abraham schloss Gott den Bund mit Noah, wobei die sanfte Taube als froher Botschafter seiner Gnade, seines Friedens mit den Menschen, über dem Wasser erscheint.Trotz ihrer Schlechtigkeit werde er die Menschen nicht mehr vernichten, sondern letztendlich unter den Segen Gottes – unter den Regenbogen im Himmel – stellen. An diese Bildsprache knüpft doch Jesus an, wenn er im hl. Geist der Taube, die über dem Wasser des Jordans erscheint, die Frohe Botschaft verkündet, die unter den Thron der Gnade des Vaters führt, den ein Regenbogen als Friedenszeichen im Himmel umgibt !? (Hebr 4; Offb.4)

    Sündenfall / Babylonische Sprachverwirrung – Rettender Heiliger Geist der Gnade:
    Vertreibung aus dem Paradies und Sprachverwirrung sind wohl Bilder des AT für die Folgen der Hybris des Menschen, durch eigene Anstrengung/Werke (Turmbau) und eigene Erkenntnis, Weisheit (Baum der Erk.) erhaben wie Gott zu werden. Sie führen aber beide immer mehr zum Fall und zur Verwirrung. Denn der sündige Mensch kann nicht durch seine Werke und vermeintlichen geistigen Erkenntnisse in die Spähre Gottes gelangen. Allein der Heilige Geist der Gnade des Vaters – vom Himmel jenseits aller menschlicher Werke und Kenntnisse herabgeschenkt – kann die (Sprach-) Verwirrung der Menschenkinder mildern und sie rettend zusammenführen (Apg 2). Der Mensch kann sich nicht selbst – durch Werke und besondere Kenntnisse – retten ! Denn er sollte sich bewusst sein: Er weiß letztendlich nicht, woher er kommt und wohin er geht ! (Joh 3) Alle Weisheit der gefallenen Welt bleibt Torheit vor Gott! usw. Die irdischen Tempel und Türme werden alle irgendwann in den Staub fallen und am Ende wird wie am Anfang nur der unermessliche schöpferische Geist Gottes über dem Wasser wehen ! Allein Vertrauen auf diese schöpferische Gnade des himmlischen Vaters, die selbst Steine zu gerechten Söhnen Abrahams bzw. jubelnden Glaubenden (Mat 3, Lk 19) machen kann, kann retten.
    Im NT wird diese Abhängigkeit von der Gnade Gottes oft bildlich verdeutlicht, z.B.: Die Jünger können gegen den irdisch-tödlichen Strum am See Genezareth so fleißig anrudern wie sie wollen; sie können aus eigener Kraft und Kenntnis das rettende Ufer – blind in der Dunkelheit – nicht erreichen. Doch als sie sich der rettenden Gnade Gottes (=Jesus) anvertrauen, sind sie sogleich am Ziel und gerettet – obwohl sie es sich nicht selbst erarbeiten konnten. (Joh 6) usw.

    Essen vom irdischen (tödlichen) Baum der Erkenntnis vs Essen vom himmlischen Baum der Gnade !

    Erstaunlicher Weise spricht Paulus im NT vom „Fluch des Gesetzes“ von dem Jesus, der „neue Adam“, die Menschen loskaufte. Damit wird in der Bildsprache des NT eine Parallele zwischen dem Fluch durch das Essen vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse im Paradies und dem Erkennen von Gut und Böse im Buchstaben/Wort des Gesetzes gezogen. Sie scheint etwa so zu verlaufen: Der Mensch will aus eigner Kraft und Werken Gott ähnlich werden – sehend und weise wie er, über Gut und Böse richtend wie er. Aber indem er vermeintlich sehend, weise und gottähnlich wird, geschieht genau das Gegenteil: Er wird böse und blind, vor allem blind für die umfassende Gnade Gottes und fällt dann aus ihr ! Er ist im falschen Baum verwurzelt und ist die falschen Früchte ! Er sucht im Kampf für das „heilige“ Gesetzes-Wort das ewige Leben und die Wahrheit, findet aber nur zu Verurteilung und Tod im Buchstaben (2Kor3). Er hält sich für sehend, doch dabei ist er nur ein blinder Blindenführer mit einem unerkannten Balken im Auge, wie Jesus sagt: „Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, auf dass die da nicht sehen, sehend werden, und die da sehen, blind werden…“ (Joh 9). Also um den sündig Verlorenen heilende Gnade zu erweisen – also jenen die wissen und erfahren, dass sie in Finsternis gefangenen sind. Also um den vermeintlich Sehenden, selbstgerecht Erhabenen, die über andere richten, zu zeigen, dass ihre vermeintliche heilige Buchstaben-Weisheit irdisch-blinde Torheit vor Gott ist und dass sie als blinde Führer ebenso der Gnade bedürfen usw.
    Diese Bildsprache – Abkehr vom Baum der Erkenntnis, Hinwendung zum Baum des Lebens bzw. der Gnade – greift auch Johannes der Täufer auf, wenn er zum „Umdenken“ aufruft und mit dem Kommen Jesu feststellt: „Die Axt ist schon an die Wurzel des falschen Baumes gelegt“. Und Jesus verflucht, nachdem er den Tempel eine „Räuberhöhle“ nennt, den scheinbar harmlosen Baum am Wegesrand, der keine echten Früchte bringt (Mat 21). Es ist ein Feigenbaum, der Baum, der nach jüdischer Auffassung, der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse war; und dessen Früchte sehend machen sollten, aber in Wahrheit blind machten und mit dessen Feigenblättern Adam und Eva sogleich ihre Unzulänglichkeit gegenüber Gott bedeckten. Das NT stellt fest: „Das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden (Joh 1)“ und Jesus präzisiert über die Wahrheit des Vaters und den Gesetzgeber Mose: „Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel (…) Ich bin das Brot des Lebens“ (Joh 6).
    Das wahre Brot des Lebens nach Johannes und Jesus ist also die Gnade und nicht die irdisch-vergängliche Wahrheit des Gesetzes, so logisch einleuchtend und weise sie auf dem ersten Blick erscheinen mag. Der Mensch soll sich in der Gnade verwurzeln. Eine Wahrheit, die wohl schon David im AT wusst, nachdem er als „Kind des Zorns“ nach dem heiligen Gesetz den Tod forderte und erkennen musste, dass er mit seinen richtenden Worten sich selbst richtete… ( 2.Sam12) – was ja dann zu seinen Bußpsalmen führte…

    • „Taube, die über dem Wasser des Jordans erscheint, die Frohe Botschaft verkündet“
      … ich versteh garnix hier. Und ich finde nix in Hebräer und in Offenbarung.

      Diiesem Text kann ich nicht folgen.

      • Der Baum der Erkenntnis ist nicht von sich aus tödlich.

        Die Bibel erwähnt kein Essen vom himmlischen Baum der Gnade. Woher ist das?

        Hinwendung zum Baum des Lebens: Zu diesem kannst Du dicht nicht hinwenden, zumindest aktiv nicht. Es scheint so zu sein, dass zu Zeiten nach dem Gericht dieser Baum zur Nahrung incl. Erlangen ewigen Lebens dient. Nur Cherubim und Gott könnten es sein, die Zugang gewähren.

  10. Irreführendes Gerede, Abschied vom Kontext: Jesus und der junge reiche, gesetzestreue Obere (Mk 10, Lk 18, Mat 19)
    (Hab ich mal für mich versucht auszuarbeiten ! Vielleicht ist etwas für euch interessant ?! Lesen + Löschen ! Das liest sich kaum jemand anders durch !)

    Diese Begebenheit wird allgemein als Paradebeispiel dafür ausgelegt, dass Jesus gegen „billige Gnade“ argumentiert, da er auf das Halten der Gebote verweise und zudem verlange, alles (Reichtum, Stellung usw.) aufzugeben, gute Werke zu tun, um ihm würdig nachzufolgen. Doch wenn man den Kontext berücksichtigt, ergibt sich ein wesentlich differenzierteres Bild…

    Der Kontext: Unmittelbar vor dieser Begebenheit segnet Jesus die Kinder und sagt: „Wenn ihr in eurem Stolz nicht umkehrt, euch erniedrigt und so werdet wie ein armes, kleines Kind, bleibt euch der neue Bund, das Kommen des Himmelreichs verschlossen (Mat 18/19).“ Nun aber kommt der junge, reiche Gesetzes-Anführer (ein „archon“ wie Nikodemus) zu ihm und fragt ihn als Rabbi: Was – welche Werke – muss ich tun um ewiges Leben zu erlangen? Jesus antwortet korrekt nach dem alten Bund: „Durch das Halten der wichtigsten Gebote !“ Und da erweist sich der jüdische Obere, ein entschiedener Kämpfer für das Gesetz, sehr stolz und übertrieben selbstsicher: Im Prinzip braucht er Jesus – die Gnade Gottes, einen neuen Bund mit Gott als gnädigem Vater – nicht. Denn als Kämpfer für das Gesetz sieht er sich offenbar im Kern, in seinem Streben und Werken gut; er sieht sich vor Gott als reich, gesegnet und gerecht. Doch Jesus stellt – weil er ihn „liebte“ (Mk 10) – fest: Allein Gott ist gut, nicht einmal er als Messias sei wirklich gut. Also eigentlich: Nicht einmal Jesus selbst könne ohne himmlische Gnade Gott und das Himmelreich erreichen. Der junge Mann solle daher spirituell umkehren, seine irdischen Stolz als besonders gesetzestreuer, gerechter, kenntnisreicher, vor Gott reicher Anführer aufgeben und in einem neuen Bund Jesus nachfolgen. Das heißt: Sich wie ein Kind selbst erniedrigen – im Wissen durch eigene Werke, Leistungen, Kenntnisse nicht herausgehoben zu sein usw. so keine wirkliche Gerechtigkeit vor Gott erlangen zu können.

    Es wird klar: Diese Begebenheit mit dem jungen, eifrigen „Archon“ steht im geistigen Kontext zu anderen Begebenheiten wie z.B. der Begegnung mit „Archon“ Nikodemus, dem hoch ehrenwehrten, untadeligen Meister-Gesetzeslehrer (Joh 3) Auch hier spricht Jesus von nötiger Umkehr und Neugeburt als Kind Gottes allein aus dem Glauben: aus dem Glauben an einen neuen, nötigen Bund der Gnade – jenseits aller irdischer Stellung, irdischer Weisheit und Gesetzestreue. Allein der Glaube an die notwendige Gnade Gottes kann retten, nicht eigene Werke und Weisheit. Denn der Vater hat aus Liebe zur gefallenen, sündigen Welt seinen Sohn, sein Kind in die Welt geschenkt, damit alle, die ihn als himmlischen Bruder ansehen ebenso wie er ein Kind Gottes werden. Damit alle, die dem Geist seinen Namens „Jesus“ („Gott ist Retter von den Sünden“) glauben, gerettet werden usw. Sie steht z.B. auch im Kontext zum Gleichnis vom stolzen untadeligen Pharisäer und dem sündigen Zöllner: Nicht der Moralist, der seinen besonderen moralischen Leistungen, Werken, Anstrengungen vertraut, gilt vor Gott als gerecht, sondern der, der weiß, dass er als sündiger Mensch überhaupt nicht in die Sphäre Gottes, in die wahre Gerechtigkeit, gelangen kann (Lk 18). So wie z.B. im AT bekennender Sünder David, der sich nicht für etwas besseres hielt: „Wenn du, HERR, Sünden anrechnen willst – Herr, wer wird bestehen? Denn bei dir ist die Vergebung…“ (Ps 130, vgl. Röm 4). Und so steht dann am Ende der Geschichte vom verlorenen Sohn merkwürdiger Weise, der stolze Sohn, der sich als moralisch überlegen sieht, weil besser im Gebote halten, zornig verloren im Abseits, als der Vater seine Gnade feiert (Lk 15). Offenbar kann er die Seligkeit, die Freude des Sohnes und des Vaters nicht teilen, wenn jemand seine Sünden vergeben werden. Wieder anders als König David: »Selig sind die, denen die Ungerechtigkeiten vergeben und denen die Sünden bedeckt sind! Selig ist der Mann, dem der Herr die Sünde nicht zurechnet!« (Röm 4, Ps 32). Ähnliches gilt wohl auch für Paulus, der seinen Stolz auf sein untadeliges Gesetzesverhalten und seinen Kampf gegen Gesetzesübertreter überwand, seine Verlorenheit als Sünder erkannte und dann nur noch auf die Gnade Gottes als Geschenk setzte. Wohl durch die Erfahrung: Die wahre, „überschwängliche“ Gnade/Liebe Gottes zeigt sich vor allem dann, wenn er dem schwachen, sündigen Menschen in all seinen Fehlern vergibt (Philp 3).

  11. „Wenn ihr in eurem Stolz nicht umkehrt, euch erniedrigt und so werdet wie ein armes, kleines Kind, bleibt euch der neue Bund, das Kommen des Himmelreichs verschlossen“

    … dies steht nicht so in der Bibel. Wir sollten hier schon ein bischen präziser sein.

  12. Irreführendes Gerede: Buchstabe vs Geist (Gnadenkontext)
    (hab da einige zentrale Punke für mich zsgefasst, hab davon wahrsch. schon was bei euch gepostet ?!, also löschen no problem, hab den Überblick verloren, sorry !)

    „Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig“: das „Vater Unser“

    Wir sind darauf trainiert es als Buchstaben-Formel im Wortlaut zu beten, irgendwie wie eine unpersönliche, allgemein gültige Zauberformel, die dem Christen ein Wohlwollen Gottes sichert. Aber tötet man da nicht viel eher die persönliche Beziehung mit dem Vater ab, die Jesus doch vorbildlich als seinen neuen Weg mit Gott vorlebte !? Wollte er den Jüngern nicht viel eher zeigen, in welchem lebendigen GEIST man zum Vater sprechen sollte ?! Also: zu Gott als persönlichem himmlischen Vater; als heiligem Retter von allem Bösen; als Vergeber der Schuld, in der Hoffnung auf das Reich Gottes; im Geiste der Vergebung für andere, im Geiste des Guten Hirten, der vor Bösen bewahrt usw.

    „Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig“: Jesus vor Pilatus

    Was oft umgangen bzw. nicht deutlich gesagt wird: Jesus wurde doch laut Aussagen des NT durch den Buchstaben und das einzelne Wort des Gesetzes getötet !? „Wir haben ein Gesetz und nach dem Gesetz muss er sterben, weil er sich zum Sohn Gottes gemacht hat.“ (Joh 19) „Darum suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen Vater nannte und sich damit Gott gleichmachte“ (Joh 15) usw. Noch schlimmer als das Brechen des Sabbats (= 4. Gebot) war nach dem Buchstaben der 10 Gebote den Namen Gottes zu missbrauchen, zu verändern, anders (in anderen Bildern, Formen) anzubeten usw. (= Gebote 1-3). Die jüdischen Gelehrten werteten also das Zeigen des gnädigen Vaters als Verstoß gegen die 10 Gebote ! Dies sollte man doch wohl immer im Hinterkopf haben, wenn Paulus vom „Dienst, der den Tod bringt und der mit Buchstaben in Stein gehauen war“ (2 Kor3) spricht: Der Buchstabe der 10 Gebote hat Jesus nach damaliger Auffassung an das Kreuz gebracht ! Paulus spricht sogar davon, dass sein Töten von Christen nach dem Buchstaben des Gesetzes rechtmäßig war. Denn er selbst war ein „Pharisäer, nach dem Eifer ein Verfolger der Gemeinde, nach der Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, untadelig gewesen“ (Philip 3) – also, so unglaublich es klingt, war er nach dem Buchstaben des Gesetzes als Verfolger Jesu im Recht. Im GEIST war er aber im Unrecht, denn das Judentum wartete laut Tradition im GEIST – vor allem in den Liedern seiner Propheten – auf einen neuen Bund der Gnade, auf den gnädigen guten Hirten, den messianischen, pardiesischen Retter von den Sünden usw.

    „Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig“: z.B. „Hohelied“ = der Geist des guten Hirten, des Bräutigams, des pardiesischen Weingärtners

    In 2Kor3 spricht Paulus vom Geheimnis des AT, das so lange verborgen bleibt, solang man nur von dessen Buchstaben ausgeht. Die Decke darüber wird erst durch den Geist Jesu gelüftet, von dem aus dann die Prophezeiungen und Lieder der Propheten erhellt werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist wohl der „song of songs“. Wenn man nur von einzelnen Worten/Buchstaben ausgeht, ist wohl nur schwer zu ersehen, was dieses Lied mit Jesus zutun hat. Wenn man aber auf die Worte Jesu hört, in welchem Geist/Spirit er seine Mission sieht, erscheint vieles in anderem Licht. Jesus nennt sich doch den guten Hirten, der die ihm Anvertrauten im Zeichen der Liebe ins Paradies, in den Weinstock der Liebe, führt !? Er übernachtet und betet mit seinen Gefährten im Freien, in den pardiesischen Öl- und Weingärten in den Hügeln Jerusalems, um dann ein Königtum anzustreben, welches größer ist als jedes irdische, größer sogar als Salomos (Mat 12,42). Er kommt im Geist der himmlischen Hochzeitsfeier und sorgt für Trunkenheit, indem er Wasser in Wein verwandelt. Er kommt im Geist des Bräutigams (z.B. Mat 9), der einen Bund der Liebe und Freiheit anstrebt, der zurück in den Paradiesgarten führt und stärker als der Tod ist usw. Wenn man jetzt danach fragt, wo im AT dieser Geist/Spirit zu finden ist, findet man ihn im Hohelied lebendig dargestellt: Der schöne Hirte, der Liebling der „Töchter Jerusalems“, trifft sein Geliebte in den Weingärten oberhalb der Stadt. Hier ist er zusammen mit seinen Freunden einfacher Hirte und Gärtner, aber für seine Braut (seine „reine Taube“) ist er ein König, größer als Salomo, denn sie sieht ihn unter dem „Banner der Liebe“ – wertvoller als alles Irdische, überirdisch stark wie der Tod. Das Liebespaar berauscht sich am überirdischen Wein der Liebe, der sie in die Schönheit und Freiheit des Pardieses zurückversetzt. Im Geist dieser Liebe spiegelt die Schönheit des Paares makelos rein die pardiesische Natur, das urspr. Paradies, wieder – ist nicht mehr davon entzweit, von unreinen Schamgefühlen wie vor dem Sündenfall frei usw.

  13. danke, Ron, wollte mich gerade über Kinder etc, auslassen, konnte nicht senden, aber Dein Text ist mir echt ein Mutmacher, nicht am Wort Kind festzuhaften, sondern weiterzudenken…

  14. Irreführendes Gerede: Einzelne Buchstaben/Worte vs Bildspache/Kontext/geistiger Zusammenhang
    Ein gutes Beispiel, wie man einen geistigen Zusammenhang jenseits einzelner Worte/Buchstaben zwischen dem AT und NT finden kann, ist m.E. eine gemeinsame Betrachtung von David und Jesus: Szs. David als „Menschensohn“ und kriegerischer Held in Vorausdeutung auf Jesus als „Himmelssohn“ und wahren Friedenshelden. Hierzu einige grundlegende Punkte, die ich mal genauer überlegen wollte…
    (vielleicht was Interessantes dabei ?, löschen no problem, ist für mich geschrieben)

    David, ein Mann „nach dem Herzen Gottes“ (Apg 13), ist von Jugend in Bethlehem an ein guter Hirte, und zwar ein so wundersam guter, dass er sogar sein Leben für seine Schafe riskiert. Denn er ist sich sicher: Gott als sein Retter wird seinen Tod verhindern – selbst, wenn der stärkste Löwe das Schaf geraubt hat (1Sam17). Ebenso der gute Hirte Jesus: Er gibt sein Leben für die Schafe im Vertrauen auf die Gnade Gottes, die ihn und die Seinen retten wird usw.

    Dieses Vertrauen auf die Gnade Gottes wird auch beim Kampf Davids, des Musikers, der mit seinem Spiel böse Geister vertreiben kann, mit Goliat deutlich: Er setzt nicht auf „Schwert und Speer“, also menschliche Kriegsstärke, sondern auf Gott als Retter vor dem räuberischen, teuflisch übermächtigen Philister. Und so war sein triumphal-königlicher Einzug in Jerusalem nicht so sehr eine Feier der eigenen Stärke, sondern der rettenden Gnade Gottes, die irdische Werke, Leistungen, Voraussetzungen überwindet. Ähnlich auch der feierliche Einzug des guten Hirten Jesus, des Überwinders der teuflischen Geister, in Jerusalem: Als gottbegnadeter Friedensfürst, der auf Schwert und Pferd – also auf irdisches Königtum – verzichtet, um auf die überirdsche Gnade Gottes zu verweisen, die allein den Tod besiegen kann und den Teufel überwindet usw.

    Eine Wahrheit, die sich sowohl bei David als auch bei Jesus deutlich wird, ist: Gottbegnadete Menschen werden oft durch neidische, sich bedroht fühlende Menschen grundlos verfolgt und verleumdet. David z.B. war lange Zeit auf der Flucht vor Saul. Und hier zeigt der harte kriegerische Held einen Grundzug in seinem Herzen, der auf Jesus vorausdeutet: Er stellte Gnade und Vergebung letztlich über den kriegerischen, irdischen Sieg, als er Sauls Leben verschont und damit sogar auf sein Königtum verzichtet. Und Saul fragt verwundert über die gezeigte Feindesliebe, das „Vergelten von Bösen mit Gutem“: „Wo ist jemand, der seinen Feind findet und lässt ihn im Guten seinen Weg gehen?“ (1Sam24) Ein ähnlich gnädiges Herz zeigt David auch beim tödlichen Verrat seines Sohnes Absalom, als er auf den Ölberg ging, weinte und betete und dann bat Absalom zu verschonen. „Wäre ich doch an deiner Stelle gestorben, Abschalom, mein Sohn, mein Sohn…“, war seine Klage als er von dessen Tod erfuhr. (2Sam15-19) usw. Überhaupt scheint Kriegsheld David bereit, den Feind zu schonen, wenn er um Gnade bittet, wie z.B. die Begegnung mit Abigail zeigt. Denn sein Motto war wohl: „Hab ich Böses vergolten denen, die friedlich mit mir lebten (…) so verfolge mich der Feind und ergreife mich…“ (Ps 7) Dieses im Kern rechtschaffen-gnädige Herz hatte natürlich Jesus in Vollendung: von Geburt an verfolgt, verleumdet, ausgegrenzt – aber trotzdem immer Feindesliebe lebend und den Willen zur Gnade zeigend usw.

    Insgesamt scheint David seinem Wesen nach eine Vorausdeutung auf Jesus zu sein, indem er in einem für Juden besonderem Maße seine Verlorenheit als Sünder und seine Unwissenheit gegenüber Gott erkannte und beklagte (vgl. Psalmen). Anders als die Pharisäer und die meisten Juden, die Jesus begegneten, war er nicht von seiner eigenen Rechtschaffenheit überzeugt und grenzte sich nicht von einfachen Sündern ab. Nach dem Unheil mit Batseba, als er über andere richtete und damit über sich selbst, bekannte er sich vor ganz Israel als Sünder ( 2Sam12) usw.
    Auch bewahrte sich David in den schlimmsten Situationen immer die Hoffnung auf Gott, der ihn irgendwie im letzten Moment „aus der Grube ziehen“ werde. Jesus der gute Hirte, der uns verlorene Schafe aus der Grube zieht, selbst wenn es am Sabbat gegen das Gesetz ist, zitierte wohl deshalb nicht ohne Grund im verlorensten Moment seines Leidens aus Davids Ps 22 „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen…“ , wohl wissend das der Psalm mit den Worten endet „Aufleben soll dein Herz für immer…“

    Insgesamt wird wohl deutlich, dass sich in der Person Davids einige Voraudeutungen auf Jesus befinden; die man mal genauer studieren müsste, szs. nach dem Motto „David als Menschensohn und irdisch-sündiger König“ mit gutem Herzenskern und „Jesus als überirdischer sündloser König“. Man muss ja nicht soweit gehen, wie damals David Koresh aus Texas, dem man nachsagte, dass er sein ganzes Leben darauf aufgebaut hatte…

  15. Irreführendes Gerede: Vernachlässigung der übergeordnete Bildsprache (= Gnadenkontext)
    Unreinheit, Krankheit, Lepra – zur (poetischen) Bildsprache von Sünde und geschenkter Gnade im NT

    Wie schon öfters bemerkt: In der Bibel scheint schon von der Sünderfall-Erzählung her, eine enge assoziative Verbindung zwischen Sünde, Unreinheit, Krankheit und Tod zu herrschen. Durch die Sünde, also die geistige Unreinheit, kamen körperliche Unreinheit, Krankheit, Tod in die Welt. Indem also Jesus als rettender himmlischer Arzt jegliche Krankheit – bis hin zum Tod – überwindet und ewiges Leben verspricht, beweist er sich in seinen Gnadenheilungen auch immer als gnädiger Überwinder jeglicher Sündhaftigkeit, selbst bis hin zur Todsünde. Seine Krankenheilungen, Rettungen erscheinen so nach biblischer Vorstellungswelt immer auch als Zeichen der Sündenheilung, der Sündenvergebung. Diese Poesie ärztlicher Gnade bzw. Rettung von den Sünden, der Unreinheit, dem Tod ist freilich etwas, was man nicht eindeutig in Lehren, im genauen Wort, im eindeutigen Buchstaben feststellen kann, sondern irgendwie als zugrunde liegender Spirit (szs als „Geist der Gnade“) assoziativ erfährt.
    (Hier ein paar weitere (unsichere, angreifbare) Versuche diesen Spirit assoziativ zu begreifen, löschen no pro ! ist z.T. ziemlich abgespaced für mich geschrieben!)

    Barmherziger Samariter:
    Auch hier wird wohl in der Bildsprache assoziativ auf die Unreinheit des vermeintlich Toten angespielt, die die strengen Gesetzesvertreter veranlässt, einen Bogen um den verlorenen, vermeintlich sündigen Menschen, der der geschenkten Gnade bedarf, zu machen. Der Mensch liegt in der irdischen Wüste, – vom „Räuber“, vom Teufel, „der nur kommt um zu stehlen, zu schlachten und umzubringen“ (Joh 10), verwundet – als lebender Toter in seinem schwachen Fleisch. Aber die Gesetzes/Religionsvertreter retten ihn in Angst, Blindheit, Selbstgerechtigkeit nicht gnädig vor dem Tod; er ist in der Wüste, in finsterer Grube, dem langsamen Tod in Unreinheit teuflisch preisgegeben. Wer hört den „Rufer in der Wüste“, der einem barmherzigen Retter, einem guten Hirten verlorener Schafe den Weg bereiten will ? Niemand hört seine Stimme. Doch da kommt wie aus dem Nichts als Lichtstrahl der Gnade ein barmherziger Samariter in dieses finstere Tal des Todes, um das tödliche, verfallende Fleisch ohne Vorleistung zu reinigen und zu retten. Er rettet in himmlischer Gnade jenseits aller Religion, Nation seinen in Unreinheit tödlich verlorenen, irdischen, sündigen, ihm bösen, menschlichen Feind und verschafft ihm väterlich, gastfreundlich dienend heilende Wohnung…

    Armer unreiner Lazarus, stolzer Reicher:
    Er ist ein unrein-lepröser, kranker, armer, bettelnder Mensch, der im Leben nicht einmal von Brotkrümeln seines Herrn etwas abbekommen, geschweige sich davon eigens etwas verdient, hat. Poetisch-assoziativ verstanden, also irgendwie ein Sinnbild für die sündige Verlorenheit eines jeden Menschen vor Gott, der vor Gott immer arm, unrein tödlich verloren, ein Bettler um das Lebensbrot, bleibt – jenseits seiner irdischen Stellung, seiner moralischen Leistung, jenseits seines irdischen Reichtums. Aber es gibt Hoffnung ! Der Mensch, der sich vor Gott erniedrigt und seine sündige Verlorenheit erkennt, sich selbst als armer, sündig lepra-verstoßener Lazarus versteht und um ein unverdientes Geschenk der Gnade, unverdientes Brot des Lebens, bittet, dieser unreine Arme wird dann von den Engeln als Sohn Abrahams ohne Auflagen anerkannt. Aber was ist mit dem Reichen, der sich stolz öffentlich vor Gott für gesund, gesegnet, rein und erhaben hält und mit verlorenen, leprösen Sündern, Versagern, unwürdigen Bettlern nichts zutun haben will ? Wird er umkehren, wenn einer von den Armen, den Bettlern von den Toten auferstehen wird ? (Lk 16,31) Wird er umkehren ? Wird er wie die kanaanäische Frau, deren Glauben Jesus bewunderte, jenseits aller Religion als vor Gott verlorener, tödlich unreiner Mensch, um das Gnadenbrot vom Tisch des Herrn als unverdientes Geschenk bitten ? Wird er wie der von Jesus bewunderte römische Zenturion sagen „Göttliche Gnade für alle Menschen ! Ich bin unwürdig, du kommst unverdient als Geschenk ihn mein Armenhaus !“ Wird er in seinem irdischen Stolz diesen engen Weg, dieses Nadelöhr der Gnade finden ? usw

    Unreine, arme blutflüssige Frau, unrein-sündige Samariterin vom Jakobsbrunnen
    Beide Frauen lebten in starkem Bewusstsein ihrer Unreinheit und Sündhaftigkeit vor Gott, aber hofften auf unverdiente Gnade. Jesus lobte vor aller Augen ihren ehrlichen, vor Gott siegreichen Glauben.
    Die blutflüssige Frau (Jüdin/Heidin?) war eine nach strengem jüdischen Gesetz unrein vor Gott Ausgestoßene, weshalb sie sich wohl nur getraute in der Menge verborgen das Gewand Jesu – das rettende „himmlische Kleid der Gerechtigkeit“ – zu berühren. Sie hatte wohl Angst, dass die Juden und vielleicht auch Jesus sie als lange Jahre Ausgestoßene (vielleicht auch als Heidin?) zurückweisen und demütigen könnten. Und so hoffte sie wohl als öffentlich Unreine direkt in die geschenkte Liebe und Gnade Gottes gelangen zu können ohne den Umweg „Gespräch mit Jesus“ eingehen zu müssen. Und Jesus wandte sich ihr eigens zu und bestätigte sogar diese verzweifelte Hoffnung.
    Die Frau vom Jakobsbrunnen fühlte sich als Samariterin vor Jesus, dem stolzen, vermeintlich streng gesetzestreuen Juden als unrein. Zudem wird deutlich, dass sie öffentlich in Sünde, Unreinheit und als von vielen Gemiedene lebt. Jesus zielte aber nicht darauf ab, ihr Verhalten zu korrigieren, sondern ihren Glauben, ihre Hoffnung festzuhalten, zu stärken: Die Samariterin hoffte jenseits aller Religion, aller irdischer Verurteilung, auf eine überirdische Gnadenquelle, die in ihrem sündhaften Leben, trotz ihrer menschlichen Unwürdigkeit, wirksam werden könnte. Zudem gestand sie frei, als einfacher Mensch Gottes Wege in ihrem sündigen Leben nicht wirklich zu kennen. Und Jesus schenkte ihr ohne Vorbehalte dieses ewige Gnadenwasser und versicherte ihr, dass es sich irgendwie zum Guten, Ewigen in ihrem Inneren und dann vielleicht auch im äußeren Leben „ausquellen“ werde.

    Simon der Pharisäer und die Jesus liebende unberührbare Sünderin (Maria v. Magdala, Lk. 7)
    In dieser Episode wird wohl ein Glaubens-Mysterium des NT, der göttlichen Ordnung, dargestellt, das Oscar Wilde einmal in etwa so zusammenfasste: „Offenbar soll ewige Liebe dem ewig Unwürdigen geschenkt werden. Jeder Mensch ist der Liebe Gottes würdig – nur der nicht, der sich selbst für würdig hält.“ (de profundis) Hier versteckt sich die Problematik der eifrig-kämpferischen Pharisäer: Sie halten sich im Verborgenen der Liebe Gottes würdig und meinen so öffentlich urteilen zu können, wer ein vor Gott wertvollerer Mensch ist und wer nicht. Sie sehen sich also stolz in ihrem menschlichen Kern als vor Gott gerecht, doch vor der ewigen Güte und dem Reichtum Gottes ist jeder Mensch im Kern verloren ungerecht und arm: ein verlorener Sünder (vgl. z.B. Lk 18). Diese Problematik wird bei Simon deutlich: Er sieht die öffentlich bekannte Sünderin als eine „Unberührbare“, quasi Leprakranke an, die der Liebe eines Propheten – und damit der Liebe Gottes – unwürdig ist. Doch am Ende des Gesprächs stellt sich die Frage, ob in Wahrheit nicht er, Simon, der arme Aussätzige ist. Denn das Mysterium bleibt: Der, der sündig-kränklich, unwürdig vor Gott steht, liebt seine Gnade und damit Gott letztendlich mehr als der stolze, selbstgerechte, vermeintlich Gesunde. Er erfüllt damit das oberste und wichtigste pharisäische Gebot „Du sollst deinen Herrn und Gott lieben von ganzem Herzen“ besser, als der vermeintlich gesegnete, sich selbst für gerecht haltende Moralist. Streng genommen hat damit also der unwürdige, auf die Gnade Gottes demütig vertrauende, vermeintlich gesetzlose, aber Gott liebende Sünder das Gesetz Gottes tiefer – mit besserem, gottgefälligerm Herzen – erfüllt, als der kämpferische, seine Leistung liebende Pharisäer usw.
    Hier, in dieser Episode bei Simon – mit der als Dienerin sich nähernden stadtbekannten Sünderin – zeigt sich wohl auch die spirituelle Bedeutung des „Messias“, des „Christus“: Er erscheint als der von den demütigen, verlorenen Sündern öffentlich „Gesalbte“, der Retter, der König der verlorenen armen Sünder. Diese als Sünderin bekannte Maria von Magdala, seine 1. und treuest dienende Nachfolgerin (Lk 8) wird Jesus dann noch einmal bei ihrer Schwester Martha (Joh 11,1f.) in Bethanien öffentlich salben, um ihn so vor dem Einzug in Jerusalem als den rettenden spirituellen König Israels zu kenneichnen. Hier stellte Jesus dann fest, dass sie ihn auch nach seinem Tod im Begräbnis salben solle/werde (Joh 12).

  16. Interpretation im geistigen Kontext: jenseits einzelner Worte und Buchstaben
    Der David der Bußpsalmen…
    (Das war mal für mich eine Interpretation von Ps 51 a la J. Prince. Alles unter dem Doro/Lemmy Motto: „Everyone guilty, no one to blame…“. Vielleicht was interessant zum durchlesen !? Löschen no pro !)

    „Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte, und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit. Wasche mich rein von meiner Missetat, und reinige mich von meiner Sünde; denn ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir…“
    David erkennt, dass er als Mensch in seiner Sünde, seiner Unreinheit, verloren ist und sich selber durch Werke nicht retten kann. Er bittet Gott um eine unverdiente Reinwaschung (Taufe), ganz so wie später dann Johannes d. Täufer.

    „An dir allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan, auf dass du recht behaltest in deinen Worten und rein dastehst, wenn du richtest. Siehe, in Schuld bin ich geboren, und meine Mutter hat mich in Sünde empfangen.“
    Allein Gott ist wahrhaft gerecht und keine menschlichen Werke – also besteht die persönliche menschliche Sünde des Einzelnen allein vor Gott und seiner schöpferischen, irrationalen Gnade. Wie dann Paulus sagte „Gott ist wahrhaftig, und alle Menschen sind Lügner ! Alle sind sie abgewichen und allesamt verdorben… (Röm 3) Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt. Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht… (Röm 7) usw. Wie David benötigen wir also alle eine neue Geburt aus dem Geist unverdienter, reiner, himmlisch-überirdischer Gnade, denn wir sind wie er im leprös-sündigen Fleisch von Geburt an verloren. Die, die das nicht erkennen, sind die wahrhaft Blinden, wie die „Jünger des Mose“, die blinden Blindenführer, die über andere „als unrein in Sünden geborene“ unwissende Leprakranke richten und nicht bemerken, dass sie damit sich selbst treffen. (Joh 9 u.a.)

    „Siehe, du liebst Wahrheit, die im Verborgenen liegt, und im Geheimen tust du mir Weisheit kund. Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde; wasche mich, dass ich weißer werde als Schnee. Lass mich hören Freude und Wonne, dass die Gebeine fröhlich werden, die du zerschlagen hast.“

    Gott ist ein persönlicher, lebendiger Gott, der nicht nach der sichtbaren Wahrheit der Welt, den vergänglichen Werken der Menschen urteilt und fragt, sondern nach der Wahrheit des Glaubens, der Hoffnung, der Treue im Herzen der Menschen. Dieser Glaube, diese Hoffnung, dieses Vertrauen wird und kann nicht genommen werden, wie Jesus z.B. gegenüber Martha feststellte: „Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt…“ (Lk 10) Wer auf seine irdischen Werke, seine ruhmvollen Taten, seine vorzeigbaren Mühen setzt, hat seinen irdischen Lohn bereits erhalten. Der Vater aber und seine Wahrheit und Weisheit sind im Verborgenen, Unsichtbaren – in der Seele des Menschen – anwesend (z.B. Mat 6) Hier, verborgen in der Seele, wird der treue Vater, den glaubenden, hoffenden Sünder, den verlorenen Sohn, vor der Last der Sünde befreien und reinigen, ganz so wie der Priester in der sichtbaren Welt, im Tempel, versucht, mit Ysop die zerschlagenen, unreinen Glieder der Leprakranken zu reinigen. Denn die Hoffnung der Seele ist auf eine überirdische Reinheit, „weißer als Schnee“, die Reinheit und Schönheit des Reiches Gottes gerichtet: eine Hoffnung auf ein überirdisch reines Seelenkleid, das niemals mit den unreinen irdi-schen Mühen gesponnen und gefertigt werden kann, sondern unverdient von Gott wie den einfach blühenden Lilien geschenkt wird (Mat 6).

    „Verbirg dein Antlitz vor meinen Sünden, und tilge alle meine Missetat.
    Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist.
    Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.“

    Hier spricht David wohl einen Gedanken an, den dann auch Jesus und Paulus vertraten und der in einem verborgenen Gegensatz zu aller Religion/Theologie steht: Nicht der Mensch erkennt Gott, sondern der Suchende, Verlorene, Gott nicht richtig Findende, Irrende, geistig Arme wird von Gott erkannt und im Herzenskern gut befunden. Gott erkennt den armen, seine unbedingte Liebe suchenden, sündigen Menschen und schenkt ihm den rettenden, reinigenden überirdischen Glaubensfunken („Hilf meinem Unglauben !“) Paulus, der vermeintlich Gott religiös genau sehende, glaubens-reiche, starke Pharisäer wurde ja von Gott in seiner irrenden Blindheit gefunden und stellte dann gegen alle Theologie fest: „Wenn einer meint, er sei zur Erkenntnis gelangt, hat er noch nicht so erkannt, wie man erkennen muss ! (1 Kor 8) „Gott hat vielmehr euch erkannt !“ (Gal 4,9) „Der Herr kennt die Seinen“ usw. Gott, der gute Hirte, sucht das in der Irre verlorene, klagende Schaf, kennt es mit Namen, um es zu retten usw. Vielleicht kann man mit David, Paulus, Jesus sogar sagen, dass Gott nicht den starken, festen Glauben sucht und belohnt, sondern den unsicheren, suchenden, klagenden !? Vielleicht sucht Gott gerade das verzweifelte, arme Herz, um es dann mit reinem Gnadenglauben zu beschenken und so die verlorenen Herzen, die er erkennt, zu reinigen (vgl. z.B. Apg 15,8f.) !? Wenn man diesen Gedanken folgt, dann ist der Heilige Geist, wie ihn auch David anspricht, nicht eine neue, bessere Fähigkeit zu moralischem Handeln, eine neue, tiefere Schrifterkenntnis, sondern ein reinigendes, geschenktes Gnadenfeuer in der Seele, im Herzen – nämlich die Gewissheit, dass Gott die Seele des Menschen rein erhalten wird (vgl. z.B. die geistige Feuertaufe des Johanes, Mat 3) usw. Ganz ähnlich wie Jesus beim Abschied zu seinen Jüngern sagte: Die Sünde des Menschen besteht eigentlich darin, ihm im Unglauben geistig nicht nachzufol-gen, seine vorgelebte geistige Sohnschaft mit dem lebendigen unbedingt gnädigen Gott abzulehnen, den Heiligen Geist unverdienter, geschenkter Gnade und Rechtschaffenheit zu schmähen. (Joh 16)

    „Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem willigen Geist rüste mich aus.
    Ich will die Übertreter deine Wege lehren, dass sich die Sünder zu dir bekehren.
    Errette mich von Blutschuld, / Gott, der du mein Gott und Heiland bist, dass meine Zunge deine Gerechtigkeit rühme. Herr, tue meine Lippen auf, dass mein Mund deinen Ruhm verkündige.“

    Wie z.B. Jesaja über David als den exemplarischen Sünder feststellte (Jes 55): Gottes Wege bleiben für den sündigen Menschen unergründlich, seine irdische Weisheit versagt vor Gott, daher kann es für den armen Menschen nur die Umkehr in den einen engen Weg – den der geschenkten Gnade – geben. „Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! …Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, euch die beständigen Gnaden Davids zu geben !“ Alle Menschen sind vor Gott arm und durstig, denn „unsre Sünden zeugen gegen uns. Unsre Abtrünnigkeit steht uns vor Augen, und wir kennen unsre Sünden, wir klagen darüber wie die Tauben“ (Jes 59: „When doves cry…“) Und David, der exemplarische Sünder des AT, sagt hier: Errette mich von Blutschuld (hebr.= Blut). Dahinter steht auch die besondere jüdische Vorstellung, das alles menschliche Blut schuldig, der Mensch also „blutschuldig“ ist. Seit dem Sündenfall ist das menschliche Blut nämlich leprös-tödlich verunreinigt, in ihm befindet sich das Gift des Skorpions. Darum bestrich man z.B. beim Auszug aus Ägypten die Türpfosten mit dem reinen Blut eines Lammes – als Zeichen, dass das Haus rechtgläubig ist: Der Mensch kann sich in seiner Blutschuldigkeit nicht selbst vor Gott rechtfertigen, er bedarf der unverdienten Gnade. Dieses Denken führte dann bei den Propheten zur Prophezeiung des Messias, eines gottbegnadeten Menschen, dessen Blut Gott vor den Augen aller als gerecht und rein erklärt und der dann sein reines Blut für das leprös-giftige der sündigen Menschen gibt. Wie z.B. bei Jesaja: „Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn. Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm…“ (Jes 53) usw. Dieses reine Lamm Gottes, das die Sünden der Welt wegnimmt, musste dem irdischen Gericht wie ein einfacher Sünder übergeben werden, zum Zeichen, dass kein Gericht ein „von Gott unschuldig erklärtes Blut“, wie Judas es selbst sagte (Mat 27), verurteilen kann. Und so kann auch der Glaubende, der an sein neues, im Kern reines, geschenktes Blut glaubt und auf unverdiente Gnade Gottes setzt, in jedem Gericht bestehen usw.
    Wenn David hier also die „Gerechtigkeit Gottes“ rühmt, dann rühmt er nicht Gottes Fähigkeit gerecht zu richten, sondern Gottes einzige, schöpferisch-gnädige Gerechtigkeit. Gott, der Schöpfer, ist allein gerecht und wahrhaft groß und er allein kann in seiner einzigen Gerechtigkeit den sündig verlorenen Menschen für gerecht erklären – wie, wo und wann er will. Deshalb muss der sündig-verlorene Mensch aus der umfassenden Gnade Gottes heraus leben, ein Diener der Gnade Gottes sein usw. Vgl z.B. auch Ps 130: „Doch bei dir ist Vergebung, damit man in Ehrfurcht dir dient…“ usw.

    „Denn Schlachtopfer willst du nicht, / ich wollte sie dir sonst geben, und Brandopfer gefallen dir nicht. Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist, ein geängstetes, zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten. Tue wohl an Zion nach deiner Gnade, baue die Mauern zu Jerusalem. Dann werden dir gefallen rechte Opfer, / Brandopfer und Ganzopfer; dann wird man Stiere auf deinem Altar opfern.“
    Wie Paulus über den lebendigen Gott, den Vater, z.B. feststellte: „Er lässt sich auch nicht von Menschenhänden dienen, als ob er etwas brauche, er, der allen das Leben, den Atem und alles gibt.“ (Apg 17) Gott braucht keine menschlichen Opfer, keine menschlichen Werke und Anstrengungen. Gott ist groß und reich; er kann den Menschen alles geben. Aber um zu geben, braucht Gott die Erkenntnis der Menschen, dass sie arm, verängstigt mit zerschlagenem Gebein, in sündigem Blut, in der Wüste verloren sind: daß sie der unverdienten Gnade Gottes bedürfen. Der vermeintlich reiche Mensch, der zum Mond fliegende Held, Anführer und Krone der Schöpfung, muss erkennen, dass er vor Gott immer ein armer, blinder, leprakranker bettelnder Lazarus ist. Das ist das Opfer, das der stolze Mensch vor Gott bringen muss, um seiner Gnade, seinem Reichtum würdig zu werden… usw.

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