Immer wieder liest man empörte Äußerungen von christlichen Gesetzesanhängern, es werde das Gesetz schlecht gemacht und jemand äußere sich abfällig oder respektlos darüber.

Vielleicht sind Äußerungen wie diese hier gemeint:

Joh 1,17 Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.

Joh 5,45 Meint nicht, dass ich euch bei dem Vater verklagen werde; da ist einer, der euch verklagt, Mose [s Gesetz], auf den ihr eure Hoffnung gesetzt habt.

Apg 7,53 die ihr das Gesetz durch Anordnung von Engeln empfangen und nicht befolgt habt.

Apg 13,38 So sei es euch nun kund, ihr Brüder, dass durch diesen euch Vergebung der Sünden verkündigt wird; und von allem, wovon ihr durch das Gesetz Moses nicht gerechtfertigt werden konntet

Apg 15,10 Nun denn, was versucht ihr Gott, ein Joch auf den Hals der Jünger zu legen, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten?

Röm 2,20 ein Erzieher der Törichten, ein Lehrer der Unmündigen, der die Verkörperung der Erkenntnis und der Wahrheit im Gesetz hat -:

Röm 3,20 Darum: Aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden; denn durchs Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde

Röm 4,15 Denn das Gesetz bewirkt Zorn; aber wo kein Gesetz ist, da ist auch keine Übertretung.

Röm 7,5 Denn als wir im Fleisch waren, wirkten die Leidenschaften der Sünden, die durch das Gesetz erregt wurden, in unseren Gliedern, um dem Tod Frucht zu bringen.

Röm 8,3a Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war

1Kor 15,56b …  die Kraft der Sünde aber [ist] das Gesetz.

Gal 3,10 Denn alle, die aus Gesetzeswerken sind, die sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: „Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun!“

Gal 3,12 Das Gesetz aber ist nicht aus Glauben, sondern: „Wer diese Dinge getan hat, wird durch sie leben.“

Gal 3,13a Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes

Gal 3,21 … wenn ein Gesetz gegeben worden wäre, das lebendig machen könnte

Gal 3,24 Also ist das Gesetz unser Zuchtmeister auf Christus hin geworden, damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden.

Gal 5,4 Ihr seid von Christus abgetrennt, die ihr im Gesetz gerechtfertigt werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen.

Gal 5,18 Wenn ihr aber durch den Geist geleitet werdet, seid ihr nicht unter dem Gesetz.

Eph 2,15 Er hat das Gesetz der Gebote in Satzungen beseitigt, um die zwei – Frieden stiftend – in sich selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen

Phil 3,6 dem Eifer nach ein Verfolger der Gemeinde; der Gerechtigkeit nach, die im Gesetz ist, untadelig geworden.

1Tim 1,9 indem er dies weiß, dass für einen Gerechten das Gesetz nicht bestimmt ist, sondern für Gesetzlose und Widerspenstige, für Gottlose und Sünder, für Heillose und Unheilige, Vatermörder und Muttermörder, Mörder,

Tit 3,9 Törichte Streitfragen aber und Geschlechtsregister und Zänkereien und gesetzliche Streitigkeiten vermeide! Denn sie sind unnütz und wertlos.

Hebr 7,16 der es nicht nach dem Gesetz eines fleischlichen Gebots geworden ist, sondern nach der Kraft eines unauflöslichen Lebens.

Hebr 7,19a – denn das Gesetz hat nichts zur Vollendung gebracht

Hebr 10,1 Denn da das Gesetz einen Schatten der zukünftigen Güter, nicht der Dinge Ebenbild selbst hat

Jak 2,10 Denn wer das ganze Gesetz hält, aber in einem strauchelt, ist aller Gebote schuldig geworden.

Eine nüchterne Haltung des Gläubigen gegenüber dem Gesetz ist also mehr als angemessen, zudem ein Respekt vor seinen Wirkungen auf den Neuen Menschen. Hier kann nur schwer übertrieben werden.

Eine Antwort »

  1. Es wäre sinnvoll, ja zum Verstehen notwendig, vor und nach den ganzen Zitaten eine Einführung und Argumente zum Problem abzugeben. – Man kann mit Zitaten auch erschlagen.

  2. Gott des Gesetzes vs Gott der Liebe und Gnade
    Es gab eine sehr breite Strömung am Beginn des Christentums, die sich vor allem an Paulus und seinen Aussagen zum Gesetz orientierte. Sie ist verknüpft mit dem Namen Marcion, dem Mann, der sich in der Kirchengeschichte wohl am „abfälligsten“ über die Gesetze bzw. Gesetzlichkeit des AT äußerte und sich so den Namen „Erzketzer“ verdiente. Seine Theologie ging so weit, dass er im Prinzip von 2 unterschiedlichen Göttlichkeiten ausging: dem niederen gesetzlichen Richtergott und Demiurgen des AT und dem noch höher stehenden Gott des NT, der aus einer vollkommen anderen, bisher unbekannten Dimension reiner Liebe und Güte auf unsere Welt blickt. Die Göttlichkeit des AT sei in Wirklichkeit nur der Schatten der eigentlichen Göttlichkeit, die Jesus offenbarte.
    Marcion war sicher: Zentrale Stellen der Überlieferung von Jesu würden dies beweisen. Die Bibel werde aber von der Kirche so zusammengestellt, dass diese Einsicht drohe verloren zu gehen.
    (Wenn es euch interessiert, ich hab eine Zusammenfassung seiner Argumente im Computer und poste sie euch. Wenn es den Rahmen sprengt: einfach löschen!)

    • Marcion würde sicher den Rahmen sprengen … wenn Jesus aber Jahwe ist, dann stimmt so einiges nicht am üblichen Bild vom Gott des Alten Testaments, der so ungemein gerne „richtet“, bestraft und vernichtet …

      • AT vs NT, Jahwe vs Jesus, Gesetz vs Gnade: Welcher versöhnliche Grundgedanke Marcions könnte heute noch weiterhelfen?

        M glaubte, dass Gott sich in der Geschichte „antithetisch“ – aus seinen Gegensätzen heraus – zeigt, um den begrenzt denkenden Menschen wahrhaft deutlich werden zu können. Die Philosophie – die Mystik – dahinter ist wohl: Das Licht gebraucht die Finsternis, die Gnade die Verurteilung, der Himmel/das Himmlische gebraucht die Erde/das Irdische usw. um zu erstrahlen. So arbeiten alle Gegenspieler Gottes in Wahrheit für den Glanz Gottes (vgl. z.B. Judas). Die Kernaussagen Jesu seien bewusst antithetischer Natur zum irdischen AT, um dem, der hören will, diese höhere Wahrheit zu vermitteln. Leider ist sein Werk „Antithesen“, von dem er sagt, es habe diese Lehre an 100ten Beispielen der Schrift deutlich bewiesen, vernichtet. Seither versucht man zu rekonstruieren, auf welche Stellen er sich wohl bezog.

        Z.B. 2 bekannte Stellen, auf die auch ihr euch oft beruft:
        Joh 1,17: „Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden…“ Die Wahrheit über das himmlische Wesen Gottes wurde erst durch Jesus deutlich – durch Abgrenzung zum verurteilenden Gesetz.

        Verlorener Sohn: Die Güte des Vaters zeigt sich erst durch Abgrenzung zum irdischen Gesetz, sie beschützt den Sohn vor gesetzlicher Verachtung und Strafe. Denn das Gesetz sagt eindeutig: 4. Gebot: Ehre Vater u. Mutter! = Verflucht ist der, der den Willen der Eltern missachtet, sie im Alter nicht unterstützt. 5 Mos. 21: Ungehorsamer, verschwenderischer, Sohn sollte von der Gemeinde gesteinigt werden! (deshalb läuft der Vater ihm entgegen!?)

        Man muss aber davon ausgehen, das Marcion das NT mehrheitlich wesentlich „esoterischer“, symbolischer deutete, als wir heute es heute nachvollziehen, glauben, können. So z.B die Worte Jesu über den Vater: „Wer ist unter euch Menschen, der seinem Sohn, wenn er ihn bittet um Brot, einen Stein biete? Oder, wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange biete?“ (Mat 7) Er hat das wohl als Antithese zum AT – Mose in der Wüste – interpretiert: Der zornige Mose gab dort den nach Leben hungernden, bettelnden murrenden Sündern „den Stein“ = Gesetz, und die irdische, kurzfristig rettende Schlange = Zeichen der irdischen, kreatürlich-demiurgischen Göttlichkeit. Die eigentliche Wahrheit Gottes sei aber himmlischer, geistiger Natur, jenseits aller irdischer Gesetze. Sie führt in das ewige Leben: Jesus als das wahre Brot des Himmels, als der Fisch, der den Hunger nach Leben wirklich stillt. Er vermehrte das Brot, die Fische der Hungernden, Murrenden. Er strafte nicht, wurde nicht zornig, als sie ihn wie damals Mose steinigen wollten, sondern gab sich selbst in himmlischer Gnade als Brot am Kreuz, um sich von der bisherigen irdischen Wahrheit/Göttlichkeit abzugrenzen, um Gott vor ihr erstrahlen zu lassen usw.

        • Geht das aber nicht alles davon aus, dass das Mosaische Gesetz das Zentrum des Alten Bundes ist? Vorher – und auch übergeordnet – war aber der Abrahamsbund, der auch auf Gnade und Glauben beruht. Dieser Bund reichte Israel nicht, es wollte klare Verhaltensvorschriften: also bekam es das (strafbewehrte) Gesetz (das die Gnade mehr oder minder ausser Kraft setzte). Jesus steht im Gegensatz zum Gesetz – aber nicht im Gegensatz zu dem, wie Gott mit Abraham umging.

          Sieht man den Abrahamsbund als zentral, dann ist Jesus nachvollziehbar Jahwe („Ich bin für dich da“). Dann begegnet auch Abraham im Grunde bereits Jesus. Auch er erfährt „so ist Gott wirklich“ (so wie die Menschen später bei Jesus), nicht zornig, nicht strafend.

          • Berechtigter Einwand, dem schwer zu widersprechen ist! Israel war also noch blind für einen Gott der Gnade und verlangte am Sinai aus Stolz (um Gott ähnlicher zu werden??!) ein Gesetz der Werke…

            Interessante Frage: Erneuern wir den Bund Abrahams?

            Vielleicht kann man alles noch radikaler sehen?! Sahen Paulus und die frühen Christen ( z.B. Marcion) vielleicht nicht viel stärker die Torah (= „Gesetz“, letztendlich aber das AT) als vergangen an, als wir es heute glauben?! Die Wahrheit über Gott kam für sie doch wohl erst mit Jesus, durch den revolutionären Bund der Gnade, in die Welt! Szs. out of space, aus einer bisher unbekannten Dimension!
            Das NT behauptet direkt (antithetisch zum AT) über 20x, dass allein in den Worten und Taten Jesu – in seinem Bund – die eigentliche Wahrheit Gottes zu finden sei. Niemand hat zuvor Gott gesehen – also auch Mose und selbst Abraham nicht (!!?), die meinten, direkt Gottes Wahrheit zu schauen. Jesus selbst spricht davon, dass die alten Propheten und Könige Israels diese Wahrheit suchten, aber sie noch nicht richtig sahen und hörten.(z.B. Lk 10) Oft ist im NT von der Blindheit der Menschen die Rede, die Gott bisher nur aus irdischer Perspektive sahen und denen erst Jesus die Augen für den Geist Gottes öffnete usw. Die Wahrheit Gottes, seine Glorie, so kann man z.B. die Transfiguration verstehen, ist nicht die alte Glorie, die dann im Tempel wohnte – die Glorie des AT – sondern die neue Glorie, die aus Jesus spricht. Diese Glorie erhellt das Gesetz und die Propheten – nicht umgekehrt. Das AT hat ohne den Schlüssel Jesus – den von ihm gegebenen neuen Geist – keine eigenständige heilsgeschichtliche Bedeutung, es bleibt substanzlos. Paulus sagt sogar einmal, dass dessen Ruhm (und dessen Buchstabe!) ein Hindernis für die Juden ist, zum Bund der Gnade zu finden. (2 Kor 3)
            Man kann Paulus also leicht so verstehen, dass für Heiden allein der gekreuzigte Jesus, die Auferstehung, das Heilsversprechen selbst für die Feinde = „das Evangelium von der Gnade Gottes“ ausreicht – ohne Rückgriff auf das AT. (Marcion wollte wohl deshalb ein NT ohne Bezug zum AT herausgeben weil es in seinem Buchstaben nur den Schatten Gottes, eine irdische Sicht, auf ihn, zeige).

            Ist das AT also überholt, sinnlos, uninspiriert?
            Nach Paulus auf keinen Fall, denn durch den Schlüssel Jesus (und den von ihm gebrachten Geist) findet man viele Vorausdeutungen („Schatten“) Jesu und seines Bundes, die die Botschaft des NT noch vertiefen können. Wie z.B. Abraham. Er wollte Isaak opfern, weil er, so Paulus, an die Gnade Gottes glaubte, die Verheißung zu erfüllen. Paulus sagt: „Er dachte: Gott kann auch von den Toten erwecken“ (Hebr. 11) Damit ist der Glaube Abrahams, sein Bund, eine Vorausdeutung auf Jesus und den von ihm gebrachten Geist. Ebenso sein Priester Melchisedek, der Brot und Wein reichte, keine Opfer/Werke verlangte und den Glaubenden segnete usw. (Vgl. z.B. auch Joseph-Geschichte, die auf Jesus vorausdeutet: u.a. Vergebung für die feindlichen Brüder! usw.)

          • Der Segen/Bund Abrahams und Jesus
            (Hab ich noch im Computer gehabt; bin mal durch Zufall drauf gestoßen, löschen no problem, ist eher was für Freaks mit viel Zeit !)

            In Gen 12 erscheint „Abram“ bei Sichem zum ersten Mal in Kanaan Gott und verspricht ihm dort das umgebene, durch Quellen gesegnete, fruchtbare Land. Hier soll der Ausgangspunkt des Segens „Abrahams“ (des „Vaters der Menge/der Völker“ Gen 17) gewesen sein: „in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden“ usw. – aus „Abram“ wird so „Abraham“, die Urquelle des Glaubens an den einen gnädigen Gott der Menschen des Erdkreises. Jakob hat dann bei diesem Ort Land gekauft und den Jakobsbrunnen gebaut. Und genau Sichem, den Ort des Jakobsbrunnens, steuerte dann auch Jesus früh in seiner Misssion (in Joh 4) an. Hier begegnete er dann der fremden, sündigen Samariterin, die ihm, dem feindlichen Juden aus fremden Volk in Gastfreundschaft entgegenkam und seinen Wunsch nach durstlöschendem Quell-Wasser nicht ablehnte. Er versprach ihr seinen Segen als „Geschenk“, szs. als das wahre Quellwasser, und wohnte bei ihr und ihren Freunden 2 Tage. Die Samariter, verwundert, dass ein jüdischer Feind bei ihnen wohnt und ihnen den Segen Gottes verspricht, stellten fest: „Das ist wahrhaftig der Retter der Welt !“ usw.

            Darum dichtete Goethe wohl ??!

            „MULIER SAMARITANA (St. Joh. IV.)
            Bei dem Bronn, zu dem schon weiland
            Abram ließ die Herde führen,
            Bei dem Eimer, der dem Heiland
            Kühl die Lippe durft‘ berühren;
            Bei der reinen, reichen Quelle,
            Die nun dorther sich ergießet,
            Überflüssig, ewig helle
            Rings durch alle Welten fließet… „

      • (Hab was Interssantes für Bibelfreaks vergessen! Wenn zu speziell, einfach löschen!!)

        Der Gott (Bund) Abrahams und die Bergpedigt/Feldrede Jesu:

        Jesus spricht in Lk 6, dass seine Nachfolger die Söhne des „Höchsten“ = des höchsten Gottes werden, dessen Göttlichkeit/Geist so erhaben ist – so weit über allem Irdischen steht -, dass er selbst seinen Feinden barmherzig begegnet. Mat 5: „(…) betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ Er selbst sei gekommen, um dessen Namen („Vater“, aram. „Abba“) zu heiligen und dessen Geist zu bringen…
        Unter den vielen Namen Gottes im AT (= Stufen der Göttlichkeit), gibt es auch einen Namen für Gott als den Allerhöchsten: El Elyon (nur 10-15x erwähnt). Es ist der Name des Gottes dessen Priester Melchisedek war, des Priesters von „Brot und Wein“, der Abraham segnete. Demnach müsste nach Paulus der Name der höchsten Stufe der Göttlichkeit, die im AT angedeutet wird und die dann von Jesus als dem größten Propheten gezeigt wird, sein: „El Elyon-ABBA“.

  3. Ablehung des Geseztes durch Jesus?!
    Wenn über die Ablehnung des jüdischen Gesetzes (Tora) gesprochen wird, folgen meist Zitate von Paulus. Bei Jesus ist die Ablehnung nicht so deutlich zu finden, denn er musste als Messias erst die Tora erfüllen, um den neuen Bund zu schließen. Aber sie wird immer wieder indirekt klar. Einige Beispiele:

    In Joh 6 lehrt Jesus in der Synagoge als Rabbi auf dem Stuhl des Mose neben der Torarolle, die die Gesetze und Satzugen „des Lebens“ enthält, „denn der Mensch, der sie tut, wird durch sie leben“ (Lev 3,18). Die Tora und ihre Weisheit gilt den Juden als wahrer „Brot und Wein“ des Lebens mit Gott (Spr. 4). Jesus aber sagt: „Ich bin das Brot des Lebens“, „Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben“. Dies ist eigentlich ein direkter Angriff auf das Gesetz.
    Beim Abendmahl gibt Jesus sein „neues Gebot“: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe… (Joh 13) Viele sagen, dies sei nur eine Bestätigung des Tora-Gebotes der Nächstenliebe und deshalb nicht neu. Doch Jesus sagt: „wie ich euch geliebt habe“. Hier wird ein neuer, anderer Maßstab gesetzt: Jesus als Person und sein Umgang mit den Mitmenschen – die bisher unbekannte Liebe Gottes zu den Menschen als neues Vorbild und Ausgangspunkt, nicht das Gesetz. Dies ist eine Umkehrung des traditionellen jüdischen Gottesbezuges, des Schma Israel: Er verlangte vom Menschen, der Kreatur, zuerst Gott zu lieben, zu fürchten, zu dienen (= 1. Tafel der 10 Gebote) und dann dessen buchstäbliche Gebote zu halten (z.B. Nächstenliebe = 2. Tafel).
    In Joh 2 nennt Jesus als sein prophetisches Zeichen: „Reißt den Tempel nieder, in 3 Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.“ Er deutete damit auf seine Auferstehung – das leere Grab -, die einen neuen Glauben begründen, einen neuen Tempel errichten, der den alten ersetzt. Man darf nicht vergessen: Der Tempel war das Symbol der Hochzeit von Himmel und Erde, die Verherrlichung des göttlichen Gesetzes. Im Allerheiligsten, dem Herzen des alten Tempels war die Bundeslade mit den 10 Geboten, dem Symbol des jüdischen Glaubens und Gesetzes. Sie wurde an den Kopfenden von 2 Engeln bewacht.
    Das leere Grab wurde dann von 2 Engeln am Kopf- und Fußende bewacht.(Joh 20). Der Tempel, wie von Jesus prophezeit, im Jahr 70 zerstört.

  4. Hat Jesus das Gesetz – den Versuch Gut und Böse zu definieren – verflucht??!!
    Es gibt einige gewagte Deutungen der Bibel, die in diese Richtung zielen. Sie erlauben kein abschließendes Urteil. Aber sie gehen alle davon aus, dass Jesus bekannterweise nur einmal einen Fluch aussprach – und zwar als er den Feigenbaum verfluchte: „In Ewigkeit soll niemand mehr eine Frucht von dir essen!“

    Was aber viele hier nicht bedenken:
    Nach der allgemeinen jüdischen Lehre war der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse ein Feigenbaum (!!). Bedeckten sich Adam und Eva nicht sogleich mit den Feigenblättern?? Steht der Baum nicht für die philosophisch-religiöse Erkenntnis von Gut und Böse, die der Mensch als Feigenblatt verwendet, um sich als gottähnlich auszugeben, seine eigene Scham zu bedecken? Richtet er nicht nach dieser Erkenntnis über andere?

    „Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten.“ (Mat 7) Spielt Jesus mit derartigen Aussagen nicht auf die beiden Bäume des Paradieses an? Was meinte Johannes der Täufer, als er sprach: Der Messias kommt und lenkt die Axt an die Wurzel des Baumes??
    Paulus, der Jesus am Kreuz als den Baum des Lebens deutete, der unseren Fluch auf sich nahm, scheint auch hier besonders radikal zu sein. So nennt er z.B. jede Abkehr von der reinen Gnade Christi einen Versuch der „Schlange“, den Menschen durch vermeintliche Erkenntnis erneut zu täuschen. ( 2 Cor 11).

  5. Oft übersehen!
    Jesu verborgene Kritik an der Heiligkeit des Gesetzes: Die Heilungen am Sabbat
    (wenn zu weitgehend einfach löschen!)

    Allgemein wird behauptet, dass Jesus mit seinen Heilungen am Sabbat nicht das heilige Gebot als solches angriff und damit auch kein Zeichen gegen die Heiligkeit der 10 Gebote/Gesetz gab. Er habe nur zeigen wollen, dass in akuten, schweren Not/Ausnahmefällen vom Gebot abgewichen werden kann. (etwas, was ohnehin schon im Gesetz stand).
    Aber stimmt das? Bei genauerem Hinsehen wirkt Jesus viel radikaler! Fast alle seine Sabbat-Heilungen, waren nämlich keine akuten Notfälle! Er hätte ohne weiteres am nächsten Tag heilen können, ohne, dass den Personen ein weiterer Schaden entstanden wäre (wie ein Arzt, der Sonntags keine Sprechstunde hat). Damit wäre der Heiligkeit des Gesetzes/10 Gebote entsprochen gewesen! Seine Heilungen waren wohl viel eher bewusste Zeichen, genau für diesen Tag geplant. Er spielte damit bewusst mit der Todesstrafe!
    Z.B. Das berühmteste Zeichen – der Mann mit der verdorrten Hand: Jesus geht in die Kirche (Synagoge), der Mann bittet gar nicht um Hilfe! (keine akute Notsituation), Jesus heilt trotzdem gegen das Gesetz am Sabbat. „Am Sabbat ist es erlaubt Gutes zu tun“ – allein mit diesen Worten begründet der Messias sein Handeln. „Voll Zorn und Trauer“ (Mk 3) ist er über die Priester, die nicht so denken, wie er.
    Eigentlich ein klares Zeichen: Nächstenliebe/Gnade steht immer über dem Gesetz, das Gesetz ist im Prinzip nur eine Richtlinie. (Es ist wahrscheinlich sogar die einzige Stelle im NT, wo Jesus direkt als zornig und traurig beschrieben wird!?)

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